Mann Thomas
Molière
Klausuren, Klassenarbeiten
Zusammenfasssung und Anm. Buch I und II
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'Frühlingserwachen'
Die Ermittlung
Gedichte
Diss. Anmerkungen
Diss. Kapitel 1 - 4
in Diss. zitierte Literatur
Vortrag

221 Doch übers Jetzt und Dereinst und vor Zeiten
Reicht das Gesetz: bis ans Ende entreißt sich
Sterbliche Macht doch nicht der Verfluchung.
(,Antigone‘ V. 612 ff. übers. von K. Reinhardt; in: Sophokles, Die Tragödien, Frankfurt a. M. und Hamburg 1963 [Fischer Bücherei Exempla Classica 81])

222 Großes, tödliches Schicksal, Leid
In Fülle, seltsames, habt ihr gesehn.
Darin ist nichts, was nicht Zeus ist.
(,Die Trachinierinnen‘ V. 1275 ff. übers. von E. Staiger, ebda.)

223 Wenn Wolfram einen Heiden tragisches Unheil mit den Worten erklären läßt : ein zornic got ... daz gebôt ( 43,28; es geht um den Konflikt zwischen Belakane und Isenhart; vgl. o. S. 1 f. ), so bezeugt dies nicht, daß er eine mehr oder weniger genaue Vorstellung vom Bild der heidnischen ( = griechisch-römischen) Götter hat, die nicht das Höchste sind und einem über ihnen stehenden Gesetz folgend zu parteilichen, zu rächenden Göttern werden. Die Heiden im ,Parzvial‘ sagen zwar ,Jupiter‘; Wolfram aber läßt durchblicken, daß dieser Gott, auch wenn die Heiden dies nicht wissen, niemand anders ist als der eine christliche Gott, der - vom Menschen her gesehen - auch zornic sein, der baz haben kann.

224 Dieses muoz ist vermutlich beeinflußt durch das neutestamentliche oportet bzw. necesse est (vgl. u. a. Offb 1,1; 4,1; 22,6), mit dem die Schrecknisse der Endzeit (Mark 13,7; vgl. auch 2. Thess 2,3; Apg 14,22), die Leiden Christi (Mark 8,31; Luk 17,25; 24,26) und allgemein die Ärgernisse in dieser Welt charakterisiert werden. Die neutestamentlichen Schriftsteller stehen bei der Deutung dieser Ereignisse unter dem Einfluß des griechisch-hellenistischen Schicksalsglaubens (vgl. o. S. 22; vgl. Paul Neuenzeit ,Ich will dir zeigen, was geschehen muß . . . [Apk 4,1]‘ Zum Problem der Tragik im neutestamentlichen Existenzverständnis; in: ,Bibel und Leben‘ 1 [1960/4] S. 223-236; S. 224). Doch zur Zeit Wolframs sind diese Stellen einer theologischen Gesamtkonzeption integriert, in der für ein unpersönliches Geschick kein Raum mehr ist und das muoz auf die Allmacht des göttlichen Willens zurückgeführt wird.

225 J. Sellmair ,Der Mensch in der Tragik' ( vgl. Anm. 34) S. 173

226 H. Hempel (,Der zwîvel . . .‘ vgl. Anm. 67) untersucht den mhd . Begriff zwîvel und unterscheidet zwischen Denk-, Wollens- und Gefühlszweifel; vom Gefühlszweifel glaubt er, daß „gar keine Entscheidungssituation mehr im Blickfeld (sei), nur noch der eine Gemütszustand der Verzagtheit.“ Dieser Zustand sei „nur noch gradweise von Verzweiflung unterschieden“ ( S. 165); und er verweist auf das Mhd. Handwörterbuch, das zwîvel auch mit Verzweiflung übersetzt (S. 166). zwîvel bezeichne auch die „habituelle Seelenlage dessen, der seinen Zweifel zu Ende gebracht hat mit dem negativen Ergebnis der Hoffnungslosigkeit = Verzweiflung" (168 ). Zu P 1,1 schreibt Hempel : ,,Der Begriff ,Verzweiflung' liegt nahe“. Verzweiflung sei aber bei Wolfram nicht ein „müdes Nichtmehrweiterwissen“ (178); immerhin aber ist sie ein Nichtmehrweiterwissen, denn Parzival ist ja wîselôs; Hempel übersetzt: ,,irr am Sinn des Lebens“ (178 ). Vgl. H. Rupp : ,,zwîvel in der ganzen Weite seines Inhalts . . . (ist) Ausdruck für eine Haltung, die beim leisesten Zweifeln beginnt und zur radikalen desperatio führen kann.“ (,Wolframs ,Parzival-Prolog‘; in: PBB 82 Sonderband [1961] S. 29-45; jetzt in: Wege der Forschung [vgl. Anm. 2] S. 369-387; S. 377)

