Paul Hindemith (1895-1963)
Sonate für Violine und Klavier E-Dur (1935)
Ruhig bewegt Langsam – Sehr lebhaft
Von den Nationalsozialisten verfemt litt Hindemith darunter, dass er als Komponist nicht mehr öffentlich wirken konnte - die erfolgreiche Aufführung der Sonate in E war der Auslöser für ein offizielles Verbot. So versuchte er es mit einer Art List, sich doch noch Gehör zu verschaffen, indem er Musik für den ‚Hausgebrauch‘ schrieb in der ‚naiven‘ Hoffnung, dass die Privatsphäre vor dem Zugriff der Machthaber sicher sei. In den 20er Jahren hatte Hindemith in Berlin aus pädagogischen Gründen die Vereinfachung seiner Kompositionen praktiziert; er war ein engagierter Förderer der ‚Laienmusik‘. Nun wird der Stil seiner Sonaten nicht nur wegen der Aufführungsmöglichkeiten, sondern auch aus ästhetischen Gründen einfacher; durch die Einfachheit ergibt sich eine „letzte Reduktion hoher Ideen auf die klarste Form“ (Hindemith); die Melodik wird schlicht und liedhaft, der Aufbau ist von durchsichtiger Klarheit.
Die Sonate für Violine und Klavier in E (1935) ist bereits typisch für diesen neuen, einfachen Stil, und das Eingangsthema ihres Ersten Satzes mit seiner ruhigen Gelassenheit in diesem Sinne beispielhaft:
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Der zweite Themenbereich klingt noch einmal an. Dann endet der Satz mit dem Eingangsthema, so dass der Kreis sich schließt.
Der Zweite Satz beginnt mit einem langsamen, meditativen Stück, das ein wenig an die Ouvertüre barocker Orchestersuiten erinnert. Dem folgt ein ‚sehr lebhaftes‘, dessen Eckteile durch heiter-tänzerische Vitalität beeindrucken und dessen Mittelteil sich durch eine breite melodische Linie von den Eckteilen abhebt. Beide Stücke werden in einem zweiten Teil des Satzes - wesentlich verkürzt und komprimiert - wiederholt.
Oktober 2020
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