Claude Debussy (1862-1918)
Sonate F-Dur für Flöte, Viola und Harfe
Pastorale: Lento, dolce rubato Interlude: Tempo di Minuetto Finale: Allegro moderato ma risoluto
Debussys Sonate für Flöte, Viola und Harfe wurde 1915 geschrieben, also in den letzten Lebensjahren Debussys, auch ein Beispiel, "was ein kranker Mann während des Krieges schreiben kann" (Debussy über seine Violinsonate). Wolfgang Ludewig (Kammermusikführer Reclam) charakterisiert die Sonate als „Klang gewordene Poesie“. Von den drei Sonaten Debussys – es gibt noch die erwähnte Violin- und eine Cellosonate aus demselben Jahr - ist sie diejenige, die am eindeutigsten Impressionismus in der Musik repräsentiert. Das Melodische bleibt episodisch, figurativ. Die Rhythmik ist sehr variabel. Auf herkömmliche harmonische Bindungen wird verzichtet. Schon als Schüler auf dem Konservatorium trat Debussy für die Emanzipation des Akkords ein: „Seid ihr nicht imstande, Akkorde zu hören, ohne nach ihrem Pass und ihren besonderen Kennzeichen zu fragen? Woher kommen sie? Wohin gehen sie? Muss man das unbedingt wissen?“ Eine Verbindung von Akkorden konnte für ihn nur eine individuelle und nicht eine nach den traditionellen Regeln sein. Ein besonderes Charakteristikum des musikalischen Impressionismus ist das Klangliche. Die Kombination von Flöte mit ihrem relativ objektiven, mit der Viola und ihrem expressiven Klang und mit Harfe, die mit ihren Tupfern und Arpeggien am ehesten an impressionistische Bilder erinnert, ergibt eine leichte, duftig schwirrende Farbe.
Das Pastorale beginnt wie improvisiert:
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Die Improvisation geht über in eine erste klare Melodie-Line, von der Viola allein ‚doux et pénétrant‘ gespielt:
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Es geht weiter mit improvisiertem Spiel und Klangzauber. Das Tempo wird lebhafter, die melodischen Andeutungen klarer, eine erste, durch die von Debussy so bevorzugte Moll-Terz gestaltet,
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dann eine aufstrebende, von Trillerfiguren der Viola begleitet, und eine dritte, aus aufsteigenden Tonleitern bestehend. ‚Vif et joyeuy‘ ist der nächste Teil überschrieben: Ein Motiv mit aufsteigendem Quart- und Quintsprung setzt sich durch,
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bis die Viola-Melodie des Beginns einsetzt und der erste Teil sehr verändert aufgegriffen wird. Mit dem improvisiert wirkenden Anfang des ‚Pastorale‘ wird die Coda eingeleitet.
Das Interlude ist durchsichtiger, weniger verborgen aufgebaut: Ein durch eine weit schwingende Melodie geprägter Teil
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wechselt mehrmals mit einem lebhafteren ab, der durch ein Motiv mit abwärts und manchmal auch in der Gegenbewegung laufenden Zweiunddreißigstel charakterisierten ist:
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Wie im Erste Satz kehrt das ‚Interlude‘ in der Coda wieder zum Anfang zurück.
Im mit ‚risoluto’ überschriebenen Finale wird ein ab- und ein aufsteigendes Thema
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mit einer Fülle von vor allem klanglich eindrucksvollen Einfällen umgeben. In einem Mittelteil bringt eine neue melodische Bewegung
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ein wenig Ruhe in den ansonsten erregten Ablauf, hält aber die ruhelose Erregung nicht lange auf. Gegen Ende wird als ein weiteres kurzes, ruhiges Anhalten an den Beginn des ‚Pastorale’ erinnert, so dass der Kreis sich schließt.
Juni 2020
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Cellosonate d-Moll / Violinsonate g-Moll
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