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Diss. Anmerkungen
Diss. Kapitel 1 - 4
in Diss. zitierte Literatur
Vortrag

Tibull, Elegien
Buch I, Achte Elegie



Non ego celari possum, quid nutus amantis
°°°quidve ferant miti lenia verba sono.
nec mihi sunt sortes nec conscia fibra deorum,
°°°praecinit eventus nec mihi cantus avis:
5ipsa Venus magico religatum bracchia (acc. Graec.) nodo
°°°perdocuit multis non sine verberibus.
desine dissimulare: deus crudelius urit,
°°°quos videt invitos succubuisse sibi.
celo, avi, atum, are: hehlen, verhehlen = verheimlichen, verbergen, in Unkenntnis, in der Täuschung erhalten od. lassen nutus, us m. Nicken, Wink, Wille; sors, sortis f.: Los(stäbchen), (Los)orakel, Weissagung; praecino, ui und cecini: vorspielen, vorhersagen; fibra, ae, f.: Faser an Wurzeln, Pflanzen, Eingeweide; conscius, a, um: mit einem andern um etw. wissend, subst. der Mitwisser, die Mitwisserin, der Zeuge, Vertraute, Teilnehmer usw., m. Genet.; re-ligo, avi, atum, are: aufbinden, anbinden, befestigen, zusammenbinden; per-doceo, docui, doctum, ere: ausführlich lehren, - unterrichten, -zeigen; succumbo, cubui, cubitum, ere: unter etw. fallen = sinken, niederfallen, zu Boden fallen, niedersinken, unterliegen, erliegen, sich gewonnen geben, nachgeben, sich unterwerfen;


Der Dichter kennt sich in Liebesdingen aus.
Nicht kann ich in Unkenntnis gelassen werden (kann man vor mir verbergen), was das Nicken des Liebenden oder was zärtliche Worte in sanftem Ton verursachen.

Er braucht dafür keine Hilfsmittel.
Ich habe keine Losstäbchen und kein Eingeweide, Mitwisser der Götter, nicht sagt mir der Gesang des Vogels die Ereignisse voraus.

Er outet sich als leidvoll Erfahrenen.
Venus selbst hat mit viel Schlägen den mit magischem Knoten an den Armen Zusammengebundenen ausführlich belehrt (Wie einen ausgepeitschten Sklaven). Höre auf zu verheimlichen: Der Gott (Amor) martert grausamer die, von denen er sieht, dass sie sich gegen ihren Willen ihm unterworfen haben.



quid tibi nunc molles prodest coluisse capillos
10°°°saepeque mutatas disposuisse comas,
quid fuco splendente genas ornare, quid ungues
°°°artificis docta subsecuisse manu?
frustra iam vestes, frustra mutantur amictus
°°°ansaque compressos colligat arta pedes.
15illa placet, quamvis inculto venerit ore
°°°nec nitidum tarda compserit arte caput.
num te carminibus, num te pallentibus herbis
°°°devovit tacito tempore noctis anus?
cantus vicinis fruges traducit ab agris,
20°°°cantus et iratae detinet anguis iter,
cantus et e curru Lunam deducere temptat,
°°°et faceret, si non aera repulsa sonent.
quid queror heu misero carmen nocuisse, quid herbas?
°°°forma nihil magicis utitur auxiliis:
25sed corpus tetigisse nocet, sed longa dedisse
°°°oscula, sed femori conseruisse femur.
nec tu difficilis puero tamen esse memento:
°°°persequitur poenis tristia facta Venus.
fucus, i m.: Purpurfarbe, Schminke; amictus, us m.: Umwurf, = das als Umwurf dienende Gewand, der Umwurf, der schalartige Mantel; ansa, ae, f.: der Griff, an dem etwas gefaßt wird, die Öse am Rande der Schuhsohlen, durch die die Bindriemen gezogen wurden; artus, a, um,: eingeengt, eingeschränkt, zusammengedrängt, -gezwängt, eng geschlossen, eng, knapp; os, oris, n.: das Antlitz, Gesicht; como, compsi, comptum, ere: zusammennehmen, -fügen, das aufgelöste Haar ordnen, in Flechten u. Locken abteilen, frisieren; pallens, entis: blaß, bleich, blaß machend; tacitus, a, um: was verschwiegen wird, wovon man schweigt, unbesprochen; de-voveo, vovi, votum, ere, durch Gelübde geloben, verfluchen, verwünschen, verzaubern; aes, aeris, n.: Bronze, eherne Becken, Zimbeln, aera aere repulsa; femur, femoris u. gew. feminis, n.: der Oberschenkel; con-sero, serui, sertum, ere: zusammen- od. aneinander reihen, zusammen- od. aneinander ketten, -knüpfen, die Glieder liebend anschmiegen:


