Mann Thomas
Molière
Klausuren, Klassenarbeiten
Zusammenfasssung und Anm. Buch I und II
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Die Ermittlung
Gedichte
Diss. Anmerkungen
Diss. Kapitel 1 - 4
in Diss. zitierte Literatur
Vortrag

241 Daß der Mensch, der mit Gott in Feindschaft lebt, das wahre Wesen Gottes also vergessen haben muß, dennoch zu Gott hinstrebt, scheint widersprüchlich zu sein. Augustinus versucht im zehnten Buch der ,Confessiones' diesen Widerspruch zu lösen, indem er das Problem erörtert, wie der Mensch Vergessenes so in seinem Gedächtnis behalten kann, daß er es weiterhin sucht. Für Augustinus bildet die lux aeterna in immerwährender Gegenwart den metaphysischen Hintergrund des Gedächtnisses (memoria). Gott vergessen zu haben, bedeutet: Der Mensch richtet sein Wollen nicht mehr auf diesen Hintergrund. Da aber der Hintergrund bleibt, wird das Vergessenhaben zu einer Unruhe, aus der heraus der Mensch das sucht·, was er vergessen hat (vgl. Anm. 131).

242 Als er z. B. seinem Pferd die Zügel hängen läßt:
Er sprach ,ist gotes kraft sô fier (fier: stolz, stattlich, schön
daz si beidiu ors unde tier (ors: Ross)
unt die liut mac wîsen,
sîn kraft wil i'm prîsen.
mac gotes kunst die helfe hân,
diu wîse mir diz kastelân (kastilisches Pferd)
dez waegest umb die reise mîn: (waegest Superlativ von waege: ein Übergewicht, habend od. gebend, angemessen, gut;
so tuot sîn güete helfe schîn:
nu genc nâch der gotes kür‘ (452,1-9). (genc: laufe)
242a Mag Gottes Kunst die Hilfe haben, die mir diesen Kastilianer desto besser auf meine Reise weist; waege: ein übergewicht, einen vorteil habend od. gebend, überlegen, vorteilhaft, angemessen, gut, tüchtig,
242b Er sagte: ‘Ob Gott vielleicht doch für Hilfe sorgt, die über meinen Schmerz siegt?‘; waʒ obe: wie wenn, vielleicht; phlegen: wofür sorgen, sich mit freundlicher sorge annehmen, pflegen mit gen.; ; ge-sigen swv. siegen, die oberhand behalten; an einem, oder einem an gesigen: über ihn siegen, ihn besiegen; nerren: heilen, retten, schützen, nähren; mügen, mugen: vermögen, können
243
Hiob 5,7 übers. von F. Stier (vgl. Anm. 231); Hesekiel läßt Gott sprechen: Numquid via mea non est aequa? et non magis viae vestrae pravae sunt? (18,25) In der Politeia (617 e) sagt die Moire Lachesis: ,,Die Schuld ist des Wählenden; Gott ist schuldlos.“ (Platon, Sämtliche Werke 3, Hamburg 1958 [Rowohlts Klassiker 27])

244 In den Versen 76,23-77,18 variiert Wolfram z. B. zwölfmal das Wort minne, indem er ihm immer wieder eine andere Sinnfärbung gibt.

245 vgl. Fr. Maurer ,Parzivals Sünden‘ (vgl. Anm. 7) S. 75 ff .
245a durch daʒ, waʒ: deshalb, weshalb; spor: fusstapfen, fährte, spur; entsitzen: sitzen bleiben; vërre, vërr adv.: fern, entfernt, weit, vor: räuml. u. zeitl. vor, vorn, voran, voraus,
245b wand: Konj. denn, weil; als hilfsverb müssen, sollen, öfter auch mit dürfen, wollen, werden zu übersetzen;
245c wanken, schwanken, weichen, untreu sein
245d mit ehrlichem Sinn
245e en-gëlten stv.: bezahlen, vergelten, mit gen.bezahlen, strafe wofür (gen.) leiden, es büssen müssen,
245f rê-roup stm.: beraubung eines toten, eines deshalb ermordeten
245g nein-â: durch â verstärktes nein, verbittendes nein: nicht doch, ja nicht!
245h ver-zîhen, ver-zîen stv.prät. verzêch, -zê, part. Verzigen: versagen, abschlagen, refl. und mit Gen.: worauf verzichten, sich lossagen von, aufgeben
246 H. Nobel ,Schuld und Sühne in Hartmanns ,Gregorius‘ und in der frühscholastischen Theologie‘ ; in: ZfdPh 76 (1957) S. 42-79; S. 78

247 Er rät ihm zum Rittertum (501,18 ) anstatt zu schwerem Bußwerk und nimmt Parzivals Sünden auf sich (501,17; 502,25/26); e r wird für sie büßen.

