Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sonate für Violoncello und Klavier A-Dur op. 69
Allegro ma non tantoScherzo: Allegro molto Adagio cantabile - Allegro vivace
Die Cellosonate op. 69 entstand 1808, zur Zeit der Fünften und Sechsten Sinfonie; vom Stil und von der Aussage her steht sie der Sechsten nahe.
Das wunderbar zarte, weitgespannte Hauptthema des Ersten Satzes
|
|
wird vom Cello zunächst solistisch vorgestellt und vom Klavier weiter ausgesponnen. Diese Präsentation des Themas endet in einer kleinen Klavierkadenz. Danach der umgekehrte Vorgang: das Klavier intoniert das Thema und das Cello führt es fort. Eine Kadenz im Cello schließt die Darstellung des Hauptthemas ab und führt hin zu einem drängenden Zwischenstück in Moll mit den für Beethoven so typischen Sforzati (Akzenten):
|
|
Das Seitenthema erklingt in freundlichem E-Dur, beginnend mit dem Dreiklang abwärts. Dieser Freundlichkeit wird gegen Abschluss des ersten Satz-Teils ein weiteres energisches Thema entgegengesetzt (Beispiel aus dem dritten Teil des Satzes):
|
|
Der zweite Teil, der sich nach der Konvention mit dem bisher Dargestellten auseinandersetzen müsste, verzichtet auf diese Konvention und bringt ein neues Thema,
|
|
das, sich verändernd, auf sanfte, wilde und elegische Weise erscheint. Der Einsatz des Hauptthemas beim Übergang zum dritten Teil, der den ersten – zu Beginn ein wenig gekürzt – wieder aufgreift, ist in seiner besinnlichen Ruhe ungemein beeindruckend. Mit einer eindrucksvollen Coda geht dieser Satz, der bei aller Innigkeit voller energischer, kraftvoller Freude ist, seinem Ende zu.
Der Scherzo-Teil (‚A‘ in Moll) des Zweiten Satzes ist hart gefügt durch Synkopen und durch die Melodieführung. Das Trio (‚B‘ in Dur) klingt sehr eigenwillig, da ein einziges Motiv nahezu monomanisch wiederkehrt und harmonisch wenig geschieht. Der Gesamtaufbau des Scherzos: ABABA + eine köstliche Coda aus wenigen Takten.
Das Adagio ist das Versprechen eines Satzes voller Innigkeit, aber nicht mehr als ein Versprechen, denn tatsächlich ist es ‚nur‘ Einleitung zum spielfreudig-virtuosen Finale. Die Form des klassischen Sonatensatzes ist in diesem Finale nahezu lehrbuchmäßig erfüllt, ohne dass die stürmische Lebendigkeit und der ausgelassene Schwung darunter leiden. Schwung und Lebendigkeit garantiert schon das Hauptthema:
|
|
Nicht ganz dem Lehrbuch entspricht das Seitenthema: Lyrisch-Stimmungsvolles ist nur ansatzweise vorhanden, es wirkt seltsam gebrochen. Der erste Teil, das Vorführen der Themen wird wiederholt, wie es sich für einen Sonatensatz der Klassik gehört. Im zweiten Teil erfährt der Beginn des Hauptthemas eine eigenartige chromatisch bestimmte Verwandlung, die eine düstere, fahle Stimmung hervorbringt. Vom ersten Teil übernommene Sechzehntelläufe, die ein neues, in sechs Tönen abfallendes Motiv begleiten, halten der fahlen Stimmung ein wildes Ungestüm entgegen. Die fahle Stimmung wiederholt sich und führt zum dritten Teil, der den ersten wieder aufgreift. In der ausgedehnten Coda kommt es zu erneuten eindrucksvollen Verwandlungen des Hauptthemas.
Beethoven soll auf ein Exemplar dieser Sonate, das er verschenkte, die Worte ,,Inter lacrymas et luctum" geschrieben haben - „inmitten von Tränen und Trauer“; dies ist sicher keine Interpretation der Sonate, vielleicht ein Hinweis auf die Umstände, unter denen sie entstand (die politischen Verhältnisse, eine unglückliche Liebe, seine Taubheit, das Zerwürfnis mit dem Freund Ignaz von Gleichenstein?); dann wäre sie ein freudvoller Lichtblick in schmerzlicher Zeit.
April 2021
|
op. 5/ 2 g-Moll / op. 102/1 C-Dur
|
|
|
|