Sich aufzuputzen hilft nicht.
Was nützt es dir nun, die weichen Haare gepflegt und oft die veränderten Haare geordnet zu haben, was mit glänzender Schminke die Wangen zu schmücken, was die Nägel von der geübten Hand des Fachmanns beschnitten zu haben? Vergeblich werden die Kleider, vergeblich die Mäntel gewechselt und schnürt eine straffe Öse (Schnürschuh) die eingezwängten Füße ein.

Die von Natur aus Schöne gefällt.
Jene (Pholoe, die Marathus verschäht?)gefällt, obgleich sie mit nicht zurechtgemachtem Gesicht gekommen ist und nicht mit langandauernder Kunst das Haupt als glänzendes frisiert hat.

Zaubersprüche haben den Dichter nicht verführt.
Hat dich etwa mit Sprüchen, etwa mit bleich machenden Kräutern in verschwiegener Zeit der Nacht eine Alte verwünscht? Ein Zauberspruch versetzt die Früchte von den benachbarten Äckern, ein Zauberspruch hält den Weg einer zornigen Schlange zurück, ein Zauberspruch versucht, den Mond von seinem Wagen herabzuziehen, und er würde es schaffen, wenn nicht die aneinandergestoßenen bronzenen Becken erklängen.

Nicht Zaubersprüche, sondern Liebeserfahrung haben ihm Leid gebracht.
Was klage ich, ach, dass dem (mir) Armen der Zauberspruch, was klage ich, dass die Zauberkräuter Leid gebracht haben! Schönheit braucht in keiner Weise magische Hilfe; aber es schadet, den Leib berührt zu haben, lange Küsse gegeben, Schenkel an Schenkel geschmiegt zu haben.

Der Dichter ermahnt sich selbst.
Und denke daran, dass du dennoch dem Knaben keine Schwierigkeiten machst; Venus verfolgt unfreundliches Handeln mit Strafe.



munera ne poscas: det munera canus amator,
30°°°ut foveat molli frigida membra sinu.
carior est auro iuvenis, cui levia fulgent
°°°ora nec amplexus (acc. Graec.) aspera barba terit.
huic tu candentes umero suppone lacertos,
°°°et regum magnae despiciantur opes.
35at Venus inveniet puero concumbere furtim,
°°°dum tumet et teneros conserit usque sinus,
et dare anhelanti pugnantibus umida linguis
°°°oscula et in collo figere dente notas.
 


Das Geschenk eines guten Liebhabers ist er selbst.
Verlange keine Geschenke; ein alter Liebhaber mag Geschenke geben, damit er seine kalten Glieder an weichen Brüsten erwärme. Köstlicher als Gold ist ein Jüngling, dem das zarte Gesicht leuchtet und dem nicht ein rauer Bart kratzt bei den Umarmungen. Diesem lege deine glänzend weiße Arme (Pholoe ist gemeint) um die Schulter, und die großen Schätze der Könige können verschmäht werden. (Es braucht keine Geschenk; für das Liebesspiel sorgt die Leidenschaft = Venus.) Aber Venus wird es möglich machen, sich heimlich dem Knaben beizulegen und, wobei er glüht und ununterbrochen (usque) die zarten Busen aneinanderschmiegt, dem Stöhnenden mit kämpfenden Zungen feuchte Küsse zu geben und mit den Zähnen am Hals Spuren einzuprägen.



