Johannes Brahms (1833-1897)
Sextett für zwei Violinen, 2 Violen und 2 Violoncelli B-Dur op. 18
Allegro ma non troppo Andante, ma moderato Scherzo: Allegro molto - Trio: Animato Rondo: Poco Allegretto e grazioso
B-Dur steht bei Brahms für Geborgenheit und Heiterkeit (nicht ohne einen Anflug von Melancholie). Er nennt diese Tonart, in der auch die Händel- und die Haydn-Variationen (op. 24 und 56), das 3. Streichquartett (op. 67) und das 2. Klavierkonzert geschrieben sind, ein „gute Milch gebendes Euter“. Zur Überlegung, warum Brahms sich für das Streichsextett entschied, als er sein erstes Werk ohne Klavier schrieb, meint der Komponist und Brahmskenner Hans Gal: „Es ist begreiflich, dass die in einer reicher ausgebildeten Klangwelt wurzelnde Phantasie des Klavierspielers den üppigeren Möglichkeiten des sechsstimmigen Streichersatzes bereitwilliger entgegenkam.“ Hinzu kommt noch die Scheu, sich am Maßstab der großen Streichquartette der Klassik zu messen. Also wurde es Streichermusik in dieser klangmächtigen Instrumentierung.
Brahms‘ Streichsextett op. 18 (1859/60) steht „im Eingang seiner vollen Meisterschaft“ (H. Gal). Es verbinden sich in ihm jugendlicher Schmelz, volkstümliche Schlichtheit, Reichtum melodischer Erfindung und gereifte Gestaltungskraft. Drei Themen bestimmen den Ersten Satz: Das 1. Cello stimmt das „ruhig wiegende, gesangliche“ Hauptthema an,
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das sich mit großem Gefühl, bei seiner Wiederholung im dritten Teil des Satzes (Reprise) zudem mit eindrucksvoller orchestraler Fülle weit verströmt. Das zweite Thema ist ein „graziöser Ländler“:
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Das dritte Thema, ebenfalls vom Cello I eingeführt und wie das erste von Violine I und Viola I aufgegriffen,
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kehrt zum Gesanglichen des ersten Themas zurück. Ein feines Spiel mit einem Motiv aus dem Hauptthema bildet den Beginn des Mittelteils (der ‚Durchführung‘). Abgeschlossen wird dieser Beginn durch einen dreimaligen, von Triolen bestimmten dramatischen Ausbruch. Das zarte Ländler-Thema erscheint nur wenig verändert. Eine kurze Erinnerung an das Motivspiel des Beginns beendet den Mittelteil. Der dritte Teil des Satzes, die ‚Reprise‘, greift die Themen des ersten wieder auf, das Hauptthema in reicherer Fülle, die beiden anderen Themen nahezu unverändert. Die Coda erinnert noch einmal an das erste Thema und – in Pizzicatoform - an den Abschluss des dritten.
Die düstere trauermarschähnliche Majestät des Andante-Themas prägt weitgehend auch seine sechs Variationen. Die drei ersten lösen die melodische Substanz rhythmisch auf (in energische Sechzehntelbewegung, in bewegtere Sechzehnteltriolen und in stürmische Zweiunddreißigstel von Celli und Viola II). Ruhe nach diesem Sturm bringt die vierte Variation mit ihrem feierlichen Ernst in Dur. Entrückt-versponnen wirkt das Dur in der fünften Variation. Die sechste wechselt wieder nach Moll, das Thema wird in seiner Ausgangsgestalt vorgetragen, aber nicht von der Viola wie zu Beginn, sondern vom Cello und erhält so eine besonders intensive elegische Färbung. Beim Ausklang (‚Coda‘) zieht sich die Musik mit ihren an Schubert erinnernden Schlusswendungen allmählich in sich selbst zurück.
Das muntere Scherzo ist dreigeteilt und besteht aus den Eckteilen (A), die ein wenig würdig-gestelzt daherkommen, und dem Mittelteil, dem ‚Trio‘ (B), das mit seinem entfesselten Temperament den Kontrast zu den Eckteilen bildet. Aufbau: A B A + Coda, die das Thema von B aufgreift.
Wie im Ersten Satz stimmt im Finale das 1. Cello das Rondo-Thema an.
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Die erste Violine nimmt es auf und nach einigen Zwischentakten erklingt es ein drittes Mal. Was so schlicht beginnt, entwickelt sich harmonisch, kompositionstechnisch und vom Aufbau her zu einem höchst differenzierten Gebilde: Die Rondokomposition wird mit der Komposition eines klassischen Sonatensatzes verbunden: das Rondo-Thema kann wie ein Hauptthema verstanden werden; dazu gesellt sich ein ausgeprägtes Seitenthema:
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Mit der Wiederholung des Hauptthemas wird der erste Teil des Sonatensatzes abgeschlossen. Der markante Mittelteil entfaltet ein kurzes Motiv, das in den Zwischentakten des Rondo-Themas als Begleitung anklang,
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zu großer orchestraler Fülle. Der dritte Teil des klassischen Sonatensatzes greift den ersten wieder auf. Zum Abschluss dieses Teils erklingt das Hauptthema zunächst auf zwei Instrumentengruppen verteilt. Den endgültigen Abschluss bildet eine köstlich entspannende Stretta, in der man meint, Rossini zu hören.
2021
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Streichsextette / Streichsextett Nr. 2 G-Dur op. 36
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