227 Der Übergang wird sehr deutlich gekennzeichnet von Jer 31,29/30; Hes 18,3; 18,19120.

228 Domine, Deus salutis meae, / in die clamavi et nocte coram te. / . . . Quia repleta est malis anima mea; / et vita mea inferno appropinquavit. / . . . factus sum sicut homo sine adjutorio, / ... sicut vulnerati dormientes in sepulcris, / quorum non es memor amplius, / et ipsi de manu tua repulsi sunt. / . . . Super me confirmatus est furor tuus, I et omnes fluctus tuos induxisti super me. / Longe fecisti notos meos a me; /. . . Clamavi ad te, Domine, tota die; / expandi ad te manus meas. / Numquid mortuis facies mirabilia? / . . . Numquid narrabit aliquis in sepulcro misericordiam tuam, / et veritatem tuam in perditione? / Numquid congnoscentur in tenebris mirabilia tua? / et justitia tua in terra oblivionis? ( eigene Übersetzung)

229 vgl. über die Todesvorstellung des Alten Testaments: G. v. Rad ,Theologie des Alten Testaments, Bd. 1, München 3. Aufl. 1961; S. 385 f.

230 Matth 27,46; Deus meus, Deus meus, ut quid dereliquisti? vgl. Ps. 22,2

231 ,Das Buch Ijjob‘ Hebräisch und Deutsch; übertragen, ausgelegt und mit Text- und Sacherläuterungen versehen von Fridolin Stier, München 1954; S. 217

232 Wie sehr den Dichter das Problem des Zweifels und der Verzweiflung über Gott bewegt hat, zeigt eine für den Handlungsverlauf unbedeutende Szene: Gahmurets Mutter, die vielleicht als Gegenbild Herzelodes gedacht ist, hört von dem Wunsch ihres jüngsten Sohns, in die Welt zu ziehen. Sie, die gleichfalls ihren Gatten verloren hat, ist über den Entschluß des Sohnes so verzweifelt, daß sie zweifelt an Gottes triuwe:

ist got an sîner helfe blint,
oder ist er dran betoubet,
daz er mir niht geloubet?
sol ich nu niwen kumber haben?
ich hân mîns herzen kraft begraben,
die süeze mîner ougen:
wil er mich fürbaz rouben,
und ist doch ein rihtaere,
sô liuget mir daz maere
als man von sîner helfe saget,
sît er an mir ist sus verzaget (10,20-30).
232a Ist Gott, was seine Hilfe angeht, blind oder taub geworden, daß er mir nicht glaubt, mir keine Beachtung schenkt? be-touben swv.: taub machen; verzagen: den Mut, die Zuversicht verlieren
233 Eine Stellungnahme für viele: ,,Wolframs Bibelkenntnis ist ebensowenig zu bezweifeln wie sein mehr als laienhaftes theologisches Wissen.“ (Fr . Ohly ,Wolframs Gebet an den Heiligen Geist im Eingang des ,Willehalm‘ ‘ in: ZfdA 91 [1961/62] S. 1- 37; jetzt in : Wege der Forschung [vgl. Anm. 2] S. 455- 518; S. 462)

234 Hartmann von Aue ,Der arme Heinrich‘, Tübingen 12. Aufl. 1961 (Altdeutsche Textbibliothek Nr. 3)

235 1,9; vgl. F. Stier (vgl. Anm. 231) S. 220

236 vgl. 10,21/22; 14,10-12; vgl. G. v. Rad (vgl. Anm. 229)

237 So ist auch die Askese kein Ausweg, das Leben des gern angenommenen Leids, der frei­ willigen Entbehrung - um des Himmelreichs willen. Wolfram ist kein Asket, sondern ein Mensch, der das Diesseits schätzt und die Erde nicht als Übergang, Durchgang, Jammertal ansehen kann. Er muß seinen Trost also anderswo suchen als im Jenseits. Ein dem Diesseits zugewandter Ritter will in dieser Welt getröstet sein, will diese Welt so eingerichtet sehen, daß in ihr schön und freundlich zu wohnen ist; er braucht also eine Theodizee, die das Leben in dieser Welt wieder sinnvoll und lebenswert macht. Für ihn ist nicht Gottes Gnade besser als Leben (Ps 63,4), sondern das Leben gut durch die Gnade. Es geht nicht darum, die Welt mit solchem Anstand zu genießen, daß der werlde hulde nicht zum Ärgernis wird, sondern darum, daß Gott nicht zum Ärgernis wird, der diesen Genuß so empfindlich stört. So entsteht also die Haltung des Zweifels, der Ver­ zweiflung und der Gottesfeindschaft mit Notwendigkeit dort, wo sich ein diesseitsbejahendes Rittertum von den Weltfluchtideen der Jahrhunderte vorher befreit hat. Ähnlich Fr. Maurer ,Parzivals Sünden‘ (vgl. Anm. 7) S. 49

238 vgl. die Verzweiflung von Gahmurets Mutter:
sô liuget mir daz maere
als man von sîner helle saget (10,28/29; vgl. Anm. 232)

239 vgl. F. Stier (vgl. Anm. 231) S. 238; G. v. Rad (vgl. Anm. 229) S. 411

240 G. v. Rad S. 411



Anmerkungen 201 - 220 zur Dissertation / Anmerkungen 241 - 260 zur Dissertation

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