J. S. Bach (1685-1750)
Zweite Suite für Violoncello solo d-Moll BWV 1008
Prélude Allemande Courante Sarabande Menuet I und II Gigue
siehe Einführung in die Cello-Suiten
Angestoßen von einem gebrochenen aufwärtssteigenden Moll-Dreiklang (zwei Achtel und eine Viertel) entwickelt sich im Prélude in schönen Harmonien, manches Mal in angenehme Sequenzen geformt, eine Sechzehntel-Bewegung, immer wieder neu in Schwung gehalten durch eine punktierte Achtel. Nur gegen Ende hemmt eine Fermate das ruhige Fließen der Sechzehntel.
In der Allemande sind es die vom Cello als Arpeggio gespielten Akkorde, die im ausgewogenen Fluss des ersten Teils gliedernde Akzente setzen. Im zweiten Teil sind die Akzente seltener, die Melodiebögen sind weiter gespannt.
Die Courante macht ihrem Namen Ehre (von lat. currere, franz. courir – laufen): lebhaftes Davoneilen zeichnet sie aus. Zu Beginn jeden Teils - im 2. und 6. Takt - gibt es zwar auf Vierteln ein kurzes Verweilen, dann aber strebt - sozusagen ohne Atem zu holen - der Lauf angespannt dem Ende zu.
Dem Moll-Charakter Rechnung tragend ist die Sarabande ein intensiver Ausdruck von Trauer und Melancholie, der sich in bewundernswert gelungenen Melodielinien offenbart.
Im schönsten Kontrast dazu die beiden Menuette: das erste tänzerisch graziös mit einem schwermütigen Unterton, das zweite, vom ersten und seiner Wiederholung umfasst, verzichtet auf akkordische Unterstützung und fließt in freundlicherem Dur dahin.
In einer ein wenig gedämpften Fröhlichkeit beschließt die Gigue die Reihe der Tänze. Ihr erster Teil ist melodisch wunderbar ausbalanciert und rhythmisch voller Spannung. Eindrucksvoll der Dudelsack-Effekt gegen Ende, auch im zweiten Teil. In diesem längeren zweiten Teil wirkt der Rhythmus gelöster und sind auch die Phrasen ausgedehnter.
März 2021
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