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Johannes Brahms
(1833-1897)

Sonate für Violine und Klavier G-Dur op. 78

Vivace ma non troppo
Adagio
Allegro molto moderato

Zur Stimmung dieser anmutig-weichen liedhaften G-Dur-Violinsonate schreibt K. Geiringer: „Es ist eine Komposition voll verhaltener Süßigkeit und jener sehnsüchtigen Innigkeit, die - wie bei Brahms häufig - unter Tränen zu lächeln scheint.“
Das Lächeln (das Idyllisch-Pastorale) erklärt sich auch durch den Entstehungsort (Sommerfrische in Pörtschach am Wörther See), die Tränen werden verständlich, wenn man einen Blick auf den biographischen Hintergrund der Sonate wirft: Die erste Kopie seiner Violinsonate op. 78 schickte Brahms Ende Juni 1879 von seinem Urlaubsort Pörtschach an Clara Schumann nach Düsseldorf. Er schreibt ihr: „Es wäre mir eine gar große Freude, wenn ich ihm [Brahms' Patenkind Felix Schumann] ein kleines Andenken schaffen könnte.“
Ein Rückblick ins Jahr 1872: Clara Schumann brachte ihren 24-jährigen Sohn Ludwig wegen des Ausbruchs einer Geisteskrankheit in eine Irrenanstalt, erlitt im November den Tod ihrer Tochter Julie und erfuhr nach der Rückkehr von einer strapaziösen Konzertreise aus England, dass ihr jüngster Sohn Felix an der damals unheilbaren Tuberkulose erkrankt war. In ihrem Tagebuch schrieb Clara: „Ich hatte die traurigsten Gedanken; immer nur Trübes haftete in mir, immer sah ich die theure Julie vor mir, einen armen Ludwig, der für uns wie lebendig begraben ist, und was steht mir mit Felix bevor?“
Sie fand ein wenig Trost in den beiden gerade komponierten ‘Regenliedern’ op. 59/3 und 4, die Brahms ihr in jener schrecklichen Zeit zugeschickt hatte. Das erste beschwört beglückende Kindheitserfahrungen, das zweite (»Nachklang«) hat die gleiche Melodie: es setzt die Regentropfen zu den Tränen des Leidenden in Beziehung.
Felix starb im Februar 1879 an der Tuberkulose. Im Frühjahr dieses Jahres schuf Brahms die Violinsonate op.78 und ließ sich dabei von den beiden ‚Regenliedern’ anregen. Nach Empfang der Sonate schrieb Clara Schumann: „Ich erhielt sie heute und spielte sie mir natürlich gleich durch ... Nach dem ersten feinen reizenden Satz und dem zweiten kannst Du Dir die Wonne vorstellen, als ich im dritten meine so schwärmerisch geliebte Melodie mit der reizenden Achtel-Bewegung wiederfand.“

Anrührend-sanft über weichen Klavierakkorden beginnt das Hauptthema des Ersten Satzes mit dem zögernden Auftakt-Rhythmus der Regenlied-Melodie, den drei ‚d’; darum wird diese ‚Regenlied-Sonate‘ auch die ‘Drei-D-Sonate’ genannt:



Violinsonate op. 78 Satz 1 Hauptthema



Die Melodie blüht auf zu einem Forte und kehrt wieder zu ihrer lieblichen Zartheit zurück, seelenvoll wie das freundlich-fließende Seitenthema, das ‚con anima‘ zu spielen ist:



Violinsonate op. 78 Satz 1 Seitenthema



Ein Spiel mit Motiven aus diesem zweiten Thema beschließt den ersten Teil des Satzes. Der Mittelteil beginnt mit dem von Pizzicati der Violine begleiteten Hauptthema und zeigt, wie traditionell vorgegeben, die bisher vorgestellte Thematik durch Veränderungen in neuem Licht. Jetzt gibt es auch den Aspekt stürmischer Leidenschaft, die aber schnell wieder zur ausgeglichenen Ruhe kommt, wenn gegen Ende des Mittelteils Motive der beiden Themen, sich abwechselnd, einen kurzen Dialog bilden. Der dritte Teil des Satzes greift den ersten wieder auf; der Hauptthema-Bereich ist dabei gekürzt. Ein letztes Mal erklingt zu Beginn der Coda, von vier ergreifenden Takten mit langen Notenwerten eingeleitet, in hoher Lage ruhig-friedvoll das Drei-‚D’-Thema, bevor der Satz in frischer Munterkeit endet.

Das Klavier beginnt im Adagio mit einer Melodie voller Wehmut



op. 78 Satz 2 Thema 1



– trauerndes Andenken an Claras Sohn Felix. Die Violine wiederholt nach einigen Klagemotiven diese innige Melodie. Es folgt ein Trauermarsch, dessen Rhythmus vom Beginn des ‚Regenlieds‘ übernommen ist. Die Wehmuts-Melodie und auch der Trauermarsch, der nun 15 Takte über demselben Bass-Ton ('Orgelpunkt') erklingt, werden verändert wiederholt – die Musik klingt jetzt inniger noch und noch intensiver.

Im Dritten Satz wird der wörtlich zitierte Beginn des ‚Regenlieds’ zum Rondo-Thema, das im weiteren Verlauf des Satzes zweimal wiederholt wird. Einem Freund schrieb Brahms: „Über Regen musst du nicht klagen: Er lässt sich sehr gut in Musik setzen, was ich auch den Frühling in einer Violin-Sonate versucht habe.“ Er denkt an die Vertonung des Gedichts von Grothe allgemein, aber wahrscheinlich auch speziell an die Klavierbegleitung, die die Regentropfen mit Tönen ‚malt‘.
Das Zwischenspiel zwischen Thema und seiner ersten Wiederholung



op. 78 Satz 3 Zwischenspiel 1



vermittelt einen Hauch von Heiterkeit. Das zweite Zwischenspiel beginnt mit dem wehmütigen Thema des ‚Adagios‘ und zitiert dieses Andenken an Felix noch einige Male. Und auch die Coda greift dieses Thema auf, lässt dann aber den insgesamt in Moll gefärbten Satz in einem melancholischen, doch freundlichen Dur enden.

April 2020



F-A-E-Sonate / Violinsonate Nr. 2 A-Dur op. 100

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