W. A. Mozart (1756-1791)
Sonate c-Moll KV 457
Allegro molto Adagio Allegro assai
Die Fantasie c-Moll KV 475 wurde im Mai 1785 komponiert, die Sonate schon im Oktober 1784. Für Mozart bildeten die beiden ungewöhnlichen Werke aber eine Einheit, und er ließ sie Ende 1785 unter dem Titel ‚Fantaisie et Sonate pour le Forte-Piano‘ im Druck erscheinen. Die Handschrift der beiden Werke ist erst 1990 in den USA wieder aufgetaucht und wurde für $1. 839. 200,- vom Mozarteum in Salzburg ersteigert.
Mozart hat die dynamische Möglichkeit des Forte-Piano in der C-Moll-Sonate besonders intensiv genutzt: Das Hauptthema des Ersten Satzes besteht aus einem aufsteigenden gebrochenen C-Moll-Dreiklang im Forte und der Antwort im Piano, ein „Gegensatz von Energie und Zartheit“ (Reclam), der den gesamten Satz durchzieht. Von schöner Zartheit sind die beiden weiteren Themen, vor allem das zweite in Dur, auch hier Frage und, im Bass intoniert, die Antwort. Der kurze Mittelteil gehört dem energischen Dreiklangsaufstieg, der harmonisch wunderbar verändert und von virtuosen Achteltriolen kontrapunktiert wird. Der dritte Teil dieses Satzes erfüllt nicht so einfachhin die übliche Aufgabe, den ersten zu wiederholen. Es gibt eine Reihe von Veränderungen, am auffälligsten die, dass das zweite zarte Thema nach Moll wechselt, was dieses Thema noch zarter erscheinen lässt. In den Schlusstakten versinkt die Musik leise im Reich des tiefen Dunkel.
Nach der Explosion des Gefühls im ‚Ersten Satz‘ folgt als Kontrast ein reizendes, ja liebreizendes und verspieltes Adagio. Dieser Eindruck gilt für das Rondo-Thema, das zweimal wiederholt und mit immer reicheren Ornamenten ausgestattet wird. Es gilt auch für das erste Zwischenstück; aber nicht für das zweite. Dies beginnt mit der gleichen Tonfolge, mit der Beethoven das ‚Adagio cantabile‘ seiner ‚Pathétique‘ (op. 13) eröffnet. Und diese Anspielung mag ein Grund sein, bei der C-Moll-Sonate von Mozarts ‚Pathétique‘ zu sprechen.
Das Hauptthema des Dritten Satzes beginnt trotz der Synkopen zunächst recht freundlich; man erwartet nicht, dass dann diese erregende, aufwühlende Musik folgt bis hin zum furiosen Schluss (‚Coda‘). Aber schon der zweite Teil dieses Themas
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weist – je nach Interpretation – mehr oder weniger auf das Folgende hin. Das zweite Thema zeigt mit seinen Chromatik-Läufen, seinem abruptem Wechsel von Forte und Piano, mit seinen akkordischen Farben beim fulminanten Schluss das Erregende dieser Musik. Das Hauptthema wird wiederholt, ebenso das zweite Thema, aber sehr verändert. Die nächste Wiederholung des Hauptthemas wird von Pausen, Fermaten und neuen Harmonien unterbrochen und führt hin zur Coda, die noch einmal mit aller Macht das Besondere dieser Sonate erleben lässt.
Dezember 2018
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