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Sempronia

Klausur 11.1 (GK) Latein 2. Fremdsprache 2 Unterrichtsstunden; Anzahl der Wörter: 83;
Text: Sallust ‘Coniuratio Catilinae’ Verhältnis Übersetzung/Zusatzaufgaben: 3:1

I. Übersetze:

Sallust berichtet darüber, dass „Catilina sehr viele Leute jeden Standes an sich gezogen habe, auch einige
1 mulieres, quae primo ingentis sumptus stupro corporis toleraverant,
2 post, ubi aetas tantummodo quaestui, neque luxuriae modum fecerat,
3 aes alienum grande conflaverant. ...
4 In iis erat Sempronia, quae multa saepe virilis audaciae facinora conmiserat.
5 Haec mulier genere atque forma, praeterea viro, liberis satis fortunata fuit;
6 litteris Graecis, Latinis docta, psallere et saltare elegantius, quam necesse est probae.
7 Sed ei cariora semper omnia quam decus atque pudicitia fuit.
8 Pecuniae an famae minus parceret, haud facile discerneres.
9 Lubido sic adcensa, ut saepius peteret viros quam peteretur.

zu 1: sumptus (u-Dekl.) tolerare - Aufwand treiben; stuprum - Schändung, Unzucht, Preisgabe;
zu 2: post = postea; ubi - sobald, als; tantummodo - nur; quaestus, us - Erwerb, Gewinn; ‘neque’ hier: nicht aber; ‘luxuria’ hier: Genusssucht; modum facere (io, feci, factum) - eine Grenze setzen, ein Ende bereiten;
zu 3: aes alienum, aeris alieni n. - Schulden; conflare - zusammenbringen, anhäufen;
zu 4: Sempronia gehörte zu einer der vornehmsten Familien Roms; virilis, e - männlich; facinora conmittere (o, misi, missus) - (Un)Taten begehen;
zu 5: genus, eris n. hier: Herkunft, ,genere’ ist wie die folgenden Fälle Ablativus causae; praeterea - außerdem; satis - genug, genügend; fortunatus - gesegnet, vom Glück begünstigt;
zu 6: litterae hier: Literatur, litteris: Ablativus limitationis; Graecus - griechisch; doctus - gebildet; psallere, o - Zither spielen, zur Zither singen; saltare - tanzen; elegans, antis - geschickt, kunstgerecht, aufreizend; probus - rechtschaffen, sittsam, anständig, zu ergänzen ist: Frau;
zu 7: decus, oris n, - Ehrbarkeit; pudicitia - Keuschheit, Reinheit;
zu 8: (utrum) ... an - ob ... oder; parcere, o mit Dativ - schonen, schonend umgehen mit; haud (zu facile) nicht; facile (Adverb zu facilis - leicht); discernere, o - unterscheiden, erkennen, entscheiden, discerneres: Potentialis der Vergangenheit, du hättest (man hätte) entscheiden können;
zu 9: sic so, so sehr; adcendere, o, cendi, census - entzünden, entflammen, erhitzen; saepius - öfter
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II. Zusatzaufgaben:
1: Bestimme die rhetorischen Figuren folgender Formulierungen!
a) In iis erat Sempronia (Zeile 4)
b) multa saepe virilis audaciae facinora (Zeile 4)
c) Lubido sic adcensa. (Zeile 9)
2: Welche von der Norm abweichende lautliche Erscheinung fällt dir im vorliegenden Text auf? Erläutere, warum Sallust solche Abweichungen benutzt!
3: Sempronia wird oft als ,,weiblicher Catilina“ bezeichnet. Erläutere durch einen genauen Vergleich ihrer Charakterisierung durch Sallust mit der Catilinas, ob diese Bezeichnung berechtigt ist!
4: Was versteht man unter Deszendenztheorie?
5: Wodurch unterscheidet sich die Art der Geschichtsschreibung in der Antike von der des 19. und 20. Jahrhunderts?
6: Welche Partei steht hinter Cicero, welche vertritt eher die Argumentation Catilinas?

Lösungen
zu 1.
a) Umstellung (Transmutatio)
b) Sperrung (Hyperbaton)
c) Ellipse
zu 2. ‘lubido’
benutzt Archaismen, um seine Bewunderung der alter Zeit und seine Sehnsucht nach ihr auszudrücken
zu 3.



