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Ein wunderbarer Lobgesang auf die Anmut und Kraft der Natur

Zur Aufführung von Haydns ‚Schöpfung’ durch die Chorgemeinschaft Zanders Bergisch Gladbach


Die Vorstellung des Chaos - damit beginnt Haydns ‚Schöpfung’ - sei „eine der größten musikalischen Dramatisierungen aller Zeiten.“ Sie sei „von einer Schönheit, die in ihrer chromatischen und dissonanten Struktur beinahe erschreckend ist,
etwas, das außerhalb der Zeit steht und ganz gewiss außerhalb des zu Ende gehenden 18. Jahrhunderts, als das Werk geschaffen wurde.“.

So Leonard Bernstein zu seiner Aufführung der ‚Schöpfung’ im Juni 1986 in der Basilika von Ottobeuren - einige Wochen nach Tschernobyl. Bernstein war nicht nur tief bewegt von dem Wunder dieser Musik Haydns, ihn erschütterte auch die Katastrophe von Tschernobyl und deren Folgen. Er dirigiere jetzt Haydns großartigen Lobgesang auf die Schöpfung - so Bernstein - und müsse befürchten, dass diese Schöpfung schon vergiftet sei, dass sich Tschernobyl wiederholen und der Mensch dieses Wunder der Schöpfung endgültig vernichten werde.

Dieses Wunder hat Haydn in eine Musik gefasst, die selber ein Wunder ist. Aus Haydns Musik spricht eine tiefe Liebe zur Natur; unendlich liebevoll malt er sie mit seinen Tönen: im Ersten Teil des Werks (die vier ersten Schöpfungstage) die unbelebte, im Zweiten Teil (den fünften und sechsten Tag der Schöpfung) die belebte Natur.

Und wie er malt! Da erleben wir in der Musik brausende Stürme, dahinjagende Wolken, feurige Blitze, schreckliche Donner, erquickenden Regen, den „leichten, flockigen Schnee“, den „sanften Schimmer“ des Mondes, das Glitzern der Sterne und einen Sonnenaufgang, dessen Umsetzung in Musik unvergleichlich ist, auch von so großen wie Richard Strauss oder Gustav Mahler nicht mehr erreicht wurde.

Im Zweiten Teil, bei der Darstellung der Lebewesen, hören wir das Lied der Lerche, das Girren der Tauben, den Gesang der Nachtigall, wundervoll vorgestellt von der Flöte und den jubelnden Koloraturen der Sopranistin. Löwe, Tiger, Hirsch und Pferd, ja sogar „das Heer der Insekten“ erhalten ihre Musik. Und wieder ist es die Flöte, die jetzt als Instrument des Hirten die Idylle von weidenden Rindern und Schafen malt. Die Musik für das Gewürm, dem Getier, das sich am Boden windet, erhält eine melancholisch dunkle Färbung.

Ein idyllisches Bilderbuch - aber Haydn weiß auch, dass dieser paradiesische, dieser Naturzustand gefährdet ist - von seinem Ursprung, dem Chaos, her. Die „Vorstellung des Chaos“, die Bernstein so faszinierte, ist so einzigartig, so eindringlich, dass sie während des ganzen Werks in der Erinnerung gegenwärtig ist, gleichsam als Mahnung, gegen die Gefährdung durch das Chaos das zu schützen, was Gott so wunderbar erschaffen hat. Nach dem ‚Es werde Licht’ heißt es: „Nun schwanden vor dem heiligen Strahle / Des schwarzen Dunkels gräuliche Schatten: / Der erste Tag entstand / Verwirrung weicht, und Ordnung keimt empor. / Erstarrt entflieht der Höllengeister Schar / in des Abgrunds Tiefen hinab / zur ewigen Nacht.“ Dass das Böse aus den Tiefen wieder aufsteigt, dass der Mensch aus dem Paradies vertrieben wird, dass der Tod seine Herrschaft antritt und die Welt in Staub zerfällt, bleibt als Drohung beständig im Hintergrund.

Gut zwei Jahre hat Haydn an dieser ‚Schöpfung’ gearbeitet: 1796 bis 1798. Die Musikfreunde Englands hatten schon Händel gebeten, über die Schöpfung ein Oratorium zu schreiben; es gab auch einen Text (nach ’Das verlorene Paradies’ von Milton); Händel hatte abgelehnt. Nun trug man die Vertonung Haydn an, als er 1794/95 England besuchte. Haydns Freund und Gönner Baron Gottfried van Swieten übersetzte den englischen Text, änderte einiges im Sinne des Freimaurertums, und Haydn machte sich an die Arbeit. Und er hatte Zeit und Ruhe dafür; denn nach dem Tod des Fürsten Nikolaus I. von Esterházy im Jahre 1790, in dessen Dienst Haydn jahrzehntelang an Auftragswerken gearbeitet hatte, wurde er von dessen Nachfolger zwar weiter bezahlt, aber wenig in Anspruch genommen. Diese neue Freiheit steigerte noch einmal seine Schaffenskraft. So wurde sein Schöpfungsoratorium zu einem der großen Werke der Musikliteratur – vergleichbar der fünf Jahre früher entstandenen ‚Zauberflöte’ Mozarts, zu der es, vielleicht verursacht durch die gemeinsame Beziehung zum Freimaurertum, eine Reihe Parallelen gibt, z. B. fast wörtliche Anklänge im Terzett ‚Zu dir , o Herr, blickt alles auf’.
Haydns eigentliches Vorbild aber war Händel, er blieb als Maßstab immer präsent; das hat ihn bedrückt, aber auch zu höchsten Leistungen angespornt. Seine großen Chöre sind denen Händels ebenbürtig. Großartig der zunächst mystische, dann triumphale Chor über die Entstehung des Lichts, der heitere über das Entspringen einer neuen Welt, die prächtigen, glanzvollen Chöre zum Lob auf den Schöpfer – in ihnen ist Haydn sein unvergängliches ‚Halleluja’ gelungen.
August 2020



Oratorium

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