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in Diss. zitierte Literatur
Vortrag

Abitur 1986 Leistungskurs, Latein ab Klasse 7
Vergil, Aeneis VI, 442-476;

ausgelassen: 445-449, da in diesen Versen im wesentlichen nur den Schülern unbekannte mythologische Namen aufgezählt werden und ohne diese Verse sich innerhalb des Rahmens der geforderten Wortwahl ein in sich geschlossener Abschnitt ergibt.

Quelle: Oxford-Ausgabe von F. A. Hirzel; die Interpunktion wurde geändert, Großschreibung am Satzanfang berücksichtigt.

Anzahl der Wörter: 204

Auf seinem Gang durch die Unterwelt kommt Aeneas zu den „Gefilden der Trauer“.

1 Hic quos durus amor crudeli tabe peredit
2 secreti celant calles et myrtea circum
3 silva tegit; curae non ipsa in morte relinquunt.
...
4 Inter quas Phoenissa recens a vulnere Dido
5 errabat silva in magna; quam Troius heros
6 ut primum iuxta stetit agnovitque per umbras
7 obscuram, qualem primo qui surgere mense
8 aut videt aut vidisse putat per nubila lunam,
9 demisit lacrimas dulcique adfatus amore est:
10 "Infelix Dido, verus mihi nuntius ergo
11 venerat exstinctam ferroque extrema secutam;
12 funeris heu tibi causa fui; per sidera iuro,
13 per superos et si qua fides tellure sub ima est :
14 invitus, regina, tuo de litore cessi.
15 Sed me iussa deum, quae nunc has ire per umbras,
16 per loca senta situ cogunt noctemque profundam,
17 imperiis egere suis; nec credere quivi
18 hunc tantum tibi me discessu ferre dolorem.
19 Siste gradum teque aspectu ne subtrahe nostro!
20 Quem fugis? Extremum fato, quod te adloquor, hoc est."
21 Talibus Aeneas ardentem et torva tuentem
22 lenibat dictis animum lacrimasque ciebat.
23 Illa solo fixos oculos aversa tenebat;
24 nec magis incepto vultum sermone movetur,
25 quam si dura silex aut stet Marpesia cautes.
26 Tandem corripuit sese atque inimica refugit
27 in nemus umbriferum, coniunx ubi pristinus illi
28 respondet curis aequatque Sychaeus amorem.
29 Nec minus Aeneas casu concussus iniquo
30 prosequitur lacrimis longe et miseratur euntem.

Erläuterungen

zu 1 tabes, is f. hier: Krankheit, Gift; peredere, o, edi, esus - verzehren

zu 2 secretus einsam, abgelegen; celare - verbergen; callis, s m. - Weg, Pfad; myrteus Myrten-, aus Myrten; circum - ringsum

zu 4 'quas' bezieht sich auf Frauen, die in den ausgelassenen Versen genannt worden sind und das in Vers 1 genannte Schicksal erfahren haben; Phoenissa - die Phönikierin; recens a vulnere - mit frischer Wunde

zu 5 'quam' ist abhängig von 'iuxta' (Präposition mit Akk.: nahe bei, dicht neben)

zu 6 agnoscere, o, agnovi - wiedererkennen

zu 7/8 ergänze und ordne: qualem (übersetze: so wie) is lunam videt, qui primo mense per nubila eam sugere videt aut vidisse putat; primo mense - bei Monatsbeginn (also kurz nach Neumond, wenn der Mond nur sehr undeutlich zu sehen ist); nubilum - Wolke

zu 9 demittere hier: fließen lassen; adfari, or, adfatus sum - ansprechen, anreden

zu 11 exstinctam ergänze: te esse, ebenso zu secutam; extrema sequi - das letzte Ziel verfolgen, sich töten

zu 12 heu - ach

zu 13 fides hier: Eid; sub ima tellure - in der Tiefe der Erde;

zu 16 sentus -, rauh; situs, us hier: Verwilderung; vor 'noctem' ergänze: per

zu 17 imperium hier: Macht; ‚egere’ von ‚agere’; quire, queo, quivi - können

zu 18 'me' ist Subjekt des AcI

zu 19 gradum sistere - den Schritt zum Stehen bringen, anhalten; ne subrahe = ne subtraxeris

zu 20 extremum est: Prädikat, hoc: Subjekt; der quod-Satz bezieht sich auf 'extremum'; ‚te’ entspricht ‚ad te’ in der Prosa.

