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Klassenarbeit 8 - 1998

1. Gib die Gedanken des ausgewählten Ausschnitts aus dem Monolog Tells wieder!

2. Gib mit Hilfe der vorgelegten Texte an, wann für Tell ein Tyrannenmord gerechtfertigt ist!
Zitiere auch die wichtigsten Stellen, die auf diese Frage eine Antwort geben können!

3. Beantworte, wenn du noch Zeit hast, die Frage, ob du mit Schillers Ansicht zum Tyrannenmord übereinstimmst oder nicht!



aus IV,3 Tell:
[...]
Ich lebte still und harmlos – Das Geschoß
War auf des Waldes Tiere nur gerichtet,
Meine Gedanken waren rein von Mord –
Du hast aus meinem Frieden mich heraus
Geschreckt, in gärend Drachengift hast du
Die Milch der frommen Denkart mir verwandelt,
Zum Ungeheuren hast du mich gewöhnt –
Wer sich des Kindes Haupt zum Ziele setzte,
Der kann auch treffen in das Herz des Feinds.

Die armen Kindlein, die unschuldigen,
Das treue Weib muß ich vor deiner Wut
Beschützen, Landvogt. – Da, als ich den Bogenstrang
Anzog - als mir die Hand erzitterte -
Als du mit grausam teufelischer Lust
Mich zwangst, aufs Haupt des Kindes anzulegen –
Als ich ohnmächtig flehend rang vor dir,
Damals gelobt’ ich mir in meinem Innern
Mit furchtbarm Eidschwur, den nur Gott gehört,
Daß meines nächsten Schusses erstes Ziel
Dein Herz sein sollte – Was ich mir gelobt
In jenes Augenblickes Höllenqualen,
Ist eine heil’ge Schuld – ich will sie zahlen.
Du bist mein Herr und meines Kaisers Vogt,
Doch nicht der Kaiser hätte sich erlaubt,
Was du – Er sandte dich in diese Lande,
Um Recht zu sprechen – strenges, denn er zürnet –
Doch nicht, um mit der mörderischen Lust
Dich jedes Greuels straflos zu erfrechen:
Es lebt ein Gott, zu strafen und zu rächen.
[...]
Sonst, wenn der Vater auszog, liebe Kinder,
Da war ein Freuen, wenn er wiederkam;
Denn niemals kehrt’ er heim, er bracht’ euch etwas,
War’s eine schöne Alpenblume, war’s
Ein seltner Vogel oder Ammonshorn 1),
Wie es der Wandrer findet auf den Bergen –
Jetzt geht er einem andern Weidwerk nach,
Am wilden Weg sitzt er mit Mordgedanken:
Des Feindes Leben ist’s, worauf er lauert.
– Und doch an euch nur denkt er, lieben Kinder,
Auch jetzt – Euch zu verteid’gen, eure holde Unschuld
Zu schützen vor der Rache des Tyrannen,
Will er zum Morde jetzt den Bogen spannen!

aus V,2 Tell zu Parricida:
Darfst du der Ehrsucht blut’ge Schuld vermengen
Mit der gerechten Notwehr eines Vaters?
Hast du der Kinder liebes Haupt verteidigt?
Des Herdes Heiligtum beschützt? das Schrecklichste,
Das Letzte von den Deinen abgewehrt?
– Zum Himmel heb ich meine reinen Hände,
Verfluche dich und deine Tat – Gerächt
Hab ich die heilige Natur, die du
Geschändet – Nichts teil ich mit dir – Gemordet
Hast du, ich hab mein Teuerstes verteidigt


1) Ammonshorn: versteinerte spiralige Schale eines Kopffüßers, der im Trias- und Jurameer lebte. Die Form dieser Schale erinnert
an Widderhörner, mit denen die ägyptische Gottheit Ammon dargestellt wurde.

