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Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)
Streichquartett Es-Dur op. 12
Adagio non troppo - Allegro non tardante Canzonetta: Allegretto Andante espressivo Molto allegro e vivace
Als Mendelssohn 1829 sein Streichquartett Es-Dur op. 12 komponierte, war er zwar erst 20 Jahre alt, hatte aber schon eine Reihe großartiger Werke geschaffen, unter anderem die Ouvertüre zu Shakespeares ‚Ein Sommernachtstraum‘, das Streichquintett op. 18, das Streichoktett op. 20 und das Streichquartett a-Moll op. 13, das entgegen dieser Opuszahl vor op. 12 entstand. Ein anderes Streichquartett in Es-Dur hatte er schon als 14-Jähriger komponiert; es trägt aber keine Opuszahl, Mendelssohn hielt es offenbar nicht für gut genug.
Sein zweites Es-Dur-Quartett, op. 12, hält dagegen jedem kritischen Urteil stand. Vielfalt in der Erfindung, Intensität im Ausdruck und großes Können bei der kompositorischen Verarbeitung machen es zu einem Meisterwerk.
Der Erste Satz wird mit einem ausdrucksstarken Adagio eingeleitet, das der Einleitung aus Beethovens op. 74 nachempfunden ist, ohne dass Mendelssohn sein Eigenes verleugnet. Das eindrucksvolle Hauptthema des ‚Allegro non tardante’ ist - wie die Einleitung - lyrisch gestimmt,
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ebenso das Seitenthema. Der Mittelteil hat üblicherweise die Aufgabe, das bisher Gehörte durch Veränderungen in neuem Licht zu zeigen. Hier nun entwickelt sich zunächst aus dem Hauptthema ein neues, recht melancholisches Thema,
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von der zweiten Violine vorgestellt. Zusammen mit den beiden anderen Themen entwickelt es durch faszinierende polyphone und harmonische Erfindungen das großartige Mittelstück dieses Satzes. Nach einem Ritardando beginnt sehr zart der dritte Teil. Hier werden Haupt- und Seitenthema unmittelbar nebeneinandergestellt und weiterentwickelt, was bei der Entwicklung des Seitenthemas zu einem weiteren großen, vor allem harmonischen Höhepunkt führt. Die Coda beginnt mit dem melancholischen Thema der zweiten Violine; und mit einer Erinnerung an das Hauptthema verebbt der Satz in zartem Pianissimo.
Canzonetta bedeutet eigentlich ‚Liedchen‘, Tanzliedchen (von lat. ‘canere’ singen). Die Verkleinerung von ‚Canzone‘ verweist auf Leichtes, Volkstümliches, Tänzerisches. Die köstliche Canzonetta aus op. 12 hat dieses Leichte, ja teilweise Schalkhafte, Scherzohafte. Aufgebaut ist sie wie ein Scherzo: A B A, also mit gleichen Eckteilen und einem Mittelteil, dessen Elfenspuk ins Spukhaft-Unheimliche sich verwandelt, wenn nämlich die tänzerischen Sechzehntelfiguren der beiden Violinen von Viola und Cello übernommen werden.
Das Andante espressivo ist relativ kurz und mag als Einleitung des Finalsatzes, der sich ‚attacca’ an das Andante anschließt, verstanden werden; aber es ist von großer Ausdruckskraft – die Bezeichnung ‚espressivo’ verweist darauf. Einer innigen Melodie folgen einige dramatische Takte, die in einer Art Rezitativ enden. Die Hauptmelodie wird wiederholt, Elemente des dramatischen Teils schließen sich an und entfalten sich zu großer Geste. Einige Motive jener innigen Melodie bilden die kurze Coda.
Im Vierten Satz setzt Mendelssohn eine furiose Einleitung vor das beschwingte Hauptthema,
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das abgelöst wird von einem schön gesetzten polyphonen Teil und einigen Takten eines köstlichen Scherzo-Themas. Ein sanftes liedhaftes Seitenthema wird nur kurz angedeutet, bevor der erste Teil des Satzes mit großartigem Spielwerk, zunächst in der Solo-Violine, dann fortissimo und unisono in allen vier Stimmen so überzeugend endet, dass man meint, der Satz müsse zuende sein. Aber unversehens erklingt pianissimo das melancholische Thema der zweiten Violine aus dem Ersten Satz. Es steht anstelle des Mittelteils; denn nun wird der erste Teil, stark verändert, wieder aufgegriffen (dritter Satzteil). Aber das einprägsame Scherzo-Thema fehlt nicht, auch nicht das sanfte Seitenthema und nicht das stürmische Unisono. In der Coda bringt die zweite Violine noch einmal ihr melancholisches Thema, die erste Violine dann das Hauptthema des Ersten Satzes, so dass der Kreis sich geschlossen hat.
Oktober 2020
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Streichquartette / Streichquartett op. 13 a-Moll
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