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Gabriel Fauré
(1845-1924)

Klavierquartett c-Moll op. 15

Allegro molto moderato
Scherzo: Allegro vivo
Adagio
Allegro molto

Als man in Frankreich in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Kammermusik wiederentdeckte – die Vorliebe der Franzosen galt fast ausschließlich der ‚Großen Oper‘ – wandte man sich nicht der eigenen Kammermusik - etwa der aus der Barockzeit - zu, sondern der deutschen, vor allem dem späten Beethoven, auch den deutschen Zeitgenossen. Saint-Saens, der Lehrer Faurés, machte seine Schüler mit Schubert, Mendelssohn und Schumann, auch mit Liszt und Wagner bekannt, wobei Mendelssohn der Favorit war. An französischer Kammermusik hatte man wenig Interesse. Saint-Saens berichtet, dass ein französischer Komponist, der eigene Kammermusik aufführen wollte, dies nur im privaten Kreis tun konnte.
Das wurde nach dem gegen Deutschland verlorenen Krieg 1871 anders. Es entstand ein Nationalbewusstsein, das auf künstlerischem Gebiet eine ‚ars gallica‘ entwickeln wollte; am 25. Februar 1871 wurde in diesem Sinne die ‚Société Nationale de Musique‘ gegründet, das Forum der Neuen Musik in Frankreich. Die großen Kompositionen auf dem Gebiet der Kammermusik ließen freilich noch etwas auf sich warten; Faurés Erste Violinsonate aus dem Jahr 1875 war eine Art Geburtsstunde der französischen Kammermusik, von Saint-Saens nachdrücklich begrüßt, für Fauré finanziell ohne Erfolg: sie konnte nur gedruckt werden – in Deutschland bei Breitkopf & Härtel -, wenn er auf sein Honorar verzichtete. Seinem nächsten Kammermusikwerk, dem Klavierquartett op.15, erging es sieben Jahre später ähnlich: kein Honorar, aber immerhin mittlerweile ein französischer Verlag. ‚Ars gallica‘ im Bereich der Kammermusik hatte es beim Publikum immer noch schwer – Fauré musste von seinem Gehalt als Organist leben (seit 1866 in Rennes, seit 1870 in Paris).
‚Ars gallica‘ bedeutete für Fauré übrigens nicht, nun gar nicht mehr nach Deutschland zu schauen: Er bezog sich wie sonst keiner in Frankreich auf Formen und Gattungen, aber auch auf Ausdruck und Inhalt der deutschen Klassik und Romantik. Da bleibt die Frage nach dem Nationalcharakter der Musik Faurés offen – eine dem französischen Rationalismus entsprechende klassische Klarheit und Ausgewogenheit werden in diesem Zusammenhang genannt; auch eine Leichtigkeit und fließende Schwerelosigkeit, die möglicherweise aus dem Charakter der französischen Sprache kommt.

Gabriel Fauré hat 10 Kammermusikwerke geschaffen, die meisten davon – wie manches Mal auch Brahms – in der Verdopplung, also zwei Violinsonaten, zwei Cellosonaten, zwei Klavierquartette und zwei Klavierquintette, dazu kommen ein Klaviertrio und ein Streichquartett.
Die Klavierquartette gelten als seine gelungensten Schöpfungen im Bereich der Kammermusik. Reizvoll ist der Vergleich zwischen beiden, dem jugendlich überschwänglichen op. 15 (1879; mit neuem Finale 1884) und dem reiferen op. 45 (1886).

Beim düster-heroischen Hauptthema des Ersten Satzes



op. 15 Satz 1 Hauptthema



sind die drei Streicher durch ihr Unisono gleichsam zu einem einzigen Instrument verschmolzen, was zu einer besonders reizvollen Klangfarbe und einer besonderen Intensität des Ausdrucks führt. Nach einem Ausbruch ins Fortissimo wird das Thema auf intensive Art variiert; ein Motiv im Klavier



