Mann Thomas
Molière
Klausuren, Klassenarbeiten
Zusammenfasssung und Anm. Buch I und II
Textauswahl für den Unterricht erläutert
Vortrag über Thomas Morus und seine 'Utopia'
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'Frühlingserwachen'
Die Ermittlung
Gedichte
Diss. Anmerkungen
Diss. Kapitel 1 - 4
in Diss. zitierte Literatur
Vortrag

Abitur 1993
Über Ausbeutung, Klassenjustiz und Hoffart’ (siehe ‚Textauswahl)
(aus dem Epilog; Klowski S.84, Z.13-21; S. 85, Z.15-23)

Zur Unterrichtssituation:
Nach dem Zusammenbruch der sich kommunistisch nennenden Regierungen wird die Frage nach dem Sinn utopischen Denkens, das die besten Kräfte bei der Gründung der sozialistischen Staaten wesentlich bestimmt hat, besonders dringlich und darum zur Zeit auch besonders kontrovers diskutiert.
Die Lektüre von Thomas Morus' 'Utopia', die dem Begriff 'Utopie' nicht nur den Namen gegeben, sondern ihn inhaltlich auch wesentlich gefüllt hat, erscheint darum besonders sinnvoll und wurde von den Schülerinnen und Schülern auch mit großem Interesse und viel Verständnis geleistet.

Interpretationsaufgaben und Erwartungshorizont (Verhältnis Übersetzung - Interpretation: 2 : 1)

I. Man spricht von Klassenjustiz, wenn die herrschende Klasse Gesetze in ihrem Interesse erlässt und nach diesen Gesetzen Recht spricht.
Inwiefern beschreibt Thomas Morus/Hythlodaeus im vorliegenden Text eine solche Klassenjustiz?
Zitiert werden soll die Aussage des Thomas Morus, dass er in den Gemeinwesen eine Verschwörung der Reichen entdeckt, die zu ihrem Vorteil die Gesetze machen ('rei publicae nomine tituloque'). In diesem Zusammenhang soll auch der Hinweis erläutert werden, dass solche Machenschaften im Namen der Allgemeinheit beschlossen und so zu Gesetzen werden.

II. Ausbeutung ist der Tatbestand, dass sich die Eigentümer der Produktionsmittel den ihnen nicht zukommenden Ertrag fremder Arbeit unentgeltlich aneignen.
Wie beschreibt Thomas Morus/Hythlodaeus im vorliegenden Text diese Tatsache?
Zitiert und erläutert werden soll der Hinweis, dass die Reichen die Arbeit und Mühe der Armen möglichst billig sich aneignen und diese ausbeuten; zusätzlich könnte das 'quam minimo' mit marxistischer Terminologie erläutert werden: dass die Reichen mindestens den Mehrwert der Arbeitskraft für sich in Anspruch nehmen, teilweise sogar einen Teil der notwendigen Arbeit, da sie nicht auf die Erhaltung und Reproduktion der Arbeitskräfte angewiesen sind.

III. Auf welche konkreten sozialen Verhältnisse bezieht sich Thomas Morus bei seiner Anklage der Ausbeutung? Führen Sie aus dem Ersten Buch einige Beispiele an!
Im Ersten Buch verurteilt Hythlodaeus den Rechtsbrauch Englands, für Diebstahl die Todesstrafe zu verhängen, indem er darauf hinweist, dass wegen der Ausbeutung sogar der 'notwendigen Arbeit' die Ausgebeuteten zum Stehlen gezwungen sind, wenn sie weiterleben wollen. Beispiele sind die Kriegsversehrten, deren Gesundheit vom Staat ausgebeutet wurde, die Pächter, die von den adligen Eigentümern wie "von Drohnen" ausgenutzt werden, die Bauern, die enteignet und damit des Ergebnisses ihrer Arbeitskraft beraubt werden, damit ihr Land den adligen Schafzüchtern zur Verfügung steht, die Konsumenten, die durch eine Monopolisierung der Produktion in der Hand weniger Reicher verteuerte Lebensmittel kaufen müssen. Hinzu kommt eine Preissteigerung auch wegen der Monokultur Viehwirtschaft (Schafe) und einer sich daraus ergebenden Seuche.

