Mann Thomas
Molière
Klausuren, Klassenarbeiten
Zusammenfasssung und Anm. Buch I und II
Textauswahl für den Unterricht erläutert
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'Das Gold von Caxamalca'
'Frühlingserwachen'
Die Ermittlung
Gedichte
Diss. Anmerkungen
Diss. Kapitel 1 - 4
in Diss. zitierte Literatur
Vortrag

181 vgl. den griechischen Begriff aidós: ,,An verpflichtender Kraft aber mag unserem ,Mitleid‘ noch am ehesten a1dós, die ,Scheu' und ,schonungsvolle Rücksicht‘ entsprechen, die Zeus . . . dem Schwachen, dem Alten und Gebrechlichen, dem Hilfeflehenden gegenüber von den ältesten Zeiten an fordert.“ (W . Schadewaldt ,Furcht und Mitleid?‘; in:
Hermes 83 (1955) S. 129-171; S. 135

182 Fr. Kluge ,Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache‘ bearbeitet von W. Mitzka, Berlin "1960; S. 634

183 schame „muß im Mittelhochdeutschen sehr häufig noch objektiv, d. h. mit ,Schande‘ übersetzt werden. Die neuhochdeutsche Bedeutung: ,Gefühl, das man beim Bösen hat‘ dringt erst allmählich vor." (U. Pretzel ,Das Mittelhochdeutsche Wörterbuch' [ vgl. Anm. 99] S. 118) Pretzel gibt ein treffendes Beispiel: Wolfram ärgert sich, daß man die guten wie die schlechten Frauen mit dem gleichen Namen (wîp) nennt: des hât mîn herze sich geschamt (116,12); die Übersetzung ,dessen schäme ich mich' trifft nicht zu, Pretzel übersetzt: ,das empfinde ich als Schande‘.
183a So müsst ihr entehrt sein und immer die Qual der Schande erleiden; un-êren swv. in unêre bringen, entehren, beschimpfen, schänden: schamede , schemede stf.: Scham, Schande, Schmach
184 Der Begriff werdekeit ist oft formelhaft und scheinbar oberflächlich gebraucht; das besagt aber nur: die gesamte Ritterschaft wird von Wolfram in einem so idealen Licht gesehen, daß er ohne Bedenken und selbstverständlich jedem Ritter das Epitheton wert zugestehen kann; nicht besagt der formelhafte Gebrauch, daß Wolfram nicht weiß, was er sagt, daß er dort Topoi verwendet, wo sie fehl am Platz sind. Das Gleiche gilt für den Gebrauch des Wortes triuwe und für die übrigen Tauglichkeiten des höfischen Ritters.

185 vgl. DWb 8, 2108

186 J. Derbolav ,Scham und Erziehung‘; in: Konkrete Vernunft, Festschrift für E. Rothacker, Bonn 1958, S. 299-321; S. 302

187 vgl. dazu Lamprecht von Regensburg ,Sanct Francisken Leben‘ V. 3634 ff .:
scham ist ein vil nütziu tugent,
sie ziert daz alter und die jugent.
diu scham ist der êren zuht,
diu scham birt der kiusche fruht,
diu scham ist der zuhte ruote
diu schnm ist aller tugende huote,
187a Mann und Frau sind völlig eins –
Wie die Sonne, die heute schien,
und das, was man als ‚Tag‘ bezeichnet.
Hier lässt sich keins vom andren trennen:
Aus einem Kerne blühn sie auf! (Kühn)
künst-lîche: adv. mit geschicklichkeit, mit kunst, verständnis

188 vgl. J. Schwietering ,Wolframs Parzival‘; in: Von deutscher Art in Sprache und Dichtung, Bd. 2, Stuttgart-Berlin 1941; S. 235-248; S. 241; jetzt in: ,Philologische Schriften‘ (vgl. Anm. 83); C. Wesle ,Zu Wolframs Parzival‘ (vgl. Anm. 43) S. 19; S. 21; G. Weber ,Ringen und Vollendung‘ (vgl. Anm. 50) S. 30-32
188a ob: waʒ obe, wie wäre es wenn, wie wenn, vielleicht?  auch ohne waʒ, ob er nicht eine andere grüße nieten: prät. niete, part. genietet, geniet: refl.eifrig (niet) sein, streben, sich befleissen, üben; gewaltec adj. Mit Gen.: gewaltig, mächtig; flôriere swv.: schmücke aus, ziere. mlat. Florare; BÊ , BÊÂS adj. aus dem romanischen. beals, woraus später das französische. beau, belle entstand,  es werden mit diesem worte theils zusammengesetzte eigennamen gebildet, theils sollte es bald als nominat., bald als vocat. der rede einen vorzüglich feinen, hofmäßigen anstrich geben; FlÛRS stf.: franz. blume. 
189 Ober die Nähe der kiusche zur mâze: H. Hempel ,Der zwîvel ...‘ (vgl. Anm. 67) S. 158; vgl. o. S. 40

