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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Quartett für Oboe, Violine, Viola und Violoncello F-Dur KV 370
Allegro Adagio Rondo: Allegro (ma non troppo)
Wie eine Reihe anderer Komponisten bedeutender Werke der Musikgeschichte hat sich Mozart zu seinem Oboen-Quartett von einem ausübenden Musiker anregen lassen: von dem Oboisten der Mannheimer Hofkapelle Friedrich Ramm, einem Kumpan aus der Zeit, als Mozart in Mannheim weilte (Oktober 1777 bis März 1778), mit dem Mozart sich über derbe Scherze freute und der „unter die ersten jetzt lebenden Oboisten gehört“ – so ein zeitgenössisches Lexikon, und weiter heißt es: „Man sagt nicht zuviel, wenn man behauptet, dass noch keiner den schönen, runden, sanften und wahren Ton auf der Oboe … sich so vorzüglich gut zu eigen gemacht habe als er … und hat einen sehr gefühlvollen Vortrag.“ So wundert es nicht, dass Mozart Anfang 1781 von ihm zu solch einem Meisterwerk inspiriert wurde.
Das Hauptthema des Ersten Satzes
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und das Seitenthema
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sind von gleicher munterer Heiterkeit. Im Mittelteil, der die Aufgabe hat, das bisher Vorgestellte durch Veränderung in neuer Beleuchtung zu zeigen, werden dazu Nebenmotive aufgegriffen. Wesentlich ist zu Beginn die Andeutung eines Kanons mit einem Quartsprung abwärts; am Ende finden sich nicht ganz ernst zu nehmende leichte dramatische Akzente. Der dritte Teil greift, wie es der Tradition entspricht, den ersten wieder auf, beschränkt sich dabei aber auf das Hauptthema; ansonsten eilt der Satz mit schönen neuen Ideen schnell dem Ende zu.
Ungewöhnlich sind im Adagio die großen Intervallsprünge zu Beginn einer klagenden Melodie, die den Streichern vorbehalten ist,
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ungewöhnlich die harmonischen Wendungen, die die Klage der Melodie ins Schmerzliche steigern. Und gesteigert wird die Klage dann durch die Oboe mit einer zweiten, durch punktierten Beginn charakterisierten Melodie:
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Noch einmal klingt die Melodie der Streicher an. Die Oboe hebt sich in einem chromatischen Aufwärts in große Höhe, während die Streicher für einen Moment wie erstarrt in ihrem Akkord verbleiben; und sie beschließt mit dem Anfangsmotiv ihrer punktierten Melodie den Satz, der mit vier Minuten für ein Adagio äußerst kurz ist, dessen Ausdrucksintensität aber so außerordentlich ist, dass man meint, es sei in den vier Minuten eine ganze Welt gezeigt worden.
Höchst einprägsam, gleichsam ein Ohrwurm, ist das tänzerisch-heitere Hauptthema des Dritten Satzes:
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Zwei Seitenthemen schließen sich an, ein frisches, heiteres:
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und eines, das lebendig hochsprudelt
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und munter abwärts fließt. Hinzu kommt eine besonders reizende, ja liebliche Abschlussformel. Mit der Wiederholung des Hauptthemas ist der erste Teil des Satzes beendet. Im zweiten Teil wird das Hauptthema in neuem Licht gezeigt und die Spielfiguren der Oboe werden einige Takte lang schneller, weil Mozart für die Oboe einen 4-Viertel-Takt vorschreibt, während die Streicher beim 6-Achtel bleiben, d. h. der Oboist muss in einem Takt vier Sechzehntel mehr spielen als im 6/8-Takt – ein Gegeneinander zweier Taktarten, das für Mozart ungewöhnlich ist. Mit der zweiten Wiederholung des Hauptthemas beginnt der dritte Teil. Mozart lässt hier das erste Seitenthema weg, und den Abschluss des Satzes bildet jenes Thema, das als besonders reizend in Erinnerung geblieben ist.
Mai 2020
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Flötenquartett A-Dur KV 298 / Bläserserenade Es-Dur KV 375
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