zu 21 ardere, eo - glühen, brennen; torvus - finster, starr, 'torva' hier in der Funktion eines Adverbs

zu 22 lenire (bei Vergil Imperfekt: lenibat) - mild stimmen, erweichen, hier wie bei ciebat:
Imperfekt de conatu; lacrimas ciere - zu Tränen rühren, zum Weinen bringen (damit beim Weinen die innere Verkrampfung sich löst)

zu 23 solum - Boden; figere, o, fixi, fixus - heften, anheften; aversa: Prädicativum

zu 24 movere hier: verwandeln, verändern; vultum: Akk. der Beziehung, gehört zu 'movetur', nicht zum Abl.abs. 'incepto sermone'

zu 25 silex, icis f. - Stein; cautes, is f. - Fels; Marpesius: Adjektiv zu Marpessa, Berg auf Paros, 'Marpesia cautes' hier: Marmorbild

zu 26 se corripere, o, ripui hier: sich aufraffen

zu 27 nemus, oris n. - Hain; umbrifer, a, um - Schatten spendend; pristinus - frühere

zu 27/28 illi respondere curis - mit jener den Kummer teilen (frei übersetzt), ‚respondere’ hier: entsprechen, ‚curis’: Abl. der Beziehung

zu 28 amorem aequare - von gleichem Liebesschmerz erfüllt sein (frei übersetzt), ‚aequare’ – gleichkommen, ‚amorem’: Akk. der Beziehung

zu 29 concutere, io, cussi, cussus erschüttern; 'Nec minus' gehört zu 'concussus'; casus iniquus - schlimmes Geschick

zu 30 prosequi = sequi; miserari bemitleiden, beklagen

Anmerkung zu den Erläuterungen:

Die Schüler hatten zwar im Unterricht mit dem Kleinen Stowasser gearbeitet und auch eine Klausur mit diesem Wörterbuch geschrieben; doch im Interesse eines stärkeren Anreizes, Vokabeln zu lernen, wurden die übrigen Klausuren ohne Wörterbuch geschrieben, zumal ein großer Teil der Gruppe beim Vokabellernen großen Eifer zeigte. Dieser Eifer sollte auch bei der Abiturklausur berücksichtigt werden. Der didaktische Sinn des Wörterbuchgebrauchs, als Propädeutik für ein Sprachstudium zu dienen, entfiel, da alle Schüler eine Lehre anstrebten.
Da die Benutzung des Wörterbuchs fortfiel, wurden die Erläuterungen notwendig ausführlicher. Bei einer Reihe von Angaben hatte ich einige Bedeutungen alternativ angegeben, damit das, was beim Gebrauch des Wörterbuchs gefordert ist, nämlich das passende Wort auszusuchen, wenigstens im Ansatz geleistet wurde. Trotzdem ergibt sich die Erleichterung, dass man nicht aus einem manchmal großen Angebot von Bedeutungen auswählen muss. Erschwerend ist dagegen, dass oft die im Grundwortschatz gelernte sogenannte Grundbedeutung nicht die treffende ist, so dass die Schüler das richtige Wort aus sich heraus finden müssen, in gewissem Sinne also kreativer sind, als wenn sie im Wörterbuch suchen würden.
Mit dem Dezernenten wurde telefonisch am 14.11.85 verabredet, dass die Abiturklausur ohne Benutzung des Wörterbuchs geschrieben wird.


