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Ludwig van Beethoven
(1770-1827)

Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello Es-Dur op. 16

Grave - Allegro ma non troppo
Andante cantabile
Rondo: Allegro ma non troppo

Das 1796/97 entstandene Klavierquartett - mit seinen Anklängen an die ‚Zauberflöte‘, den ‚Don Giovanni‘ und das Es-Dur-Klavierkonzert KV 482 auch eine Hommage an Mozart - erschien gleichzeitig in zwei Versionen: als Klavierquartett und als Quintett für Klavier und Bläser. Wahrscheinlich ist das Quintett zuerst entstanden; das Quartett hat Beethoven zur gleichen Zeit (1810) veröffentlicht, um dem Erscheinen schlechter Arrangements von anderer Hand vorzubeugen. Oft klingt diese Bearbeitung für Streicher wie ein Klavierkonzert en miniature.

Das eindringliche, in seiner Mitte höchst dramatische ‚Grave‘ des Ersten Satzes leitet einen klassischen Sonatensatz ein, der durch das vom Klavier solo vorgestellte freundliche Hauptthema charakterisiert ist:



Klavierquartett op. 16 Satz 1



Ein Zwischenstück, bei dem der Pianist glänzen kann - Beethoven hat bei dieser Kammermusik auch an sich als den Pianisten gedacht, und das Klangvolumen des Klaviers ist ein wichtiger Faktor in diesem Satz - führt zu einem freundlichen Seitenthema. Dem schließt sich ein köstliches Nachspiel an, das den ersten Teil des Satzes beendet. Im zweiten Teil steigt zu Beginn mit großer Wucht ein Unisono der Streicher, dann auch des Klaviers chromatisch empor. Dann spielen sich die Streichinstrumente einige Takte lang gegenseitig ein neues harmlos erscheinendes Motiv von sechs Vierteln zu; das Ergebnis ist eine anmutige Unterhaltung. Nun beginnt, wie es für einen klassischen Sonatensatz üblich ist, der dritte Teil mit der Wiederholung des ersten, und man glaubt, Beethoven habe auf die traditionelle Abwandlung von Motiven des ersten Teils verzichtet. Tatsächlich hat er den Hörer in die Irre geführt, denn plötzlich gibt es doch noch Veränderungen des im ersten Teil Vorgeführten - der zweite Teil war noch nicht beendet. Beim dritten Teil geht es ähnlich zu. Wie es Konvention ist, wird der erste wieder aufgegriffen, aber er wird verändert, bereichert. Und einige Schlussakkorde besiegeln den Satz. Sie sind aber auch nur ein Scheinschluss, denn nun beginnt nach einem Übergang, der mit einer Klavierkadenz schließt, die Coda mit solch schönen Einfällen, dass es schade wäre, wenn es bei den ersten ‚Schlussakkorden‘ geblieben wäre.

Das in seiner Schlichtheit ungemein ergreifende Rondo-Thema des Andante cantabile



Klavierquartett op. 16 Satz 2



kehrt zweimal in variierter Gestalt wieder, die zweite Variation ist durch reiche Ornamentik zu besonderer Größe gesteigert. Vor jeder Wiederholung sind Zwischenstücke (Episoden) von großer Zartheit und Ausdruckskraft eingefügt, die erste, mit wunderbaren Modulationen versehen, von der Violine, die zweite von der Viola eingeleitet. An die zweite Variation schließt sich eine eindrucksvolle Coda mit orignellen Abschlusstakten an.

Das einprägsame Hauptthema des Dritten Satzes



Klavierquartett op. 16 Satz 3



ist mit seiner Munterkeit ein schöner Kontrast zur Melancholie des Zweiten. Eine frische Überleitung führt zum Seitenthema,



Klavierquartett op. 16 Satz 3 Seitenthema



und mit einer Wiederholung des Hauptthemas schließt der erste Teil des Satzes. Der zweite wandelt mit hochdramatischen Effekten zu Beginn und zum Abschluss (Anklang an ‚Don Giovanni‘) und mit einem kontrapunktischen Spiel in der Mitte, das Hauptthema ab. Der dritte Teil des Satzes wiederholt den ersten mit einigen Veränderungen. Die köstliche Coda beginnt mit dem Hauptthema und variiert sie kurz ein letztes Mal.
Beethoven schreibt ‚Rondo‘ über diesen Satz; es handelt sich also um eine in der Klassik häufig zu findende Kombination von Sonatensatz und Rondo, modisch ausgedrückt um eine Hybrid-Form.

Bei der Uraufführung war dem Komponisten sein schriftlich fixiertes Werk noch nicht genug, und er fügte – selbst am Klavier sitzend - improvisierend Weiteres hinzu. Folgendes berichtet Ferdinand Ries, Schüler und Vertrauter Beethovens (Es handelt sich um die Uraufführung der Quintettfassung im Hause des Prinzen Lichnowsky): „Im letzten Allegro ist einigemal ein Halt, ehe das Thema wieder anfängt; bei einem derselben fing Beethoven auf einmal an zu phantasieren, nahm das Rondo als Thema und unterhielt sich und die anderen eine geraume Zeit, was jedoch bei den Begleitenden nicht der Fall war. Diese waren ungehalten und Herr Ramm (der Oboist) sogar sehr aufgebracht. Wirklich sah es possierlich aus, wenn diese Herren, die jeden Augenblick erwarteten, dass wieder angefangen werde, die Instrumente unaufhörlich an den Mund setzten und dann ganz ruhig wieder abnahmen. Endlich war Beethoven befriedigt und fiel wieder ins Rondo ein. Die ganze Gesellschaft war entzückt.“ - soweit Ries. Als ein anderer Schüler, nämlich Czerny, bei einer Aufführung dieses Werks sich ebenfalls Freiheiten herausnahm (Erschwerung der Passagen, Einsetzen der höheren Octave u.s.w.), bekam er von Beethoven einen öffentlichen Verweis. Am nächsten Tag entschuldigt sich Beethoven in einem Brief an Czerny: „Ich platzte gestern so heraus, es war mir sehr leid, als es geschehen war, allein das müssen Sie einem Autor verzeihen, der sein Werk lieber gehört hätte, gerade, wie es geschrieben, so schön Sie auch übrigens spielten.“ - ein einprägsames Zeugnis einer menschenfreundlichen Haltung, das man so wenig vergisst wie das Rondothema, über das Beethoven sich zu phantasieren erlauben konnte.

Mai 2021



Klavierquartett

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