Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Sonate für Klavier und Violine A-Dur KV 305
Allegro di molto Tema con Variazioni: Andante grazioso
Mozart hatte sich, angeregt durch „6 Duetti à Clavicembalo e Violino von schuster“, vorgenommen, einen Zyklus von sechs Violinsonaten zu schreiben, was dann auch 1777/78 in Mannheim und Paris geschah. Mozart war mit diesen sechs Violinsonaten zufrieden und bezeichnete deshalb diesen Zyklus als sein ‚Opus 1‘, gewidmet der Kurfürstin Maria Elisabeth von der Pfalz. Im Köchelverzeichnis sind es die Sonaten 301–306. Er nannte diese Sonaten - KV 296 gehört noch in diese Reihe - „Clavierduetti mit Violin“. Mit dieser Bezeichnung wollte er eine neue Entwicklung bei der Komposition von Violinsonaten hervorheben, die er bei Schuster gefunden hatte: dass nämlich Klavier und Violine nun als gleichberechtigte Partner duettieren, dialogisieren, dass die Violine sich aus ihrem Part, nur Begleiterin des Klaviers zu sein, emanzipiert hat. Im Druck freilich heißen sie noch „Six Sonates/Pour le Clavecin Ou Forte Piano Avec Accompagnement D'un Violon“ - Sechs Sonaten für das Cembalo der das Fortepiano mit Begleitung einer Violine. Mozart war eben auch Traditionalist. Deshalb haben fünf der sieben Sonaten auch nur zwei Sätze. Der Mozartkenner Alfred Einstein schätzt von ihnen besonders KV 304 und 305, die in Paris entstanden sind. Letztere nennt er „ein Ideal der unbeschwerten Duettsonate: ganz Heiterkeit, Frische, Unschuld“.
Ungetrübte Heiterkeit strahlen die beiden Themen des Allegro di molto aus, die im ersten Teil des Satzes vorgestellt werden. Die Zeit ihrer Entstehung war dagegen ganz und gar nicht ungetrübt - die Mutter, mit der Mozart die Reise unternommen hatte, war in Paris gestorben. Aber Mozart hatte wohl in seinem Innersten Schätze, von denen er unabhängig seiner sonstigen Befindlichkeit zehren, vielleicht auch Trost erhalten konnte. Der Mittelteil des Satzes beginnt mit einer nach Moll eingefärbten Umkehrung des Hauptthemas. Auch sonst findet sich in den wenigen Takten dieses mittleren Teils viel Reichtum, auch im kontrapunktischen Bereich. Der dritte Teil greift mit einigen Änderungen den ersten wieder auf; und Mozart schreibt auch vor, was später nicht mehr üblich ist, dass der mittlere und der dritte Teil wiederholt werden.
Das Thema des Zweiten Satzes ist durch die Satzbezeichnung ‚grazioso‘ treffend charakterisiert. Als ‚grazioso‘ zu bezeichnen sind auch die Variationen: die Zweiunddreißigstel-Bewegungen des Klaviersolos in der ersten, das Tänzerisch-Graziöse in der zweiten Variation, deren zweite Hälfte ein Kanon und das Spiel mit kleinsten Motiven reizvoll macht. In der dritten Variation besticht ein freundliches Dialogisieren von Klavier und Violine im Triolen-Rhythmus. In der vierten gibt die Violine mit einer schönen Melodie alleine den Ton an, das Klavier ist auf die Begleitung beschränkt. Am Ende dieser Variation wird kurz vor der Schluss-Floskel eine kleine Kadenz eingefügt. Die Heiterkeit des Gesamten wirkt sich so sehr auf die fünfte, die Moll-Variation aus, dass diese trotz einiger chromatischen Wendungen der traditionellen Aufgabe, eine dunklere Farbe einzubringen, kaum nachkommt. Leicht und hell beschließt die sechste Variation das hübsche Spiel.
Oktober 2016
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