Übersetzung:

(Zum Stil der Übersetzung: Die Schüler sind gewohnt, in Zweifelsfällen eher näher am Text als frei zu übersetzen; so sollten die Schüler zur größtmöglichen Genauigkeit bei der Analyse lateinischer Sätze erzogen werden.)

Welche die grausame Liebe mit unbarmherzigen Gift verzehrt hat, verbergen hier abgelegene Pfade und bedeckt ringsum ein Myrtenwald; der Kummer verlässt sie selbst im Tode nicht.

... Unter diesen irrte die Phönizierin Dido mit frischer Wunde im weiten Wald; sobald der Troische Held dicht bei dieser stand und die im Schatten Verborgene wiedererkannte, so wie einer den Mond sieht, der ihn zum Monatsbeginn durch das Gewölk aufgehen sieht oder glaubt, ihn gesehen zu haben, ließ er seine Tränen fließen und sprach mit inniger Liebe:

"Unglückliche Dido, eine wahre Botschaft war mir also gekommen, dass du umgekommen bist und dich mit dem Schwert getötet hast; ach, ich bin für dich der Grund des Untergangs gewesen; bei den Sternen schwöre ich, bei den Göttern und wenn es irgendeinen Eid in der Tiefe der Erde gibt: gegen meinen Willen, Königin, habe ich dein Gestade verlassen. Sondern mich haben die Befehle der Götter mit ihrer Macht getrieben, die mich nun zwingen, durch diese Schatten zu gehen, durch die von Verwilderung rauen Gegenden und durch die tiefe Nacht; und ich habe nicht glauben können, dass ich durch mein Weggehen dir diesen so großen Schmerz bringen würde. Halt an und entzieh dich nicht meinem Anblick/meinen Blicken! Wen fliehst du? Dies ist nach dem Willen des Schicksals das Letzte, das ich zu dir spreche."

Mit solchen Worten versuchte Aeneas die hassentbrannte und finster blickende Frau zu erweichen und zum Weinen zu bringen. (Ich schließe mich hier nicht der Auffassung z.B. Nordens an, dass Aeneas weint.) Jene hielt, abgewendet, die Augen auf den Boden geheftet; und sie verändert ihre Miene, seit er seine Rede begonnen hat, nicht mehr als wenn ein harter Fels da stünde oder ein Marmorbild. Schließlich raffte sie sich auf und floh feindlich in den Schatten spendenden Hain, wo ihr früherer Gatte mit ihr den Kummer teilt und Sychaeus mit seiner Liebe der ihren entspricht. (Der Vers ist inhaltlich schwierig, da unklar bleibt, ob Sychaeus mitfühlt oder ob darauf verwiesen wird, dass er, nach seinem Tod betrogen, ähnlich wegen Dido leidet wie Dido wegen Aeneas. Die Schüler könnten höchstens eine wörtliche Übersetzung mit dem hässlichen ‚In Bezug auf’ finden, deshalb der Übersetzungsvorschlag im Kommentar.) Nicht weniger erschüttert durch das schlimme Geschick folgt Aeneas ihr unter Tränen weit und beklagt die Fliehende.


Interpretationsaufgaben
Verhältnis Übersetzung : Interpretationsaufgaben 2 : 1.

I.
a) Schreiben Sie die Verse 19 und 30 ab und skandieren Sie sie, indem Sie über die betonten Längen (Versfußbeginn; im Deutschen: Hebungen) Akzente setzen (Es muss deutlich werden, welche Silbe gemeint ist.)!

b) Schreiben Sie hinter jeden oder unter jeden Vers, wieviel Daktylen und wieviel Spondeen in den ersten fünf Versfüßen vorkommen!

c) Machen Sie durch einen senkrechten Strich deutlich, wo eine Zäsur vorliegt, und schreiben Sie über den Strich, um welche Zäsur es sich handelt: T, P, H

II. Geben Sie für Vers 10 die Verteilung von Daktylen und Spondeen an und setzen Sie diese Verteilung zur Aussage des Verses in Beziehung!

