W. A. Mozart (1756-1791)
Klaviersonate A-Dur KV 331
Thema: Andante grazioso Menuetto Alla Turca Allegretto
Als Mozart 1781 nach Wien übersiedelte, wusste er um die Klavierbegeisterung der höheren Schichten Wiens, und er bot ihnen als Einstand neben der ‚Entführung aus dem Serail‘ drei Klaviersonaten (in A, F und C, KV 330-332) und drei Klavierkonzerte in den gleichen Tonarten (KV 413-415).
Dass sich Max Reger das Variationen-Thema des Ersten Satzes von KV 331 für sein großartiges Variationenwerk (acht Variationen und Fuge) aussuchte, verwundert nicht angesichts der bezaubernden Grazie dieses mit einem Forte endenden, ansonsten lieblichen Themas:
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Mozart selbst schreibt sechs Variationen zu dieser Melodie. In einer ersten umspielt er sie mit Halbtonvorschlägen, die zweite wirkt lebhaft durch Sechzehntel-Triolen, durch Vorschläge und Triller mit Zweiunddreißigstel Figuren verbunden, durch Sprünge im Bass und durch eine feinsinnige Veränderung der Melodie:
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Die dritte Variation ist von melancholischem Charakter durch die Moll-Tonart und durch die Gleichförmigkeit der die Melodie umspielenden Bewegung. In der Vierten Variation mit ihrem sanften Wiegen verschwindet trotz des Wechsels nach Dur das Melancholische nicht ganz. Das gilt auch für die fünfte, einem ‚Adagio‘; farbige Harmonik und Verspieltheit des Melodischen geben ihr eine wunderschöne Süße. Muntere Verspieltheit zeichnet die sechste Variation (‚Allegro‘) aus.
Das Formschema des Menuetts ist die Dreiteiligkeit, also Menuett – Trio – Menuett. Die Eckteile ‚Menuett‘ sind identisch. Mittelpunkt dieses ‚Zweiten Satzes‘ - nicht nur im formalen Sinn - ist die innige Musik des ‚Trios‘ mit ihrer Vorwegnahme von Schubert-Klängen.
Das ‚Alla Turka‘ des Dritten Satzes legt nahe, an die Beziehungen zwischen Osmanischem Reich und Österreich zu erinnern. Die Janitscharenmusik – die Militärmusik der Osmanen - sollte mit Einsatz von Becken, großer Trommel, Triangel und Schelle die Soldaten aufstacheln und, wenn nötig, in den Tod treiben. Hunderttausende sind zu diesen Klängen elendig umgekommen. Mozart hat dies offenbar nicht im Sinn, als er 1781, 100 Jahre nach der entscheidenden Niederlage der Osmanen am Kahlenberg, an seinen Vater schreibt, der Janitscharenchor aus der ‚Entführung‘ sei „kurz und lustig; - und ganz für die Wiener geschrieben.“ Dank der guten Beziehungen zum Osmanischen Reich, um die sich Kaiserin Maria Theresia mit Erfolg bemühte, war das Osmanische eine Modeerscheinung geworden, der sich Mozart mit seiner ‚Entführung‘ und dem ‚Alla Turka‘-Satz anschloss. Es wurden sogar Klaviere so präpariert (‚Janitscharenzug‘), dass Paukenschlag und Schellenbaum vom Pianisten eingesetzt werden konnten.
September 2018-09-27
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