non lapis hanc gemmaeque iuvant, quae frigore sola
40°°°dormiat et nulli sit cupienda viro.
heu sero revocatur amor seroque iuventas
°°°cum vetus infecit cana senecta caput.
tum studium formae est: coma tum mutatur, ut annos
°°°dissimulet viridi cortice tincta nucis:
45tollere tum cura est albos a stirpe capillos
°°°et faciem dempta pelle referre novam.
inficere, io. feci: färben; senectus, a, um: alt, bejahrt, subst., senecta, ae, f., das (hohe) Alter, Greisenalter; dis-simulo, avi, atum, are: unkenntlich machen, verstecken, verbergen; stirps, stirpis f.: Stamm, Wurzel; tollere, o: auch wegnehmen, benehmen, entfernen; demere, o, dempsi, demptus: wegnehmen;


Wenn eine Frau alt geworden ist, hilft kein Bemühen um Schönheit mehr.
Nicht nützen dieser Steine und Gemmen, die in der Kälte allein schläft und von keinem Mann begehrt wird. Ach, zu spät wird sich auf die Liebe besonnen, zu spät auf die Jugend, wenn das greise Alter das alte Haupt gefärbt hat. Dann gibt es das Bemühen um Schönheit, dann wird das Haar verändert, damit es, gefärbt mit der grünen Rinde der Nuss, die Jahre verbirgt. Dann gilt die Sorge, die weißen Haare von der Wurzel ab zu entfernen und, nachdem die Haut geschält wurde, ein neues Gesicht wieder zurückzugeben.



at tu dum primi floret tibi temporis aetas
°°°utere: non tardo labitur illa pede.
neu Marathum torque: puero quae gloria victo est?
50°°°in veteres esto dura, puella, senes.
parce precor tenero: non illi sontica causa est.
°°°sed nimius luto corpora tingit amor.
vel miser absenti maestas quam saepe querellas
°°°conicit et lacrimis omnia plena madent!
55'quid me spernis?' ait. 'poterat custodia vinci:
°°°ipse dedit cupidis fallere posse deus.
nota venus furtiva mihi est, ut lenis agatur
°°°spiritus, ut nec dent oscula rapta sonum;
et possum media quamvis obrepere nocte
60°°°et strepitu nullo clam reserare fores.
quid prosunt artes, miserum si spernit amantem
°°°et fugit ex ipso saeva puella toro?
vel cum promittit, subito sed perfida fallit,
°°°est mihi nox multis evigilanda malis.
65dum mihi venturam fingo, quodcumque movetur,
°°°illius credo tunc sonuisse pedes.'
desistas lacrimare, puer: non frangitur illa,
°°°et tua iam fletu lumina fessa tument.
labor, lapsus sum, labi: sich auf einer glatten Oberfläche sanft hinbewegen, gleiten, schlüpfen, schweben, hingleiten, hinschlüpfen, hinschweben, u. abwärts = herabgleiten; sonticus, a, um: gefährlich, bedenklich, causa, ein von einer bedenklichen Krankheit u. dgl. hergenommener Entschuldigungsgrund, ein triftiger, erheblicher Entschuldigungsgrund; lutum, i, n.: ein Färbekraut, zum Gelbfärben, die gelbe Farbe; conicio, ieci, iectum, ere: hinwerfen, hinaufwerfen, daraufwerfen, deutsch oft bl. werfen, auch mit Dativ; dare: u. a. beibringen, zugestehen; obrepo, repsi, ere: heranschleichen; quamvis: in jeder Weise; reserare: entriegeln, öffnen; torus, i: Lager; fallere: u. a. nicht leisten, nicht erstatten, nicht erfüllen (unerfüllt lassen); evigilare: wach bleiben; malum, i, n. (Superl. pessimum, i, n.) Plur. mala, orum, n.: Übel, Leiden;


Nutze die Jugend für die Liebe.
Aber du, während dir die Lebensstufe der ersten Zeit blüht, nutze sie; nicht mit langsamem Schritt schwindet sie dahin.

