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B. Britten
(1913-1976)

Lachrymae (Tränen)
Reflections on a Song of Dowland op. 48

Benjamin Britten hat sein Werk 1950 für den Bratschisten William Primrose geschrieben, und zwar in der Beset-zung für Bratsche und Klavier. 26 Jahre später, also in seinem letzten Lebenjahr, bearbeitet Britten zum 350. To-destag von Dowland (1563-1626) den Klavierpart für Streichorchester.

Bei dem mittlerweile sehr berühmten Werk handelt es sich um Variationen, besser: um Reflections, also um ein Nachsinnen über das herzergreifende Lied ‚If my complaints could passions move‘ (Wenn meine Klagen Leiden-schaften erregen könnten) von J. Dowland. Im Unterschied zu traditionellen Variationswerken steht das Thema, über das die Reflections geschrieben werden, nicht zu Beginn, sondern erscheint in seiner reinen Gestalt erst am Ende von 10 variationsähnlichen Betrachtungen, in der letzten von rund 14 Minuten Spielzeit. Die 13 Minuten davor sind gleichsam Versuche der Annäherungen an das Lied Dowlands. Anders auch als bei den meisten traditionellen Variationen stehen die einzelnen Reflections nicht für sich, durch Pausen deutlich voneinander getrennt, sondern gehen ineinander über; am Ende jeder Reflections steht ein ‚attaca’: die nächste Reflexion (so die deutsche Schreibweise) soll ohne Pause beginnen. Trotzdem hat jede Reflexion ihren besonderen Charakter.

Den Reflexionen vorangestellt ist ein beeindruckendes ‚Lento‘, das durch Tremolo in Bratsche und Klavier ge-heimnisvoll-beängstigend wirkt; im Bass des Klaviers ist die Lied-Melodie angedeutet.

Lebhaft-freundlich klingt in der 1. Reflexion (Allegretto molto comodo) die Bratsche - ein wenig zerklüftet, aber doch melodisch - von Einwürfen des Klaviers begleitet; wenn das Klavier mit eigenen Motiven hinzukommt, so-gar ein wenig neckisch verspielt.

In der 2. Reflexion (Animato) erklingen zarte Pizzicato-Figuren der Bratsche zwischen lang anhaltenden Klavier-akkorden, in beiden Instrumenten mit drei- und viermaligem piano.

Bratsche und Klavier tragen in der 3. Reflexion (Tranquillo) akkordisch und durch Synkopen rhythmisch versetzt in großer Ruhe schöne melodische Bögen vor; unterbrochen wird dieses Miteinander mehrmals durch eine Kadenz der Bratsche.

Die 4. Reflexion (Allegro con moto) besteht aus einem mit energischem Forte gespielten zweistimmigen polypho-nen Gegeneinander.

In der 5. Reflexion (Largamente) folgt jeweils einem dreimaligen gebieterisch-akkordischen Aufschwung in bei-den Instrumenten eine Abwärtsbewegung durch Triolen in der Bratsche über einer Aufwärtsbewegung mit staccato gespielten Achteln des Klaviers.

In der 6. Reflexion (Appassionato) wird ein weiteres Lied von Dowland (Flow, o my tears - Fließt, meine Tränen) zitiert. Zu dem klaren Fluss der Melodie spielt das Klavier eine unruhige, beunruhigende Begleitung.

Auch in der 7. Reflexion (Alla Valse moderato) irritiert die Begleitung: einer kantablen Melodie der Bratsche sind Akkordeinwürfe des Klaviers unterlegt, die eher das sanfte Fließen der Melodie stören als das Gefühl für einen Walzerrhythmus erzeugen.

In der 8. Reflexion (Allegro marcia a punta) bewegt sich im Auf und Ab über liegenbleibenden Akkorden des Kla-viers in hoher Lage und punktiertem Rhythmus eine sprunghafte Melodie der Bratsche, die jeweils mit einem Piz-zicato-Ton endet.

Auch die 9.Reflexion (Lento) bevorzugt die hohe Lage, dieses Mal auch des Klaviers. Hier entsteht eine beruhi-gende, meditative Stimmung.

Eine erregende Stimmung vermittelt die 10. Reflexion (L’istesso tempo): Über bedrohlich wirkenden Arpeg-gio-Akkorden des Klaviers steigern sich wie eine Art ‚Perpetuum mobile‘ immer stärker werdende rasche Bewe-gungsabläufe der Bratsche.

Dann bereitet die Bratsche die Dowland-Melodie vor, gestört zunächst von heftigen Aufwärtsbewegungen im Klavier. Nach der Atonalität der vergangenen 13 Minuten entdeckt man die Tonalität des Dowland-Lieds und des Schluss-Akkords (C-Dur) gleichsam als harmonische Offenbarung.

zu Dowland und ‚Lachrimae‘ siehe ‚Partituren’ 18 S. 38 ff.

Der Bratschist Rainer Moog hat die deutsche Erstaufführung besorgt. Von der Fassung für Viola und Streichor-chester liegt von Moog eine sehr schöne Einspielung vor. (siehe Youtube)

März 2020



Variationen / Sonate für Violoncello und Klavier C-Dur op. 65

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