Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Suite für Klavier KV 399
Ouvertüre Allemande Courante
Eine kleine Gigue KV 574
Baron van Swieten, 1770-1777 kaiserlicher Geschäftsträger am Preußischen Hof, Musikliebhaber und Freund von Haydn, Mozart und Beethoven, hörte 1774 zum erstem Mal von J. S. Bach, und zwar durch Friedrich II. selbst. Van Swieten verschafft sich nun Werke von Bach und bringt sie mit nach Wien. So begegnete Mozart dem Thomaskantor. Händel hatte er schon einige Jahre früher kennengelernt, ebenfalls durch van Swieten. Das Werk vor allem Bachs hat Mozart tief erschüttert, sein Schaffen verändert; die Vollkommenheit von Mozarts Spätwerk ist ohne Bachs Polyphonie nicht denkbar. Die Suite (eine Folge von stilisierten Tanzsätzen) KV 399 ist ein Sich-Vergewissern des Stils der beiden Heroen der Barockmusik, wenn man so will eine Stilkopie, aber eine meisterhafte. Und es ist spannend herauszufinden, was bloße Nachahmung ist und wo sich der eigentliche Mozart zeigt. Er zeigt sich vielleicht darin, dass die ‚Ouvertüre‘ nicht ganz so gravitätisch ausfällt und es auch verspielte Elemente gibt, dass die dreistimmige Fuge nur als Überleitung zur ‚Allemande‘ gedacht ist. Mozartisch ist mit Sicherheit die harmonische Farbigkeit, die sich in dieser Umgebung so fremd ausnimmt, dass die Suite in manchen Takten an Romantik erinnert. In der ‚Allemande‘ hat Mozart den Stil Bachs und sein Eigenes so verschmelzen können, dass ihre Qualität den entsprechenden Stücken Bachs nicht nachsteht – schon darum ist zu bedauern, dass dieses Suite-Fragment kaum auf den Konzertprogrammen zu finden ist. In der ‚Courante‘ entfernt sich Mozart ein wenig von seinem Vorbild. Von einer ‚Sarabande‘ gibt es nur fünf Takte. Auch die Gigue fehlt; und es ist sinnvoll, die Suite durch die Gigue zu ergänzen, die Mozart sieben Jahr später schrieb, als es in Leipzig auch eine lokale Annäherung an Bach gab, „ein Meisterstückchen tänzerisch leichter Polyphonie“ (Reclam).
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