W. A. Mozart (1756 – 1791)
Trio für Klarinette, Viola und Klavier Es-Dur KV 498 (‚Kegelstatt-Trio‘)
Andante Menuetto Rondeaux: Allegretto
Mozart hatte sein Leben lang eine Vorliebe für die Klarinette. Dass diese Vorliebe sich gegen Ende seines Lebens verstärkte, ist seinem Freund Anton Stadler zu verdanken. ‚Bruder Lustig’ Stadler muss ein glänzender Musiker gewesen sein; darum wohl konnte Mozart über dessen etwas windigen Charakter hinwegsehen: dass Stadler ihm z. B. eine Schuld von 500 Gulden nie zurückerstattete. W. Hildesheimer vermutet, dass Mozart nicht nur mit Stadler musiziert, sondern mit ihm auch Billard gespielt und gekegelt hat. Auf einer Kegelbahn jedenfalls - möglicherweise im Haus seiner Klavierschülerin Franziska Jaquin - soll am 5. August 1786 das “Kegelstatt”-Trio entstanden sein. Hildesheimer dazu: “Gewiss ist es nicht das einzige seiner Werke, dessen Zauber die Lokalität verleugnet, in der es entstanden ist.”
Aus kommerziellem Interesse wurde das ‚Kegelstatt-Trio‘ vom Wiener Verleger Artaria in einer Fassung für Geige veröffentlicht. Alfred Einstein schreibt: “... der Part der Violine kann und sollte nur auf der Klarinette ausgeführt werden. Denn dies Werk, geschrieben für die Familie Jacquin, genauer für die Tochter des Hauses, Franziska, ist ein Werk der Intimität, Liebe, Freundschaft, Kunst, wohl mit Franziska am Klavier, Mozart selbst als Bratschisten und Anton Stadler als Bläser - kein andres Instrument kann den melodischen Duft, die tiefen und weichen Begleitungsfiguren so wiedergeben wie die Klarinette.”
Ungewöhnlich wie die Besetzung - begründet vielleicht durch das Zusammensein im Hause Jacquin - ist auch die Art und Abfolge der Sätze: Der zauberhafte Erste Satz, ein Andante, wird geprägt durch ein Doppelschlagmotiv,
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Dieses zweite Thema ist von solcher Intensität, dass Mozart es auch an den Beginn des kurzen Satz-Mittelteils stellt und auf schlichte Weise abwandelt. Der dritte Teil des ‚Andante‘ greift den ersten wieder auf; einige Veränderungen gegenüber diesem ersten Teil sind von großem Reiz.
In den Eckteilen des Menuetts wird einem Thema, das ein wenig auftrumpft, eine freundlich-beruhigende Antwort des Klaviers entgegengesetzt. Im Mittelteil (in der parallelen Moll-Tonart), antwortet der klagenden Frage des 4-Töne-Motivs
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in der Klarinette die Bratsche mit lebhaftem Triolenspiel. Das Klavier beteiligt sich zunehmend an diesem Dialog, an den in der Coda noch einmal erinnert wird.
Fünf Mal wird das Rondo-Thema des Dritten Satzes wiederholt. Die Pluralform ‘Rondeaux’ verweist vermutlich auf die zahlreichen Zwischenspiele (Episoden) zwischen den Wiederholungen dieses Themas (H. F. Redlich, Taschenpartitur Eulenburg). Die erste der Episoden ist eine frische Klarinetten-Melodie, die zweite aus virtuosen Dreiklangs-Figuren gebildet. Nach der 1. Wiederholung des Themas erklingen in der Funktion einer Überleitung zur nächsten Themen-Wiederholung schnelle Tonleiter-Figuren. Den Abstand zwischen der zweiten und dritten Wiederholung füllt ein burschikoses Thema der Bratsche, die dann auch die dritte Wiederholung intoniert. Das Klavier übernimmt bei dieser Episode für kurze Zeit die feineren Zwischentöne. Dasselbe gilt für die insgesamt freundlichere Episode nach der dritten Wiederholung. Nach der vierten folgt ein konzertantes Zwischenspiel, und die fünfte leitet die Coda mit ihren typischen Abschlussformeln ein.
Juni 2014
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