Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Streichtrio G-Dur op. 9/1
Adagio - Allegro con brio Adagio, ma non tanto, e cantabile Scherzo: Allegro Presto
Mit den Streichtrios op. 9 war Beethoven auf einer ersten Höhe seiner Erfindungs- und Gestaltungskraft. In seiner Widmung an den Grafen Johann Georg von Browne stellt Beethoven fest, dass er diese Werke (1797 entstanden) für seine bisher besten halte (la meilleure de ses oeuvres), dass sie den Zielen, die er sich gesetzt habe, am nächsten kämen. Manches in diesen Streichtrios ist von den Werken der Reife- und Spätzeit Beethovens nicht so weit entfernt, wie der zeitliche Abstand vermuten lassen könnte.
Die Adagio-Einleitung des Ersten Satzes von op. 9/1 setzt fortissimo und unisono mit einem Dreiklang abwärts ein und wechselt dann zu einem feinen Dialog der drei Instrumente. Das Hauptthema des ‚Allegro con brio‘ beginnt mit der dreimaligen Wiederholung eines Motivs, das im gesamten Trio wiederzufinden ist:
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Das Cello trägt energisch einen zweiten Gedanken vor:
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Das Seitenthema - in Moll - schließt seinen Melodiebogen jeweils mit einem Echo:
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Der zweite Teil eines klassischen Sonatensatzes variiert das bisher Gehörte. Hier ist es im Wesentlichen der energische Gedanke des ersten Teils, der eindrucksvolle harmonische Veränderungen erfährt, dann sind es Motive des Hauptthemas, die abgewandelt werden. Der dritte Teil greift den ersten wieder auf, verändert ihn – z. B. fehlt der energische Gedanke – die Coda wandelt Hauptthema und den energischen Gedanken ähnlich ab wie der zweite Teil.
Das ruhige, klare, gesangliche Hauptthemas des Adagios ist von einer melancholisch-klagenden Grundstimmung geprägt. Ein wenig lebhafter erklingt nach einem innigen Zwischenspiel ein zweites Thema:
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Es schließt mit einem längeren kadenzartigen Spiel. Diese beiden Themen werden in einem zweiten Teil wiederholt. Auch hier gibt es ein Zwischenspiel zwischen erstem und zweitem Thema: Es wird von Sechzehntel-Figuren des Cellos getragen, die drei Mal von aufsteigenden Akkorden der beiden übrigen Streicher begleitet werden. Die Coda bekräftigt die melancholisch-klagende Grundstimmung des ‚Adagios‘, zu der die tiefe Lage des Cellos wesentlich beiträgt.
Das Scherzo, gegliedert nach dem Schema A B (Trio) A, gefällt durch schöne kontrapunktische Arbeit mit einem reizenden Thema im A-Teil:
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Die Schlussfloskel des Themas im B-Teil wird wie ein doppeltes Echo zweimal wiederholt und in dieser Form wird das gesamte Thema ebenfalls zweimal wiederholt, nun auf verschiedenen Stufen und durch Generalpausen getrennt.
Das köstliche Presto ist geprägt von enormer Spielfreude, stupender Virtuosität und die Möglichkeit zu großer Klangentfaltung. Das Hauptthema ist im Grunde eine Aneinanderreihung längerer und kürzerer Motive, die aber so zusammenpassen, dass sie als Einheit erscheinen. Dazu kontrastiert ein Seiten-Thema von eigentümlichem Reiz:
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Der zweite Teil des ‚Prestos‘ spielt mit den im ersten Teil dargestellten Motiven, am intensivsten mit der zweiten Motivgruppe:
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Besonders auffällig ist gegen Ende des zweiten Teils eine ruhigere Episode, die melodisch nur aus Dreiklängen abwärts besteht, von synkopisierenden Terzparallelen begleitet. Traditionell wiederholt der dritte Teil eines solchen klassischen Sonatensatzes den ersten, manches Mal verkürzt er ihn dabei, hier aber erweitert und bereichert er ihn. Nach dem Seitenthema wird zur Coda übergeleitet, die dem großartigen Satz ein rasantes Ende beschert.
Mai 2021
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op. 8 D-Dur / op. 9/2 D-Dur
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