Die ‚Kleine Gigue‘ KV 574 ist eine außerordentliche Köstlichkeit von etwa einer Minute und 45 Sekunden. Außerordentlich ist, wie Mozart sich von Bach beeinflussen lässt und doch er selbst bleibt. 1782 lernte Mozart Bachs Werk genauer kennen, vermittelt durch Baron van Swieten, der 1770-1777 kaiserlicher Geschäftsträger am Preußischen Hof war und in dieser Zeit sich Abschriften von Bachs Werken gemacht hatte. 1789, dem Entstehungsjahr der ‚Gigue‘, hielt sich Mozart im Zuge seines Besuchs am Berliner Hof in Leipzig auf (Auf dieser Reise vom 8. 4. bis 4. 6. 1789 besuchte er u. a. auch Prag und Dresden) und vertiefte in der Bach-Stadt seine Kenntnis der Musik des Thomaskantors. Die Gigue wurde direkt in das Notizbuch des Leipziger Hoforganisten Karl Immanuel Engel geschrieben. Die Vollkommenheit von Mozarts Spätwerk ist ohne Bachs Polyphonie nicht denkbar und die ‚Gigue‘, die an Bachs H-Moll-Fuge aus dem ‚Wohltemperierten Klavier I‘ erinnert, ist ein kleines Beispiel dafür.
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