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Ankündigung
Mendelssohns Streichquartett f-Moll ist Zeugnis der extremsten Krise in seinem Leben, nämlich des Todes seiner Schwester Fanny. Es ist ein Werk von „düsterem, zerrissenem, gehetztem Charakter, das keinen Schimmer der Hoffnung und Zuversicht zeigt“. (G. Schönfelder) Sein Scherzo ist ein erschütternder Totentanz; wenn es so etwas wie den Ausdruck von Verzweiflung in der Musik gibt, dann hier. Der ‚Langsame Satz‘ ist Klagegesang und Trauermarsch. Und in ungeheurer Wildheit endet der Final-Satz dieses außergewöhnlichen Quartetts.

Felix Mendelssohn-Bartholdy
(1809-1847)

Streichquartett f-Moll op. 80

Allegro vivace assai
Allegro assai
Adagio
Finale: Allegro molto

Im Mai 1847 war Mendelssohns Schwester Fanny Hensel im Alter von 41 Jahren gestorben. Mendelssohn hatte seine Schwester sehr geliebt, und ihr Tod war für ihn eine Katastrophe. Er überlebte die Schwester nur ein halbes Jahr. Zeugnis dieser extremsten Krise seines Lebens ist das Streichquartett f-Moll. Es ist gleichsam ein ‚Requiem für Fanny‘. G. Schönfelder verweist auf den „düsteren, zerrissenen, gehetzten, von keinem Schimmer der Hoffnung und Zuversicht gezeichneten Charakter“ dieses außergewöhnlichen Werks.

Außergewöhnlich ist schon der Beginn des Ersten Satzes: Das gehetzte Hauptthema entwickelt sich im Tremolo vom Piano zum Fortissimo und mündet in ein Motiv von schmerzlicher Schärfe,



Streichquartett op. 80 f-Moll Satz 1 Hauptthema



das bei der Wiederholung ins Lyrisch-Melancholische umgewandelt wird, dann aber mit Triolen zu einem wilden Ritt sich entwickelt, der hin zum Seitenthema führt. Dieses Seitenthema



Streichquartett op. 80 f-Moll Satz 1 Seitenthema




(hier in der Fassung des dritten Teils) beginnt tröstlich, entwickelt sich aber zu einem wehmütig-klagenden Gesang. Dieser wird abgebrochen durch Fetzen des Tremolo-Hauptthemas. Der zweite Teil des klassischen Sonatensatzes hat die Aufgabe, bisher gehörte Motive und Themen in neuem Licht zu zeigen. Hier genügt Mendelssohn die vielfältige Verwandlung des durch die Punktierungen charakterisierten Schmerz-Motivs. Diese Umwandlungen steigern sich bis hin zu einem einsamen höchsten ‚b‘ - ein beklemmendes Stück Musik. Die Erinnerung an die lyrisch-melancholische Variante des Hauptthemas löst für ein paar Takte die Beklemmung. Der ‚wilde Ritt‘ des Triolenteils wird aufgegriffen und gesteigert - gegen Ende gibt das Cello mit seinen halben Noten den unruhig flatternden Triolen der übrigen Instrumente einigermaßen einen Halt. Diese Episode führt zum dritten Abschnitt des Satzes, der nach der Tradition den ersten wieder aufgreift. Mendelssohn verändert aber, er verkürzt den ersten Teil, und er stellt das Seitenthema vor das Hauptthema, das in die Coda übergeht. Diese Coda bringt ein neues Element: „einen infernalischen Totentanz“ (s. o.), bei dem Tod und Teufel sich in der Banalität offenbaren.

Erschütternder Totentanz ist auch der Zweite Satz mit seinem synkopierten Thema, dessen ‚tröstlicher‘ Piano-Schluss bittere Ironie ist. Wenn es so etwas wie den Ausdruck von Verzweiflung in der Musik gibt, dann hier. Auch der Mittelteil (‚Trio‘), dem sonst oft lieblichere Töne vorbehalten sind, wirkt düster und fahl, vor allem durch die Basslinie, mit der er beginnt. Die chromatische Abwärtsbewegung, mit der Viola und Cello zum Anfangsteil zurückführen, klingt nahezu wie ein heulendes Glissando.

Mit der Klage der abwärts fallenden Sext beginnt die Eingangsmelodie des Adagios als wehmütiges Gedenken an die Schwester. Nach diesem Klagegesang entwickelt sich ein eindringlicher Trauermarsch, der mit ruhigen Vierteln beginnt und mit punktierten Sechzehnteln endet. Der Klagegesang des Beginns setzt wieder ein und wird zunehmend unruhiger und härter, bis erneut – zunächst mit einem Fortissimo - ein Trauermarsch einsetzt. Wenn dann zu Beginn der Coda ein letztes Mal die fallende Sext in der 1. Violine erscheint, so meint man, die Musik habe wenigstens jetzt zu einem tröstlicheren Ton gefunden.

Gehetzt, rastlos, zerrissen – so muss der Final-Satz charakterisiert werden. Die unruhigen Synkopen des Hauptthemas



Streichquartett op. 80 f-Moll Satz 4 Hauptthema



sind allgegenwärtig. Selbst beim ruhigeren Fluss des Seitenthemas ist eine innere Erregung spürbar. Der Mittelteil beginnt mit dissonanten Akkorden im Wechsel mit dem Hauptthema. Diese harte Fügung wird weitergeführt, indem das Hauptthema im Fortissimo über einem langen Orgelpunkt des Cellos in große Höhen steigt. Wenn es dann zum Piano absinkt, schließt sich ein neues, zartes Motiv an. Eine ebenfalls neue, auch klanglich sehr reizvolle Episode beschließt den Mittelteil. Bei der einsetzenden Wiederaufnahme des Anfangsteils erscheint wie beim ‚Ersten Satz‘ zuerst das Seitenthema. Das folgende Hauptthema geht über in eine Coda, in der Triolen über den Synkopen des Themas das Gehetzte, Rastlose, Zerrissene noch verstärken.

Oktober 2020



Streichquartett e-Moll op. 44/2

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