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Ankündigung
Eine ergreifende Klage wegen seiner unglücklichen Liebe zu Clara Schumann hat der dreiundzwanzigjährige Brahms niedergeschrieben; aber erst 20 Jahre später hatte Brahms so viel Distanz zu seiner leidvollen Erfahrung, dass er diese Musik der Öffentlichkeit übergeben konnte, nämlich als ‚Ersten Satz‘ seines Klavierquartetts op. 60. Aber auch die übrigen, neuen Sätze sind höchst beeindruckend: das düstere Moll und der unruhig-jagende Rhythmus des ‚Scherzos‘, die schwelgerische Schönheit des ‚Andante‘, die Kraft des ‚Finales‘ und - ebenfalls im ‚Finale‘ - die leise Schönheit eines innigen Chorals.

J. Brahms
(1833-1897)

Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello c-Moll op. 60

Allegro non troppo
Scherzo: Allegro
Andante
Finale: Allegro comodo

"Dies Quartett ist zur Hälfte alt, zur Hälfte neu." (so 1875 Brahms an seinen Verleger) 1855/1856 hatte der 22/23-jährige Brahms ein dreisätziges Klavierquartett (ohne Scherzo) in cis-Moll geschrieben. Als Brahms es 1873/74 veröffentlichen wollte, hat er nach Aussagen von Clara Schumann die letzten beiden Sätze, also den langsamen und das Finale, ersetzt.

Wenn sich Clara Schumann nicht irrt und auch der ‚Langsame Satz‘ neu ist, bleibt von dem Quartett 1855/56 nur der Erste Satz. Der freilich ist etwas Besonderes. „Beklemmendere und düsterere Musik ist selten geschrieben worden.“ (Schuster) Man darf vermuten, dass für Brahms allzu persönliches, allzu schmerzliches Erleben in dieser Musik lag, als dass er sie gleich hätte veröffentlichen können; es ist das Erlebnis seiner unerfüllten Liebe zu Clara Schumann, der Frau des seit 1854 geisteskranken und im Juli 1856 gestorbenen Robert Schumann.

Zwölf Jahre später kann Brahms über diesen Ersten Satz sagen: „Nun stellen Sie sich einen Menschen vor, der sich eben totschießen will, und dem nichts andres mehr übrigbleibt.“ Und noch einmal sieben Jahre später, als er sich diese Musik erneut vornahm, erinnert er daran, dass sie das Zeugnis seines Werther-Erlebnisses ist.

In erschütternder Dramatik, mit seufzenden, klagenden Halbtonschritten abwärts (Hauptthema), beginnt dieser Satz:



op. 60 Satz 1 Hauptthema



Die Halbtonschritte erklingen im folgenden Zwischenstück als Forte-Akkorde, zunächst von Achteln, dann von Sechzehntel-Sekundschritten begleitet. Diese leiten über zum lieblichen, immer wieder variierten Seitenthema, das zwar in Dur erklingt,



Klavierquartett c-Moll op. 60 Satz 1 Seitenthema



aber die Stimmung nur wenig aufhellt. Ein zweites Seitenthema, eine Art Variation des ersten,



Klavierquartett c-Moll op. 60 Satz 1 Seitenthema 2



wechselt schon bei der Wiederholung nach Moll.
„Geheimnisvolle Glockenklänge im Klavier eröffnen“ den Mittelteil (Villa Musica), der zunächst eine „geradezu exzessive Verarbeitung und Ausdruckssteigerung der Seufzer-Motive in ihrem Doppelcharakter als leise Seufzer und dröhnende Akkordschläge“ (Reclam) bringt. Anklänge an das 2. Seitenthema steigern sich über einem Klavierbass-Triolenmotiv zum Forte.
Der dritte Teil greift den Anfangsteil wieder auf, verändert aber die Themen stark; das liebliche Thema bekommt durch die Bratsche einen wehmütigen, in dem folgenden Fugato einen bedrückenden Charakter. Das zweite Seitenthema ist zwar nach Dur aufgehellt, führt aber im Crescendo zum harten Akkord-Fortissimo des Hauptthemas und seiner Sekundschritte. Einige Animato-Takte, eines Klavierkonzert-Endes würdig, scheinen einen triumphalen Schluss anzukündigen. Doch einige gewichtige, dunkle Akkorde führen hin zum Piano in c-Moll.

In dem Quartett von 1855 fehlte ein Scherzo-Satz. Das neue Scherzo aber wirkt wie in jener früheren Zeit geschaffen. Ähnlichkeiten mit dem Scherzo aus der F.A.E.-Sonate von 1853 fallen auf. Beherrschend ist ein düsteres Moll und ein unruhig-jagender Rhythmus. Eine im Wechsel von Streichern und Klavier dargestellte freundliche Episode hat wenig Einfluss auf die Gesamtstimmung wie auch ein trioähnlicher Mittelteil, der auf einige beruhigende Takte reduziert ist, zunächst von der Violine angestimmt, dann vom Klavier



und in einem riesigen, aufregenden Crescendo zum Hauptteil zurückführt.

Ob nun aus der frühen oder der reifen Zeit des Komponisten - die schwelgerische Schönheit der Andante-Melodie ist ergreifend, eine innige Freude für den Zuhörer und sicher auch für den Cellisten, der hier sein Solo erhält. Nach einem durch synkopische Rückungen unruhigen, aber immer ‚molto dolce’ zu spielenden Mittelteil - hier jedenfalls erklingt der reife Brahms -, greift das Klavier, begleitet vom Pizzicato der Bratsche und des Cellos, jene Melodie besonders eindringlich wieder auf, und die Streicher führen sie in berückender Schönheit weiter. Die Coda greift auf den Mittelteil zurück, und vor den Schlussakkorden erklingen ein letztes Mal die vier ersten Töne des Cello-Solos.

Das weitgespannte gesangliche Hauptthema des Finales wird von der Violine intoniert. Begleitet wird es zunächst nur vom Klavier:



Klavierquartett c-Moll op. 60 Satz 4 Hauptthema



Das Auftaktmotiv dieser Begleitfigur verselbständigt sich und erklingt in dieser Weise zum ersten Mal am Ende des gesanglichen Themas. Dann geht es weiter mit neuen Melodiebögen, die aus denen des Hauptthemas gebildet sind; kraftvoll werden sie gesteigert und münden in einen leisen, nur von den Streichern gespielten Choral. Der Mittelteil wird gebildet durch ein wehmütiges Spiel mit Motiven des Themas und des ‚Chorals’; auffällig sind dabei die abwärts laufenden chromatischen Tonleitern des Klaviers. Der dritte Teil, der auf den ersten zurückgreift, beginnt mit dem Hauptthema, aber zunächst in heroischem Gewand, dann wird es fortgesetzt wie im ersten Teil, auch das Choralthema erscheint wie im ersten Teil im Piano. Unvermittelt aber wird ihm im Klavier ein hymnisches C-Dur verliehen, dessen strahlender Klang kurz auch das folgende Hauptthema beeinflusst. Doch dieser Aufschwung scheitert und versinkt, herabgezogen von der abwärts laufenden Chromatik, in schwerblütigem Moll. Auch die drei letzten Akkorde in Dur hellen die Stimmung nicht auf.

April 2020



Klavierquartett op. 26 A-Dur

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