Klage des Marathus
Und quäle nicht den Marathus. Welche Ehre ist es, wenn der Knabe besiegt ist? Sei hartherzig gegenüber den Alten Greisen, Mädchen. Schone, ich bitte, den Zarten. Jener hat keine wegen Krankheit triftige Entschuldigung; sondern zu sehr färbt die Liebe seinen Körper mit gelber Farbe. Oder wie oft schleudert der Arme auf die Abwesende traurige Klagen und alles ist nass voll von Tränen. „Was verschmähst du mich?“ sagt er. „Die Wache konnte besiegt werden. Der Gott selbst gewährte den leidenschaftlich Liebenden, täuschen zu können. Mir ist die heimliche Liebe bekannt, dass das Stöhnen leise betrieben werde und dass die geraubten Küsse keinen Ton abgeben; und ich kann, obschon mitten in der Nacht, heranschleichen und ohne Lärm heimlich die Tür entriegeln. Was nützen die Künste, wenn das grausame Mädchen den armen Liebenden verschmäht und von ihrem eigenen Lager flüchtet? Oder wenn sie Versprechungen macht, aber sie plötzlich wortbrüchig nicht erfüllt, dann habe ich eine Nacht, die mit viel Leid durchwacht werden muss. Während ich mir vorstelle, dass sie gerade kommt, glaube ich, was auch immer sich bewegt, dass dann ihre Füße das Geräusch gemacht haben.“

Der Dichter spricht Marathus an:
Hör auf zu weinen, Knabe, jene wird nicht bezwungen, und schon sind deine durch Weinen ermatteten Augen geschwollen.



oderunt, Pholoe, moneo, fastidia divi,
70°°°nec prodest sanctis tura dedisse focis.
hic Marathus quondam miseros ludebat amantes,
°°°nescius ultorem post caput esse deum;
saepe etiam lacrimas fertur risisse dolentis
°°°et cupidum ficta detinuisse mora:
75nunc omnes odit fastus, nunc displicet illi
°°°quaecumque opposita est ianua dura sera.
at te poena manet, ni desinis esse superba.
°°°quam cupies votis hunc revocare diem!
fastidium, ii, n.: der Ekel, Widerwille, Genuß, der Überdruß, Vornehmtun, das spröde, schnöde Wesen; focus, i: Feuerstätte, Herd, Altar; miser, era, erum: unglücklich, erbärmlich, kläglich, jammervoll, bejammernswert; de-tineo, tinui, tentum, ere: jmd. od. etwas an einem Orte festhalten, in seinem Laufe od. Marsche durch etwas auf-, zurückhalten, am Weitergehen od. Vorrücken hindern, hinhalten; mora, ae, f.: der Verzug, die Verzögerung, der Aufschub, der Aufenthalt; fastus, us, m.: (verwandt mit fastigium) das stolz abweisende-, zurücksetzende-, schnöde od. spröde Benehmen, die stolze Kälte, stolze Verachtung, der vornehme Stolz, Hochmut; manere: tr. auf jmd. od. etwas warten, jmd. erwarten, ihm bevorstehen,


Der Dichter spricht Pholoe an – Marathus‘ Leid ist Rache der Götter.
Ich mahne dich, Pholoe; die Götter hassen Überheblichkeit, und nicht nützt es, auf heiligen Altären Weihrauch geopfert zu haben.
Dieser Marathus verspottete einst die bejammernswerten Liebenden, unwissend, dass ein Gott als Rächer hinter dem Menschen steht; oft soll er die Tränen des Trauernden verlacht und den Liebenden mit einem erfundenen Aufenthalt hingehalten haben. Nun hasst er allen Hochmut, nun missfällt ihm jede harte Tür, die (ihm) spät (am Abend) entgegensteht.

Der Dichter wendet sich wieder Pholoe zu:
Auf dich aber wartet die Strafe, wenn du nicht aufhörst übermütig zu sein. Wie wirst du diesen Tag durch Gebete zurückrufen (als sie Marathus hätte erhören können).



I,4 Übersetzung wörtlich, Vokabeln / I,9 Übersetzung wörtlich, Vokabeln

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