op. 15 Satz 1 Motiv bei Abwandlung des Hauptthemas



drängt diese Entwicklung voran. Als Seitenthema wird ein von Sekundschritten gebildetes zartes Sechzehntel-Motiv in Dur fugatoartig durchgeführt und ebenfalls weiterentwickelt. Eine reizvolle Erinnerung an das Hauptthema beschließt den ersten Teil des Satzes. Sein Mittelteil zeigt die bisher vorgestellten Themen und Motive in neuem Licht. Er beginnt - wie so oft bei Fauré - mit einem Moment der Ruhe, das Hauptthema wirkt wunderbar entrückt, die Düsternis wird ihm genommen; ‚dolcissimo‘ und ‚pianissimo‘ schreibt Fauré vor. Dann kommt das zweite Thema hinzu und schließlich bildet sich ein neues Motiv heraus



op. 15 Satz 1 neues Motiv im Mittelteil



und wird kontrapunktisch verarbeitet. In den letzten Takten steigert sich der Mittelteil zum großen Fortissimo. Der dritte Teil des Satzes wiederholt den ersten ohne wesentliche Veränderung. Die Coda greift das sempre pp und dolcissimo vom Beginn des Mittelteils auf; von dem Düster-Heroischen des Hauptthemas bleibt nur noch ein langsames Erlöschen.

Eingeteilt ist das brillante Scherzo ganz konventionell in Ecksätze mit derselben Thematik und dem von ihnen umrahmten Mittelteil (A B A’; A’ ist gegenüber A um die Hälfte verkürzt). Der Inhalt dieser Form aber ist ungewöhnlich, ungewöhnlich bizarr und skurril. Humorvoll-skurril ist - vor allem wegen des Rhythmus‘ und der begleitenden Harmonien - das „atemlos-luftige“ (Villa Musica) Thema des A-Teils, mit dem das Klavier nach zwölf Pianissimo-Pizzicato-Akkorden der Streicher einsetzt:



Klavierquartett op. 15 Satz 2



Amüsant ist auch der Einschub eines Bogens von auf- und absteigenden Vierteln im Terz- bzw. Quartabstand:



op. 15 Satz 2 Bogenmotiv



Und skurril ist desweiteren die Art, wie im B-Teil - die Streicher müssen mit Dämpfer spielen - Elemente der Salonmusik verfremdet werden, unter anderem wieder durch sehr differenzierte Rhythmik (Synkopen), durch besondere Art der Melodieführung und der Harmonik.

Dem Humorvoll-Skurrilen folgt mit dem Adagio ein Satz von ungewöhnlicher Schönheit. Der Klavierbeginn ist hier nicht nur harmonische Grundierung, sondern der Grund, aus dem heraus sich ein tieftrauriges Thema allmählich entwickelt:



Klavierquartett op. 15 Satz 3



Nach einem Übergang durch ein neues Motiv folgt in einem zweiten Teil ein verwandtes, ein wenig aufgehelltes Thema, aus Trauer wird Melancholie. Ein dritter Teil bringt das Eingangsthema zurück, nun unterlegt von Zweiunddreißigstel des Klaviers. Mit dem Übergangsmotiv beginnt die wunderbare Coda, die noch einmal zum zweiten Thema zurückfindet und ihm ergreifende Harmonien zugesellt.

Das Hauptthema des Vierten Satzes wird, durch die punktierte Aufwärtsbewegung voller Schwung, fugatoartig weitergeführt und mit überquellender Phantasie - von einer Dolce-Episode unterbrochen - weit ausgeführt. Das Zweite Thema - lieblich fließend - soll ‚dolce e espressivo‘ interpretiert werden:



Klavierquartett op. 15 Satz 4 Thema 2



Es endet mit einem langanhaltenden hohen Pianissimo-Es der Violine, begleitet von gebrochenen Dreiklängen im Klavier, die hinführen zum Mittelteil des Satzes. Der beginnt mit einer neuen, vom Klavier vorgestellten akkordisch gesetzten Melodie, die, mit dem Cello beginnend, von einer abgewandelten Form des Zweiten Themas abgelöst wird. Schließlich mischt sich auch noch das Hauptthema ein. Ein grandioser Übergang führt zum dritten Teil des Satzes, der den ersten wieder aufgreift, aber sehr verändert, indem etwa zwischen Haupt- und Seitenthema Neues eingefügt wird. Er endet wie der erste Teil mit einem hohen Pianissmo der Violine, das überleitet zur Coda, in der noch einmal, miteinander vermischt, Haupt- und Seitenthema anklingen; und so wird das Finale zu einem großartigen Ende geführt.

Mai 2021



Violinsonate A-Dur op. 13 / Klavierquartett g-Moll op. 45

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