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W. A. Mozart (1756-1791)
Streichquartett D-Dur KV 575 (1. Preußisches Quartett)
Allegretto Andante Menuetto: Allegretto Allegretto
1789 war Mozart nach Berlin gereist; er erhoffte sich Aufträge vom preußischen König. Gleich nach der Reise schrieb er seine drei letzten Streichquartette, die sogenannten 'Preußischen Quartette'. Der bekannte Mozartforscher Alfred Einstein schreibt dazu: „Sie stehen als Gruppe für sich, da sie einem Dilettanten auf dem Violoncell gewidmet sind, dem König Friedrich Wilhelm in Berlin. Der königlichen Virtuosität mußte Rechnung getragen werden, und so spielt fast in jedem der dreimal vier Sätze das Violoncell eine hervortretende Rolle ... Es sind drei Werke, die unter furchtbarstem seelischem Druck entstanden sind, und doch erheben sie sich in die Region reinster Seligkeit.“ Der Druck, den Mozart aushalten musste, ergab sich vor allem durch seine üble finanzielle Situation "Wenn Sie wüssten, was mir das alles für Kummer und Sorgen macht - es hat mich die ganze Zeit her verhindert, meine Quartetten zu endigen.", schrieb er an seinen Geldgeber Puchberg (12. 6. 1790). Wenn er eine Serie von sechs Quartetten hätte schreiben können, wie der König es erwartet hatte, hätte er sie dem König dediziert und wäre vielleicht reich entlohnt worden. Nun sah er sich gezwungen, die drei vollendeten Quartette, „diese mühsame Arbeit, um ein Spottgeld herzugeben, nur um in meinen Umständen Geld in die Hände zu bekommen“ (s. o.). Erschienen sind sie erst nach seinem Tod.
Der Musik sind diese Schwierigkeiten nicht anzumerken. Die Freundlichkeit des Dur-Dreiklangs, mit der der Erste Satz beginnt,
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ist gleichsam tonangebend für den ganzen Ersten Satz, der nahezu ausschließlich vom Eingangsthema lebt. Auch das Seitenthema, nach einem längeren Zwischenspiel vom Cello eingeführt, beginnt mit einem Dreiklangmotiv. Der zweite Teil des Satzes spielt mit Motiven des ersten, auch wird ein neuer Gedanke hinzugefügt. Der dritte Teil wiederholt, nur wenig verändert, den ersten.
Das Andante sei „ein Musterbild melodischer Schönheit, von großer ausdrucksvoller Gelassenheit und Entspanntheit“ heißt es in Reclams Kammermusikführer. Für den wunderschönen Beginn greift Mozart auf das vier Jahre zuvor entstandene Lied vom ‚Veilchen‘ zurück. Ein zweites seelenvolles Thema wird von einem Instrument zum nächsten gereicht – wenn das Cello Melodieträger sein sollte, mussten die drei übrigen Instrumente der ‚Gerechtigkeit‘ halber auch diese Melodie spielen dürfen. Ein drittes beginnt mit punktierten Sechzehntel. Zum Abschluss greift Mozart noch einmal das ‚Veilchen-Thema‘ auf.
Höchst reizvoll ist das Menuett. Sein Mittelteil, das ‚Trio‘ klingt ein wenig gedämpfter, aber nicht weniger reizvoll. Das ‚königliche‘ Solo in diesem Trio lässt nicht die Enttäuschung Mozarts spüren, dass der Preußenkönig ihn in Berlin noch nicht einmal empfangen, geschweige ihm einen Kompositionsauftrag gegeben hat.
Auch im Finale ist das Cello hervorgehoben: Das Hauptthema (ein Rondo-Thema) wird von ihm vorgestellt; es beginnt - wie im 'Ersten Satz' - mit dem Dreiklang in der Aufwärtsbewegung. Ein Wunder an Schönheit ist dieser Satz in seiner Mischung von höchster Kunstfertigkeit und expressiver Intensität. Der Aufbau ist recht einfach: Das Rondo-Thema wird zweimal wiederholt und in den ‚Zwischenräumen‘ werden nicht neue Themen eingefügt, wie es üblich ist, sondern Umformungen des Rondo-Themas, und die sind rhythmisch (z. B. gleiche ruhige Achtel – unruhige Triolen), harmonisch (nahezu revolutionär), kontrapunktisch (z. B. Kanonform) so perfekt, dass man sich keine andere Art von Zwischenspielen vorstellen kann.
November 2017
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KV 465 C-Dur (Dissonanzen-Quartett) / KV 590 F-Dur
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