Johannes Brahms (1833-1897)
Streichquartett B-Dur op. 67
Vivace Andante Agitato (Allegretto non troppo) Poco Allegretto con Variazioni
Drei Streichquartette hat Brahms veröffentlicht: die höchst komplexen Werke op. 51, Nr. 1 und 2, und mit op. 67 (1876) sein letztes, das sehr unbeschwert erscheint. „Eine nutzlose Kleinigkeit“ nennt Brahms es mit seinem typischen Understatement.
Das jagdrufartige Hauptthema des Ersten Satzes
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Besonders deutlich zeigt sich diese Melancholie in der ersten Hälfte des zweiten Teils dieses klassischen Sonatensatzes. In diesem zweiten Teil wird das bisher Vorgestellte abgewandelt und in neuem Licht gezeigt, auch kommen neue Elemente hinzu wie die Sekundbewegung im Wechsel von Viertel und Achtel,
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zunächst ein schroffes Moll entgegen, in seinem zweiten Teil melancholische Sechzehntel-Bewegungen. Die Wiederholung des A-Teils beginnt im durchbrochenen Satz mit einer Variation des innigen Themas; dann folgt seine einfache, leicht abgewandelte Gestalt in der Ersten Violine, aber begleitet von unruhiger Rhythmik der anderen Instrumente. Unruhig wirkt auch einige Takte lang durch Pausen und überraschende harmonische Wendungen die Coda.
Das Agitato, ebenfalls dreigeteilt, aufgebaut nach dem A B (Trio) A-Schema, gehört im Wesentlichen der Bratsche; der dunkle Ton der Bratsche steht für die düstere, grüblerische Stimmung dieses Satzes. Der A-Teil selbst ist dreigeteilt, in seinem kurzen Mittelstück ist nicht die Bratsche, sondern die 1. Violine führend. Das Trio ist von besonderem Reiz; hier ist die Bratsche wieder dominant. Die Coda nach der unveränderten Wiederholung des A-Teils ist von großer Zärtlichkeit.
Grüblerisch ist auch das Finale, ein Variationensatz, dessen volksliedhaftes Thema achtmal verändert wird. Grüblerisch wirken die Veränderungen auch durch abrupte Schlüsse, die schon im Thema angelegt sind. In der ersten Variation ist es wieder die Bratsche, die führt und das Thema umspielt, von den Piziccati der übrigen Streicher begleitet. In der zweiten variiert zunächst noch die Bratsche das Thema, dann wird sie nach einigen Takten von der 1. Violine abgelöst. In der dritten Variation umspielt die 1. Violine das Thema in tänzerischen Triolenbewegungen. Klanglich sehr reizvoll beginnt die vierte Variation mit einem Unisono von 1. Violine und Cello; sehr reizvoll sind auch die Staccato-Sechzehntel-Triolen in der Begleitung. Die 1. Violine spielt in der fünften Variation ähnliche Achtelbewegungen wie in der vierten. Das Cello gibt dazu ein orgelpunktartiges Fundament. Wie ein süßer Traum erklingt die sechste Variation; Brahms fordert als Spielanweisung ausdrücklich ein ‚molto dolce‘. Einen harten Kontrast zu diesem ‚dolce‘ bildet die siebte Variation, in der mit Verdopplung des Tempos lautstark und höchst lebendig das Jagd-Thema des Ersten Satzes sich durchsetzt. Eine feine, leise Bearbeitung dieses Themas findet sich in der letzten Variation. Von der ausgedehnten Coda hat man den Eindruck, als versammle sich hier noch einmal alles bisher Gehörte: das Jagd-Thema, das Variationen-Thema, das Zarte und das Kräftige, das Freundliche und das Melancholische. Große Musik und alles andere als eine „nutzlose Kleinigkeit“ sind dieser letzte Satz und das gesamte Quartett.
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