Entwurf der Lösungen

1. Gib die Gedanken des ausgewählten Ausschnitts aus dem Monolog Tells wieder!
Tell rechtfertigt in diesem Monolog vor sich selbst seine Absicht, den Landvogt Geßler zu töten.
Zunächst stellt er fest, daß er bislang als friedfertiger Bürger gelebt hat (still und harmlos), daß aber das Verhalten Geßlers ihn zum Ungeheuren eines Mordes geführt, daß Geßler ihn nämlich gezwungen hat, durch den Apfelschuß das Leben seines Sohnes zu gefährden, und daß er in Sorge sein muß um das Leben seiner Frau und seiner Kinder, nachdem er auf dem Weg ins Gefängnis geflohen ist.

Er erinnert sich an den Schwur, den er getan hat, als er auf den Apfel schießen mußte, nämlich Geßler zu töten.

Den möglichen Einwand, daß der Landvogt der Vertreter seines Herrn, des Kaisers, ist, entkräftet er, indem er darauf hinweist, daß der Kaiser nicht gewollt haben kann, daß der Landvogt sich jedes Greuels straflos ... erfrechen darf. Gott werde ihm bei der Bestrafung Geßlers beistehen.
Die Erinnerung an die glückliche Zeit, die er mit seinen Kindern erlebt hat, bekräftigt ihn in dem Entschluß, seine Kinder vor der Rache des Tyrannen zu schützen, indem er Geßler tötet.

2. Gib mit Hilfe der vorgelegten Texte an, wann für Tell ein Tyrannenmord gerechtfertigt ist!
Zitiere auch die wichtigsten Stellen, die auf diese Frage eine Antwort geben können!
Für Tell gibt es nur eine Rechtfertigung des Tyrannenmords, nämlich unmittelbare Notwehr, wenn das Leben der Familie von diesem Tyrannen bedroht ist (das Schrecklichste,/Das Letzte).

Die Familie ist für Tell der engste, von Natur gegebene Bund von Menschen; und als der, der für seine Familie verantwortlich ist, sieht er es als seine Pflicht an, Die armen Kindlein, die unschuldigen,/Das treue Weib vor der Wut des Tyrannen zu beschützen.

Darum glaubt er, trotz des Mordes reine Hände zu haben, während er Parricida verurteilt, da dieser den Verwandten getötet und damit die heilige Natur ... geschändet hat.

3. Beantworte, wenn du noch Zeit hast, die Frage, ob du mit Schillers Ansicht zum Tyrannenmord übereinstimmst oder nicht!
Schiller schränkt durch die Überlegungen Tells die Rechtfertigung eines Tyrannenmord ein auf die Notwehr in einer Situation, in der die bedroht sind, für die man unmittelbar verantwortlich ist, die nächsten Anverwandten. Nicht geht es in Tells Rechtfertigung um allgemeine Ziele wie die Befreiung eines Volkes von der Tyrannei.

Wenn Schiller so argumentiert, so tut er dies aus Sorge, daß man im Namen einer Idee (hier der Idee der Freiheit) tötet, ohne daß ein konkreter Einzelfall einen solchen Mord rechtfertigen könnte (Wer könnte z.B. nachweisen, daß dieser oder jener Adlige, der in Frankreich zur Durchsetzung der Ideale ‘Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit’ getötet wurde, die Verwirklichung dieser Ideale tatsächlich aufgehalten hätte. Darum beschränkt Schiller sich bei der Rechtfertigung des Tyrannenmord auf den überschaubaren Einzelfall.

Wenn dies die Bedenken Schillers sind, kann ich sie verstehen. Nicht kann ich die Einschränkung auf die Familie verstehen; denn wenn Menschenrechte verletzt sind und dies konkret nachweisbar ist, dann muß derjenige, der sie verletzt, daran gehindert werden, notfalls mit Gewalt; und der, der eine solche Verletzung hindert, kann dies auch im Interesse größerer Menschengruppen tun und muß sich nicht beschränken auf den engen Bereich der Familie



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