III. Analysieren und interpretieren Sie die Klangwirkung der Verse 21 und 22!

IV. Wie wird im vorliegenden Text Aeneas, wie Dido charakterisiert (Zitieren Sie sorgfältig!)?

V. Stellen Sie das Tragische der Situation dar, in der sich Aeneas befand, als er Karthago verließ; ziehen Sie für Ihre Darstellung die entsprechenden Stellen des vorliegenden Textes heran!

VI. In welcher Hinsicht kann die Begegnung zwischen Dido und Aeneas als Urbild für einen entscheidenden Teil der römischen Geschichte gelten?

VII. Inwiefern kann man die 'Aeneis' Vergils als eine Rechtfertigung der Weltmachtpolitik Roms ansehen?

Erwartungshorizont für die Interpretationsaufgaben

zu I.
Die Schüler haben gelernt, aufgrund der Verteilung von langen und kurzen Silben den Vers zu skandieren; dafür kennen sie die Naturlänge (bzw. Kürze) der Endungsvokale und die Regel über die Positionslänge (einschließlich der Ausnahme 'Muta + Liquida'). Die ausgewählten Verse müssten aufgrund dieser Kenntnisse korrekt skandiert werden können. Ob die Schüler die Elision berücksichtigt haben, wird bei der Lösung der Aufgabe Ib deutlich.

zu II
Die Schüler sollen die drei Spondeen zu Beginn des Verses bemerken und die rhythmische Getragenheit dieses Beginns zu der Trauer der Anrede 'Infelix Dido' in Beziehung setzen.

zu III
Das Auffallendste des Verses 21: die Häufung des harten ‚t’, die, gestützt von dem dunkleren Klang der Vokale, die seelische Verhärtung der Dido verdeutlicht.
Der Vers 22 klingt durch die Alliteration des ‚1’, durch die Homoioteleuta der beiden Prädikate einschließlich des weichen ‚b’ und durch die sechs ‚i’ freundlicher, weicher und entspricht im Klang dem Versuch des Aeneas, Didos Erstarrung zu lösen. Sollte jemand auch den Rhythmus analysieren, gibt es einen Zusatzpunkt.

zu IV.
Aeneas ist mitleidsvoll und einfühlsam und vom Wunsch beseelt, Dido aus ihrer Erstarrung zu befreien (demisit lacrimas; Infelix Dido; lenibat ... lacrimasque ciebat; concussus; prosequitur lacrimis longe et miseratur euntem). Er ist sensibel genug, sich Vorwürfe zu machen (funeris ... causa fui) und unter seinem Handeln zu leiden, nachdem er weiß, welch großen Schmerz er Dido angetan hat. Dass er dies beim Abschied von Dido nicht wusste, zeigt, dass er seinen Wert und damit seine Anziehungskraft für Dido eher unter- als überschätzt; dem entspricht auch, dass er sich nur als Werkzeug des fatums sieht (iussa deum ... cogunt). In seinen Empfindungen ist er beständig, denn er liebt Dido immer noch (dulci ... amore) und ist erfüllt von dem Wunsch nach Versöhnung (Siste gradum).
Dido dagegen hat der Schmerz der unglücklichen Liebe verhärtet (V 23-25), alle freundlichen Gefühle abgetötet und an ihre Stelle brennenden Hass (ardentem; torva; inimica) treten lassen.