190 Winsbecke schreibt :
ein ieglîch man hât êren vil,
der rehte in sâner maze lebet
und übermizzet niht sîn zil ( 41,5- 7 ); (vgl. Anm. 177)

191 mâze bedeutet auch nicht die heroische Selbstbeherrschung, die in der Edda gepriesen wird, denn diese Selbstbeherrschung ist selber maßlos. Zudem geht es in dieser Kriegerethik nur um das Sich-nichts-anmerken-lassen, das Wolfram nicht kennt: obgleich Parzival die mâze hat, verschweigt er sein Leid nicht.

192 vgl. S. Eichler ,Studien über die Mâze‘ Ein Beitrag zur Begriffs- und Geistesgeschichte der höfischen Kultur, Würzburg 1942 (Bonner Beiträge zur Deutschen Philologie 13) S. 81; S. 90

193 Ebda. S. 79

194 Darum tritt die mâze oft mit tugent und zuht verbunden auf (vgl. E. Schwarz, Hartmann von Aue ,Gregorius‘ ,Der arme Heinrich‘ Text, Nacherzählung, Worterklärungen, Darmstadt 1967; S. 256)
"

195 Thomasin ,Der wälsche Gast‘ hrsg. von H . Rückert, Quedlinburg und Leipzig 1852 (Bibl. d. ges. deutschen Nationallit. Bd. 30), Neudruck: Berlin 1965 V. 9937-46; vgl. ebda. V. 12375 f.

196 Freidanks ,Bescheidenheit' 3,1 hrsg. von H. E. Bezzenberger, Halle 1872, Neudruck: Aalen 1962; vgl. Platon ,Nomoi‘ IV, 8 716 c: ,,Der Gott aber möchte uns wohl am meisten als das Maß aller Dinge sein, und das weit mehr als, wie sie sagen, irgendein Mensch.“ (Platon, Sämtliche Werke 6, Hamburg 1959 [Rowohlts Klassiker 54])

197 bescbeidenheit und mâze führen zur Demut; die bescheidenheit ist so sehr eine V.oraussetzung der Demut, daß sie allmählich einen Teil von deren· Bedeutung annimmt; vgl. das St. Trudperter Hohe Lied 91,30: waz ist rehter wîstum? daz ist daz wir reht gebin, daz wir reht wegen, daz wir rehte mezzen. hâstû disiu sô maht dû wise unde diemut sîn . . daz mezz netrûget dich ( niht). ( hrsg. von H. Menhardt, Halle 1934)

198 H. de Boor schreibt zum ,Wälschen Gast‘ des Thomasin, der sich am Ritterideal der staufischen Zeit orientiert, nicht ohne Geistlich-Asketisches, das 1215/16 seinen Einfluß wieder geltend macht, ganz vermeiden zu können: ,,Tugend, sittliches Verhalten ist eine Folge von Überlegung und Einsicht . . . Immer wiederkehrende Stichwörter sind sin, bescheidunge u. ä. und ihr Gegenpol unsin , torheit, nerrescheit. (,Die höfische Literatur‘ [vgl. Anm. 73] S. 404) Auch Erecs Maßlosigkeit wird durch tumpheit erklärt:
sît daz ich tumber man
ie von tumpheit muot gewan
sô grôzer unmâze (7012-14).
In Freidanks ,Bescheidenheit‘ heißt es (114,9):
Swer schône in sîner maze kan
geleben, derst ein wîse man.

Schließlich führt auch die Etymologie auf den Zusammenhang von mâze und wîsheit, denn mâze ist urverwandt mit got. miton bedenken, griech. médo erwägen médomai ersinnen, lat. meditare überlegen ( vgl. F. Saran ,Das Übersetzen aus dem Mittelhoch­ deutschen‘ 3. neubearbeitete Auflage von B. Nagel, Tübingen 1957; S. 173 ).

199 Der maßlose Meljacanz wird unbescheiden (343,23) genannt.

200 Eine stilistische Äußerung der mâze ist die ,Mhd. I ronie' (vgl. Zupitza-Tschirch [vgl. o. Anm. 69] S. 96) . Eine maßlose Rede läßt Wolfram Keye halten: Keye deutet Gawans Besonnenheit ( kiusche) als Feigheit. Gegen solche Spitzfindigkeiten ist der, der nur das sagt, was er in seinem Gewissen als recht erkennt, machtlos; hier muß er schweigen:
als wol gezogenem man geschiht,
dem scham versliuzet sînen munt ( 299,16/17).



Anmerkungen 161 - 180 zur Dissertation / Anmerkungen 201 - 220 zur Dissertation

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