248 „Der Einsiedler hatte . . . nicht erwartet, daß der Neffe das hohe Ziel erreichen könnte, nach all dem, was er von ihm wußte.“ (H. Zimmermann [vgl. Anm. 119] S. 371)

249 ôwê werlt, wie tuostu sô?
. . . du gîst den liuten herzesêr
unt riwebaeres kumbers mer
dan der freud. wie stêt dîn lôn!
sus endet sich dîns maeres dôn (475,13-18).
249a Ach Welt, wie tust du so?... Du gibst den Menschen Herzeleidund schmerzensvolle Not mehrals Freude. So steht’s mit deinem Lohn!Das ist das Ende von deinem Lied.
250 „Auch dieser (Trevrizent) wird seinen Neffen nicht bis ins letzte verstehen - besonders nicht dessen auch jetzt nie aufgegebenes Suchen nach dem Gral -, und er wird vor allem Gottes Plan nicht begreifen.“ (H . Rupp ,Einige Gedanken zum Menschenbild ...‘ [ vgl. Anm. 167] S. 11) ,,Trevrizent ist nicht im Bilde. Wolfram zeichnet ihn als guten, alten Mann, der über einen unverstandenen Zusammenhang hinweg zu seinen alten Argumenten zurückkehrt . . .“ (H. Zimmermann [vgl. Anm. 119] S. 388)

251 Einen weiteren wesentlichen Unterschied zwischen Chrestien und Wolfram habe ich bei W. Henzen gefunden: ,,... daß Wolfram die Bußgesinnung der jungen Damen (Chrestien 6250 ff . ) bewußt in Reinheit des Herzens (Parz. 446,20) abgewandelt habe.“ (vgl. Anm. 117; S. 150); Henzen referiert B. Mergell ,Wolfram von Eschenbach und seine französischen Quellen‘, Münster 1943 (Forschungen zur deutschen Sprache und Dichtung 11 ).

252 5,19-27; 8,5-7,20-22; 11,13-19; 22,21ff .

253 F. Stier (vgl. Anm. 231) S. 225

254 Die Wirklichkeit zu übersehen, damit die Theologie recht behält, dazu war Wolfram nicht imstande: ,,So rückt Wolfram trotz aller Idealisierung und Typisierung seiner Helden viel näher an die Wirklichkeit heran als Hartmann, und er verstärkt dies noch dadurch, daß er dem Dunklen, Düsteren, Bösen des realen Lebens Eintritt in seine Dichtung gewährt . . . Wolfram sieht die Welt, wie sie ist, und leidet an ihr.“ (H. Rupp ,Einige Gedanken . . .‘ [vgl. Anm. 167] S. 13 ).

255 Der Gedanke, Hiob sei zurechenbar schuldig wegen der Verfehlung eines Glieds seiner Sippe (2. Mos 34,7), so daß er über seine Unschuld nichts wissen könne, ist zur Zeit der Abfassung des Buchs ,Hiob‘ nicht mehr denkbar. Im Buch ,Hiob' ist der Einzelne verantwortlich nur für seine eigene Schuld (21,19; vgl. o. S. 86 ).

256 Diese Vorstellung ist ungewöhnlich für das Alte Testament. Zwar wird - wie die Freunde es tun - jeder Mensch als Sünder bezeichnet, doch als strafbarer, nicht als unschuldiger Sünder. Hiobs Gedanken über die Unschuld der fehlsam geschaffenen Kreatur stehen eher in der Nähe der Paulinischen Erbsündelehre ( vgl. o. S. 18 ff. ).

257 F. Stier (vgl. Anm. 231) S. 230

258 Übersetzung von F. Stier

259 Warum dieser Mut der Empöru ng „erzgermanisch“ sei (K. H . Halbach ,Epik des Mittelalters‘ [ vgl. Anm. 58] Sp . 562), ist nicht einzusehen, wie überhaupt die Vorstellungen von der „Bodenständigkeit“ Wolframs (a. a. O. Sp. 572 ), die vor allem von H. Naumann ( vgl. ,Der Staufische Ritter‘, Leipzig 1936) gepflegt wurden, zur Interpretation nichts beitragen. Hempel warnt vor einer solchen rassischen Ausdeutung und erinnert daran, daß die Thomasgestalt, der der zweifelnde Parzival nahestehe, ,,nicht von Germanen geschaffen wurde“ (,Der zwîvel .. .' [vgl. Anm. 67] S . 181 ); das gleiche gilt ja auch für Hiob.

260 Sie klammerten die „unbegreifliche Freiheit“ des „absoluten Jahwe (aus), dessen Taten von keiner menschlichen Vernunft kontrolliert werden können ... Es ist ja nicht so, daß Gott an irgend ein Recht gebunden wäre, so daß es dann womöglich einen Schiedsmann gäbe, der bei einem Streitfall zwischen Gott und Mensch beide Partner zu einem Modus verpflichten könnte (9 ,32 f.). Er ist so frei und so mächtig, daß er das Recht selbst setzt und gegen den Menschen immer Recht behält.“ (G . v. Rad [ vgl. Anm. 229] S.410)



Anmerkungen 221 - 240 zur Dissertation / Anmerkungen 261 - 280 zur Dissertation

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