IV. Wieso leben die Menschen nicht nach dem Vorbild Utopias, obwohl jeder einzelne seinen Vorteil von einer u.a. dem urchristlichen Gedanken des Gemeineigentums verpflichteten Gesellschaft hätte?
Beantworten Sie diese Frage, indem Sie sich auf den vorliegenden Text beziehen!
Aufgaben IV. und V. beschäftigen sich mit dem Zentrum der Diskussion über den Sinn von utopischem Denken und über das Risiko der Versuche, utopische Entwürfe zu realisieren.
Bei Aufgabe IV. soll die 'superbia' als Ursache eines möglichen Scheiterns von 'Utopia' aufgezeigt werden, 'superbia' als der Trieb, anderen überlegen zu sein, über ihnen zu stehen, ein Trieb, der Gleichheit nicht zulässt. Dem Menschen, der seine Befriedigung nur darin findet, dass er sich anderen überlegen glaubt, reicht es nicht, nur glücklich zu sein, unabhängig von den anderen, ohne auf die anderen und deren Glück zu blicken, sondern er möchte glücklicher sein als andere bzw. andere im Unglück sehen, damit er in seinem Glück der Überlegene ist ('ex alienis in commodis prosperitatem metitur'); nur im Kontrast zum Elend anderer glänzt sein Glück ('felicitas miseriis praefulgeat'). Darum kann er nicht in einem Gemeinwesen leben, das sein Gemeineigentum so verteilt, dass alle - nicht durch das Gleiche, aber in gleicher Weise - glücklich sind.


V. Erläutern Sie in diesem Zusammenhang kurz den Satz aus 'Utopia', den Thomas Morus seinem Erzähler Hythlodaeus entgegenhält: „... ut omnia bene (= bona) sint, fieri non potest, nisi omnes boni sint.“ (Es kann nicht sein, dass alles gut ist, außer wenn alle gut sind.)
Ziehen Sie aus dieser These die Folgerung für den Umgang mit utopischen Entwürfen! Diskutieren Sie auch die Frage, wer - der Autor Thomas Morus oder sein Erzähler Hythlodaeus - eher an die Möglichkeit eines 'Utopia' glaubt!
An der 'superbia' hat Thomas Morus exemplifiziert, dass mit Menschen, die missgünstig sind, kein gerechter Staat zu machen ist, dass also umgekehrt eine gelungene Gemeinschaft nur möglich ist, wenn die Menschen, die sie bilden, gelungen sind, dass man nicht mit der Organisation oder Verordnung einer 'idealen' Gesellschaft beginnen kann, sondern dass man beim einzelnen Menschen anfangen muss, ihn zu einem guten Menschen zu bilden. Sollte dies gelingen, ergäbe sich die Organisation einer idealen Gesellschaft ohne größere Probleme.
Es kommt nun auf den Standpunkt des Einzelnen an, ob er eine solche Erziehung für möglich hält. Auch könnte diskutiert werden, ob eine solche Erziehung ohne utopischen Entwurf überhaupt möglich ist.
Dass Thomas Morus sozusagen dem radikaleren Hythlodaeus seinen Skeptizismus entgegenhält, wurde im Unterricht besprochen, vor allem anhand der Äußerung des Thomas Morus im Epilog, dass die Menschen nur fleißig seien, wenn sie für sich selbst arbeiten und wenn das so erarbeitete Eigentum auch durch Gesetze geschützt sei.
Daraus darf nicht gefolgert werden, dass Thomas Morus sich nachdrücklich von der Gesellschaftsform Utopias distanziere, wie Klowski in seiner Erläuterung behauptet: Hier liege der Grund dafür, dass Thomas Morus Raphael Hythlodaeus überhaupt eingeführt habe (schon mit der Übersetzung des Namens 'Hythlodaeus' (Fachmann für Unsinn) will Klowski seine These erhärten; 'dáios' kann 'erfahren' und 'feindlich' bedeuten, so dass andere Kommentatoren 'Hythlodaeus' mit 'Feind des Unsinns' übersetzen - wohl ein Versteckspiel des Thomas Morus). Die Schüler waren nicht bereit, der These Klowskis zu folgen, schon aufgrund der simplen Überlegung, weshalb denn Thomas Morus überhaupt ein Buch schreibe, das größtenteils Unsinn enthalte. Man darf also davon ausgehen, dass auch die radikalere Position des Hythlodaeus Teil der Überzeugungen des Thomas Morus ist, dass also zunächst einmal das Auseinanderfalten in einen radikalen Erzähler und einen skeptischen Autor ein poetischer (wahrscheinlich auch politischer) Kunstgriff ist.


VI. Schreiben Sie die wesentlichen Stilfiguren heraus und bezeichnen Sie sie!
Auffällig häufig ist in diesem Text die Stilfigur des Hendiadyoin: intuenti ac versanti, nomine tituloque, comminiscunturque et excogitant, modos atque artes, opera ac labores, princeps parensque. Das Wortspiel 'miseris' - 'miseriis' müsste entdeckt werden, ebenfalls die Metapher, die mehr formelhafte (florent) und die nachdrückliche (belua, princeps parensque pestium). Die Bedeutung dieser zuletzt zitierten Stelle hebt Morus noch durch die Alliteration und durch emphatische Wortumstellung heraus; die Wortumstellung ist auch auffällig am Ende des Textes (felicitas).



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