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Zoltán Kodály (1882-1967)
Sonate für Violoncello und Klavier op. 4
Fantasia: Adagio di molto Allegro con spirito – Molto Adagio
Das Cello war das Lieblingsinstrument des ungarischen Komponisten Zoltán Kodály und entsprechend schrieb er für dieses Instrument ergreifende Musik aus dem „Geist des Singens“ (Kodály: „Unser Zeitalter der Rationalisierung führt auf einen Weg, an dessen Ende der Mensch selbst zur Maschine wird; nur der Geist des Singens kann uns vor diesem Schicksal bewahren.“).
Die Sonate op. 4 wurde 1909/10 komponiert und am 17. März 1910 von Jenö Kerpely und Béla Bartók uraufgeführt.
Der mit ‚Fantasia’ überschriebene Adagio-Satz beginnt mit zwei Quartsprüngen aufwärts und einer weiter steigenden rezitativartigen Gesangslinie des Cello solo
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und endet, verebbt sozusagen mit einem sich wiederholenden Quartsprung abwärts – Eckpunkte eines sich weit spannenden Bogens, der seinen Höhepunkt in einer dramatischen Ausdruckssteigerung hat, ohne dass die melancholische Grundstimmung verlassen wird. Wie improvisiert wirkt diese ‚Fantasia’, aber sie hat einen klaren dreigeteilten Aufbau: Einem ersten Teil mit jenem Cello-Solo und einem ruhigen Dialog zwischen Klavier und Cello folgt ein in sich noch gegliederter Mittelteil, dessen drei Episoden ein ‚molto marcato appassionato‘ gemeinsam haben und sich bis ins ‚Più agitato‘ steigern. Die ‚Fantasie‘ schließt mit der Wiederholung des ersten Teils in veränderter Form, aber mit gleichem Ausdrucksgehalt.
Quartensprünge bestimmen auch den Zweiten Satz, bei dessen Hauptthema Kodály sich auf die ungarische Folklore bezieht (Zusammen mit Bartok hatte er die ungarische Provinz zur Sammlung und Erforschung der heimischen Volksmusik bereist und 1906 eine erste Volksliedsammlung veröffentlicht.). Zunächst ist dieser Satz wie ein klassischer Sonatensatz gebildet mit Hauptthema und einem kontrastierenden melodiösen Seitenthema
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in einem ersten Teil, mit abwechslungsreichen Veränderungen beider Themen in einem zweiten und in einem dritten Teil mit einem sehr verändernden Rückgriff auf den ersten. Im letzten Drittel dieses Satzes aber greift Kodály überraschenderweise auf den Ersten Satz zurück, beschließt das Allegro also mit einem längeren, ganz aus dem „Geist des Singens“ geschaffenen ‚Molto adagio’.
Oktober 2020
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Werke für Cello / Sonate für Violoncello solo op. 8
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