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J. S. Bach (1685-1750)
Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G- Dur für 3 Violinen, 3 Violen, 3 Celli und Basso continuo (Cembalo mit Violone) BWV 1048
Ohne Tempo-Angabe Adagio Allegro
Das etwa 1720 in Köthen entstandene dritte der sechs dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg gewidmeten Konzerte ist kein Concerto grosso im Sinne Corellis. Nicht gibt der Wechsel von Concertino und Tutti dem Konzert Transparenz und Abwechslung, sondern hier liegt ein eng verflochtenes und darum nicht leicht zu durchschauendes Gewebe vor: drei Streichergruppen (Chöre), die Gruppe der Violinen, der Violen und der Violoncelli, treten immer wieder nacheinander auf und verschmelzen dann im Ganzen. Die drei Chöre sind jeder für sich dreistimmig, so dass sich eine Neunstimmigkeit ergibt. Doch gibt es auch eine Reduzierung der Stimmen, vor allem beim Celli-Chor, der oftmals, im ‚Allegro‘ durchgehend, nur einstimmig spielt.
Gut hörbar ist diese Verteilung des musikalischen Geschehens auf die drei Chöre, ihr Nach- und Ineinander, wenn jede Gruppe für einen halben Takt vereinzelt auftritt. Schwieriger ist der Übergang eines Motivs von einer zur anderen Gruppe zu verfolgen, wenn die jeweils beiden anderen Chöre nicht pausieren. Die Motive, die auf diese Weise höchst dicht verwebt werden, sind im Wesentlichen dem für diesen Zweck genial erfundenen 8-taktigen Hauptthema des Ersten Satzes entnommen; hier dessen Beginn:
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Eine Gesamtgliederung ergibt sich, indem in Zwischenspielen das Gewebe für einige Takte weniger dicht ist, Violen und Violoncelli nur Begleitfunktion haben und die Violinen ein neues Motiv, eine Variation des Hauptthemas und ein Dreiklang-Motiv, einführen. Und auch das Gegenteil geschieht in den Zwischenspielen, nämlich eine höchste Steigerung der Verdichtung: beim ersten Mal - kurz nach dem Dreiklang-Motiv - steigen die Celli dabei immer weiter abwärts, beim zweiten Mal - kurz vor dem letzten Einsatz des Hauptthemas – ist auch die Cello-Gruppe intensiv an dieser Verdichtung beteiligt.
Diese kurze Analyse der mit höchster Kunst geschaffenen Strukturen dieses Satzes im Großen wie im Kleinen lässt kaum ahnen, welch großartigen Eindruck dieses eng geflochtene, optimal ausbalancierte Geflecht mit seinem hinreißenden Schwung beim Hören hinterlässt. Das Beeindruckendste aber sind die harmonischen Wendungen, die eine immense Spannung aufbauen und das Gewebe in immer neue Farben tauchen.
Eine kleine Brücke eines eintaktigen Adagios verbindet den Zweiten mit dem Ersten Satz.
Dieser Zweite Satz ist in der Klein-Struktur ähnlich komponiert wie der Erste: Es fehlt zwar das kurze solistische Auftreten der einzelnen Streicherchöre, aber innerhalb des geschlossenen Ganzen werfen sie sich unentwegt gegenseitig die Motive zu. Dabei ist die Struktur durchsichtiger, eindeutiger, was der puren Lebensfreude dieses Satzes entspricht. Übersichtlicher ist auch die Groß-Struktur: Sie besteht aus zwei Teilen, einem kürzeren und einem längeren, die jeweils wiederholt werden sollten. Der kürzere Teil stellt das Thema vor und in dem längeren erscheint das Hauptmotiv
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in immer reicheren Formen. Am Ende dieses zweiten Teils wird der erste noch einmal aufgegriffen.
März 2021
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Konzerte / Brandenburgisches Konzert Nr. 4
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