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J. S. Bach
(1685-1750)

aus „Die Kunst der Fuge“ BWV 1080 für Streichquartett

Contrapuncti I, IV, IX, XIV

Bachs Spätwerk ‚Die Kunst der Fuge‘ besteht aus vierzehn ‚Contrapunctus‘ genannten drei- und vierstimmigen Fugen und vier zweistimmigen Kanons. Glenn Gould hielt ‚Die Kunst der Fuge‘ für eines der größten Werke der Musikgeschichte, die unvollendet gebliebene Schlussfuge für das Schönste, was es jemals in der Musik gegeben hat. Insbesondere bewunderte er hier die harmonische Kühnheit in der kontrapunktischen Ausführung.

Dieses Werk hat Bach die letzten acht Jahre seines Lebens beschäftigt (neben der Vollendung der H-Moll-Messe, dem ‚Wohltemperierten Klavier II‘, dem ‚Musikalischen Opfer‘ und anderem). Ein Erstdruck erschien ein Jahr nach seinem Tod; Herausgeber war sein Sohn Carl Philipp Emanuel. Unter die Handschrift der unvollendet gebliebenen letzten Fuge schrieb der Sohn: „NB (nota bene = wohlgemerkt, übrigens): ueber dieser Fuge, wo der Nahme B A C H im Contrasubject angebracht worden, ist Der Verfaßer gestorben.“

Dass Bach offengelassen hat, wie dieses Werk aufgeführt werden sollte - vermutlich wollte er dies den individuellen Möglichkeiten überlassen -, hat zu vielen Spekulationen und Versuchen geführt. Allgemein wird eine Interpretation mit Klavier/Orgel zu zwei Händen bevorzugt. „Es ist …alles …zum Gebrauch des Claviers und der Orgel ausdrücklich eingerichtet.“, schreibt Carl Philipp Emanuel Bach. Die Interpretation mit verschiedenen Instrumenten erreicht mehr Durchsichtigkeit, und die durch ein Streichquartett kann insbesondere deutlich machen, dass die ‚Kunst der Fuge‘ nicht nur ein genial erdachtes kontrapunktisches Konstrukt ist, sondern vor allem seelenvolle Musik.

Contrapunctus I stellt zunächst das Hauptthema (Dux, Führer) vor, von dem Albert Schweitzer schreibt, es erschließe „eine stille, ernste Welt“:



Contrapunctus 1 Hauptthema



Verarbeitet wird das Thema als einfache vierstimmige Fuge. Die vier Stimmen sind im Folgenden mit ‚Sopran‘, ‚Alt‘, ‚Tenor‘ und ‚Bass‘ bezeichnet. Einstimmig erscheint das Hauptthema im Alt, dann fünf Töne höher gesetzt im Sopran, während der Alt eine melodische Gegenstimme ausführt (Kontrasubjekt), beginnend mit der Tonleiter aufwärts von d bis a. Der nächste Themeneinsatz erklingt im Bass, schließlich im Tenor. Nun ist die Vierstimmigkeit erreicht, da ja auch die Gegenstimmen mittlerweile vollzählig sind; und das bleiben sie im weiteren Verlauf, wenn auch immer wieder in neuer Gestalt. Nach einem Zwischenspiel (Episode) erscheinen wieder vier Mal das Hauptthema und ein Zwischenspiel. Und es gibt eine dritte Gruppe der Themeneinsätze, dieses Mal ohne den Einsatz im Alt. Und so läuft die Fuge mit ihren 11 Themeneinsätzen (Zahlensymbolik) ohne einen Ruhepunkt auf ihr Ende zu.

Contrapunctus IV ist ähnlich aufgebaut; Themeneinsätze gibt es drei mehr als bei ‚Contrapunctus 1‘. Das Thema ist nun die Umkehrung des Hauptthemas:



Contrapunctus IV Umkehrung



Die das Thema abschließenden Achtel und Dreiklangsprünge (z. B. fallende Terz) führen, da sie vielfältig als Kontrasubjekt oder in den Episoden erscheinen, zu großer Lebendigkeit. In der zweiten Hälfte werden aus den drei Achteln auch längere Achtelketten. Farbigen Glanz erhält die Fuge zunehmend durch eine von Chromatik geprägte Harmonik.

Contrapunctus IX ist eine Doppelfuge, d. h. es wird mit zwei Themen fugenmäßig verfahren. Das erste Fugenthema beginnt mit einem Oktavsprung, dessen Spannung sich in Achtelläufen auflöst. Es setzt immer auf der zweiten Zählzeit des 4/4-Taktesein. Mit dem zweiten Drittel der Fuge erscheint als zweites Thema das Hauptthema, und zwar in langen Notenwerten, die ihm im Kontrast zu den lebendigen Läufen des ersten Themas und seinen Kontrasubjekten bzw. in den Episoden einen besonderen Glanz geben. Sein Themeneinsatz ist der erste Schlag des 4/4-Takts, geht also dem ersten Thema um eine Zählzeit voraus.

Die Schlussfuge ist wesentlich länger als die übrigen Fugen, sie ist für vier Themen geplant (Quadrupelfuge, nicht zu verwechseln mit der Vierstimmigkeit, sondern: mit diesen vier Stimmen werden vier Fugen-Themen in sich und miteinander kontrapunktisch verarbeitet). Trauer klingt aus den langen Noten des 1. Themas:



Schlussfuge Thema 2



Und auch das zweite Thema mit seinen fließenden Achteln kann die Stimmung nicht aufhellen:
Das dritte Thema besteht aus den Noten b-a-c-h und sechs weiteren Tönen. Nach vier Einsätzen dieses Themas gesellt sich noch das erste Thema hinzu, dann bricht die Fuge ab; es fehlen also noch die kontrapunktischen Verflechtungen des zweiten Themas und es fehlt das vierte Fugenthema - es sollte wohl das Hauptthema sein – und seine Vernetzung mit den drei übrigen Fugenthemen.

Diese Schlussfuge ist von tiefer Traurigkeit, ja von tragischer Spannung geprägt, vielleicht wegen Bachs Augenleiden, vielleicht auch, weil Bach fühlte, dass sein Ende nicht mehr fern war. Jedenfalls wird heftig über die Bemerkung seines Sohnes, der Vater sei ‚über diese Fuge gestorben‘, gestritten. Es ist aber schwierig zu glauben, der Sohn habe hier Falsches berichtet. Carl Philipp Emanuel war es auch, der Bachs Choralbearbeitung ‚Vor deinen Thron tret' ich hiermit‘ aus den ‚Leipziger Chorälen‘ an die unvollendet gebliebene Fuge unter dem Titel ‚Wenn wir in höchsten Nöten sein‘ angehängt hat.

März 2021



Die Kunst der Fuge (Auswahl)

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