Ludwig van Beethoven (1770-1827)
ZwölfVariationen für Cello und Klavier über ‚Ein Mädchen oder Weibchen‘ aus Mozarts ‚Zauberflöte‘ F-Dur op. 66
Es fällt auf, dass Beethoven bei dreien seiner vier Variationen-Werke über Themen aus Mozart-Opern (‚Will der Herr Graf‘ aus dem ‚Figaro‘, ‚Bei Männern, welche Liebe fühlen‘ und ‚Ein Mädchen oder Weibchen‘ aus der ‚Zauberflöte‘) sich für die Besetzung Cello/Klavier entschied und dass sie alle in der Frühzeit des kompositorischen Schaffens von Beethoven entstanden, letzteres 1796, fünf Jahre nach der Entstehung der ‚Zauberflöte‘. In der Frühzeit entstanden, aber doch meisterhaft und in ihrer Art vollkommen sind die Variationen über ‚Ein Mädchen oder Weibchen‘. Beethoven hat diese letzte Arie aus der ‚Zauberflöte‘ für seine Zwecke verändert. Sein Thema bleibt beispielsweise im 2/4-Takt, wo Mozart in den 6/8-Takt wechselt, und aus dem Andante des Beginns wird ein Allegretto. Mit einem verspielten Klaviersolo beginnt der Variationenzyklus. Einen sehr eigenen Charakter, mehr verfremdend als variierend, zeigt der Anfang der zweiten Variation. Die dritte versteckt das Thema im virtuosen Spielwerk des Klaviers. Dass jede der Variationen eine ausgeprägte Individualität hat und jede eine kleine Kostbarkeit für sich ist, wird auch in der vierten deutlich. Mit Doppelgriffen des Cellos wird der Themenbeginn intoniert, das Klavier umspielt die Fortsetzung mit glockenspielähnlichen Klängen, dann wieder das Cello mit einem Teil des Themas und so fort. Die fünfte Variation wirkt durch Punktierung und Sforzati gewaltsam und marschähnlich. Die sechste ist der dritten verwandt; das virtuose Spielwerk liegt nun nicht in der linken, sondern in der rechten Hand. Sechzehntel statt der Zweiunddreißigstel in der vorigen Variation lassen die siebte zu einem vorläufigen Ruhepunkt werden; sehr hübsch das chromatische Abwärts der Triller gegen Ende. Ein munterer Spaß ist die achte Variation; wieder ein Ruhepunkt die neunte mit ihren Achteln, die jeweils zu zweit gebündelt sind. Es ist bewundernswert, wie in den 16 Variations-Takten so viel Schönheit konzentriert sein kann wie im ‚Adagio‘ der zehnten Variation. Ebenfalls von großer Schönheit, aber einer ganz anderen Art, ist die elfte, wieder ein ‚Adagio‘ (Poco Adagio quasi Andante) – das Nacheinander zweier langsamer Stücke ist in einem Variationenwerk ungewöhnlich. Der heitere Ausklang der zwölften Variation ist durch die Andeutung einer weiteren Variation und durch die Coda wesentlich länger als die üblichen sechzehn Takte und er ist voller köstlicher Überraschungen.
November 2014
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