Lowell Liebermann (*1961)
Sonata for Flute and Harp op. 56
Liebermann, der auch als Pianist und Dirigent tätig ist, zählt zu den meistaufgeführten amerikanischen Komponisten der Gegenwart. Liebermann selbst schreibt über die Wurzeln seines Komponierens: „Meine Liebe zur Musik entstand durch die Einwirkung der großen westlichen klassischen Tradition auf mich. Das ist ein kontinuierlicher Zusammenhang, von dem ich ein Teil sein wollte.“
Mit ungewohnten Klängen beginnt die einsätzige Sonate: düster, dramatisch, manches Mal mit einer Härte, die von Harfe und Flöte nicht erwartet wird (Teil A). Die Harfe wiederholt eine Zeit lang beharrlich einen einzigen Ton, eine Art Orgelpunkt, der noch mehrmals wiederkehrt. Ein Solo der Flöte in Form einer Kadenz leitet über zum zweiten Teil der Sonate: Die Harfe intoniert ein neues, nun melancholisches Thema, dessen Weiterentwicklung - wieder mit Orgelpunkt-Begleitung - sich zu einem dramatischen Höhepunkt steigert, dann zurückkehrt zum sanften, melancholischen Thema (Teil B). Im folgenden, bewegteren Teil (C) erklingen frohe, nahezu jubelnde Töne. Doch die Entwicklung führt zurück zu den dunklen, aggressiven Klängen des Beginns (A). Exakt in der Mitte dieses Satzes erklingt ein schneller Teil (D), zunehmend hoch erregt, ja fast ekstatisch. Der folgende langsame Teil (E), der Ähnlichkeit hat mit Teil B, endet mit einer besonders schönen Eingebung des Komponisten: eine eindringliche, liedhafte Melodie wird von beiden Instrumenten unisono vorgeführt. Das Frohe des Teils C schließt sich an, dann das Düstere des Beginns (A), so dass der Kreis sich schließt.
September 2020
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