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C. Debussy (1862-1918)
Sonate für Violine und Klavier g-Moll
Allegro vivo Intermède: Fantasque et léger Finale: Très animé
Claude Debussy plante 1915, nachdem er eine schwere Schaffenskrise überwunden hatte, einen Zyklus von sechs Sonaten für verschiedene Instrumente, von denen er jedoch nur drei vollenden konnte: eine für Violoncello und Klavier, eine zweite für Flöte, Viola und Harfe und als letzte die Violinsonate (1917), sein letztes vollendetes Werk überhaupt. Sie sei ein „Beispiel, was ein kranker Mann während des Krieges schreiben kann“, kommentiert Debussy selbst. Nach der Uraufführung dieser bedeutenden Sonate am 5. Mai 1917, bei der Debussy den Klavierpart spielte - es war sein letztes öffentliches Auftreten - , hat er sein Erstaunen darüber ausgedrückt, dass die Sonate so fröhlich und voller Leben klang, obwohl sein Gemütszustand genau umgekehrt war. Debussy wird an den Mittelsatz gedacht haben, der sich am weitesten von der im Grunde doch melancholischen Gesamtstimmung der Sonate entfernt.
Melancholisch ist das Eingangsmotiv des Ersten Satzes, das diesen Satz in Gänze bestimmt:
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schwungvoll ein kurzes zweites,
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einförmig ein drittes, das dreimal hintereinander erklingt:
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Beim ersten Mal wird die Einförmigkeit durch angehängte Klavierarpeggien, beim zweiten Mal (hier abgebildet) durch eine entsprechende Passage der Violine aufgehoben. In einem zweiten Teil des Satzes werden Motive des bisher Gehörten verwandelt und verschränkt. Der dritte Teil deutet, mit der Violine solo beginnend, kurz das erste und dritte Thema an. Die Coda setzt durch kräftige Akkorde und eine Kadenz der Violine den Schlussakzent.
Debussys Eindruck, seine Sonate sei fröhlich und voller Leben, bezieht sich am ehesten auf den Beginn des Mittleren Satzes, auf eine mit spritzigem Aufschwung eingeleitete Violin-Kadenz und auf das rhythmisch kapriziöse erste Thema, das mit einer mehrmaligen Wiederholung desselben Tons beginnt - hier passt wohl die Satz-Bezeichnung ,fantasque' (launisch, grillenhaft, wunderlich). Die heftigen Bewegungen des Klavierbasses verstärken im Folgenden dieses ‚Scherzando‘. Eine Passage mit kleinen Glissandi der Violine leitet über zu einer ausdrucksstarken, wehmütigen Melodie, die ‚expressif et sans rigueur‘ (Härte, Strenge) gespielt werden soll. Wieder ist das launische Thema zu hören und noch einmal die wehmütige Melodie, nun im Klavier. Die Übergangspassage leitet hin zum ‚Morendo‘ (ersterbend) des Schlusses. Bei der Uraufführung wünschte das Publikum eine Wiederholung dieses Satzes; Debussy weigerte sich, diesen Satz allein zu wiederholen, weil alle drei Sätze motivisch zusammenhängen und eine Einheit bilden. Und also wurde die ganze Sonate noch einmal gespielt.
Im Dritten Satz greift nach flirrender Klaviereinleitung die Violine das melancholische Eingangsmotiv des Ersten Satzes wieder auf. Es folgt ein energischer, lebendiger Teil und - nach einer kurzen Kadenz - ein schwerblütiger. In der Mitte des Satzes wird die flirrende Klaviereinleitung wiederholt, nun auch von der Geige. Dann drängt alles zum Ende dieses kurzen Satzes hin. Nach einem Innehalten durch ein Motiv von wenigen Tönen,
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das auf höherer Stufe wiederholt wird, endet der Satz mit einer knappen Coda, die düster beginnt und innerhalb weniger Sekunden zu einem glanzvollen Schluss sich steigert.
Juni 2020
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Sonate für Flöte, Viola und Harfe F-Dur
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