zu V.
Die Probleme wurden bei der Interpretation des 4. Buchs besprochen. Die Leistung der Schüler besteht vor allem darin, den Grundgedanken der tragischen Schuld zu den Formulierungen des Textes in Beziehung zu setzen.
Die Aufgabe schließt an die vorige an insofern, als herausgestellt werden muss, dass Aeneas Dido nicht herz- und gewissenlos, sondern gezwungen von den ‚iussa deum’ verlässt, dass er also in dem Konflikt stand, die Beziehung zu Dido und damit Didos und sein persönliches Glück zu zerstören oder der Verpflichtung dem fatum gegenüber untreu zu werden. Dabei ist die Liebe zwischen Dido und Aeneas als Wert anzusehen und Aeneas als der, der die Verantwortung für das Glück der Dido hat. Aeneas muss also in jedem Fall schuldig werden, ob er nun die Verantwortung gegenüber dem fatum oder die gegenüber Dido wahrnimmt. Ähnlich dem König Ödipus wird ihm das ganze Ausmaß der tragischen Schuld erst im Nachhinein, eben bei dieser zweiten Begegnung mit Dido bewusst.
Ich erwarte von den Schülern nicht, dass sie das Schuldproblem in dieser Differenziertheit sehen (inwieweit also die tragische Schuld aus Unwissenheit kommt oder inwieweit ein bewusstes Durchstehen des tragischen Konflikts vorliegt). Die Schüler müssen in jedem Fall darstellen, dass Aeneas vor der Alternative steht, Dido zu verlassen und unglücklich zu machen oder dem fatum gegenüber ungehorsam zu sein.
Die unabdingbare Verpflichtung gegenüber dem fatum soll vom Text her belegt werden (invitus; iussa deum; cogunt; imperiis - die Schüler wissen, dass ‚iussa deum’ in der 'Aeneis' meist mit dem fatum identisch sind). Die Schüler werden möglicherweise auch das Problem erkennen, dass der Auftrag des fatums bei Vergil - und nicht nur dann, wenn Aeneas sich vor Dido zu rechtfertigen versucht - als eine von außen kommende Bestimmung dargestellt wird, dass aber Außen und Innen nicht zu trennen sind, die Bestimmung des fatums also im Menschen angelegt, sozusagen seine Entelechie ist. Pietas als Hören auf das fatum bedeutet dann auch: sich selbst treu bleiben. Der tragische Konflikt ist dann nicht ein Konflikt zwischen Außen (Zwang der Götter) und Innen (Liebe zu Dido), sondern ein Konflikt nur in Aeneas (‚invitus’ und ‚iussa’ verweisen dann auf die 'beiden Seelen in einer Brust'). So wird die Ausweglosigkeit entschiedener, denn einem von Außen kommenden Befehl könnte man sich ja noch widersetzen. Die Lösung führt in jedem Fall zur Schuld, und Aeneas' Klage über 'casus iniquus' meint nicht nur das schlimme Geschick Didos, sondern auch das seine.

zu VI.
Die Begegnung zwischen Dido und Aeneas ist das Urbild der Auseinandersetzung zwischen Karthago und Rom; und wie Dido feindselig in ihrem Hass verharrt, während Aeneas auf Versöhnung drängt, so ist nach Vergil die Schuld für die Kriege zwischen Karthago und Rom den Karthagern zuzuschreiben.

zu VII.
Die Schüler müssen zunächst den Begriff 'Weltmachtpolitik' erläutern: dass Vergil die Aufgabe der Römer darin sieht, die Völker zu regieren, ihnen Frieden und Gerechtigkeit zu bringen und das barbarische Böse, den furor, zu bezwingen (die Verse VI,851-53 müssten die Schüler auswendig kennen). Vergil leitet diesen Anspruch von einem Auftrag des fatums ab, dem die Römer sich nicht entziehen dürfen, selbst wenn sie dabei schuldig werden. Die Schüler können dieses fatum theologisch-metaphysisch deuten und somit zu einer religiösen Begründung kommen oder aber das fatum als 'Volkscharakter' (Entelechie) der Römer interpretieren.
Sollten die Schüler sich noch damit auseinandersetzen, ob diese Rechtfertigung als Ideologie (positive weltanschauliche Rechtfertigung negativer Machtansprüche) aufzufassen sei, kann ein Zusatzpunkt gegeben werden.



Klausur 4,340ff. / Klausur 6,456 ff. Grundkurs

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