Mangel an Vermögen Catilina

inopia rei familiaris

Sempronia

aes alienum grande

Positive Eigenschaften

1. vornehme Herkunft

2. gutes Aussehen

3. große geistige Fähigkeiten



nobili genere

magna vi corporis

magna vi ... animi; eloquentiae



genere fortunato

Forma

litteris Graecis, Latinis docta, psallere et saltare elegantius

Negative Eigenschaften

1. Verwegenheit

2. Habgier und Verschwendungssucht

3. Maßlose Sinnlichkeit

4. Skrupellosigkeit



animus audax

alienus appetens, sui profusus; luxuria

ardens in cupiditatibus

ingenio malo pravoque; caedes grata fuere



virilis audaciae

ingentis sumptus, aes alienum, pecuniae (non) parceret; luxuria

lubido sic accensa

stuprum corporis; fama non parceret



zu 4. Die Theorie, die behauptet, dass die Menschheit (bzw. ein Volk, ein Staat, eine Gesellschaft) am Beginn ihrer Entwicklung in einem idealen Zustand lebte, von dem sie dann nach und nach immer mehr verliert.
zu 5. In der Antike versuchten die Historiker durch künstlerische Gestaltung die Wahrheit der Geschichte darzustellen, im 19. und 20. Jahrhundert durch exakte Wissenschaft, z. B. Quellenstudium.
zu 6. hinter Cicero: Optimaten; Argumentation Catilinas: Popularen

Übersetzung
Frauen, die zunächst gewaltigen Aufwand durch Preisgabe ihres Körpers betrieben hatten, später, als ihr Alter nur ihrem Erwerb, aber nicht ihrer Genusssucht eine Grenze gesetzt hatte, riesige Schulden aufgehäuft hatten.

Zu diesen gehörte Sempronia, die viele Taten von oft männlicher Kühnheit begangen hatte. Diese Frau war gesegnet genug (recht vom Glück begünstigt) durch Herkunft und Schönheit, dazu mit einem Mann und Kindern; in griechischer, in lateinischer Literatur war sie gebildet; sie sang zur Zither und tanzte aufreizender, als es für eine anständige Frau nötig ist. Aber ihr war immer alles lieber als Zucht und Anstand. Ob sie ihr Geld oder ihren guten Ruf weniger schonte, hätte man nicht leicht entscheiden können; ihre Sinnlichkeit war so entbrannt, dass sie häufiger Männer aufsuchte, als dass sie aufgesucht wurde.

Andere Zusatzfragen
Was charakterisiert Sempronia als Vertreterin einer verfallenen Zeit?
a) kümmert sich nicht um Normen der Gesellschaft
ohne decus und pudicitia - ohne Rücksicht auf fama - richtet sich nicht nach dem Leben einer femina proba
b) sieht luxuria als Zentrum ihres Lebens, vor allem erfüllt sie sie auf erotischen Gebiet
d. h. denkt nur daran, im Augenblick das Leben zu genießen, denkt weder an die Zukunft (verschwenderisch) noch an die Mitwelt
c) Ist skrupellos beim Ausleben ihrer Egozentrik 1P
macht Schulden - verkauft sich - schwört falsche Eide - ist in Mordpläne eingeweiht - ist untreu
d) Ist auf dekadente Weise genial, hochgebildet, musisch begabt

Konstruieren Sie das Idealbild einer römischen Frau, so wie es sich dem Urteil Sallusts über Sempronia entnehmen läßt!
Sie hat auf ihren guten Ruf zu achten 1 P - keusch zu sein ½ p - treu zu sein ½ - haushälterisch ½ - sittsam ½ - bescheiden ½ - kinderreich ½ - sich im Haus um Mann und Kinder zu kümmern 1 P - nicht zu viel Bildung und gesellschaftliche Qualitäten 1 P - sich nicht um Politik zu kümmern ½ P - adlige Herkunft, gutes Aussehen ½ P

Stellen Sie dar, wie Sallusts Leben durch den Niedergang jener Zeit bestimmt wurde:
Sallust, eigentlich interessiert an Bildung und Wissenschaft,
will politische Karriere machen, strebt nach Anerkennung,
wird als junger Mann vom Zeitgeist angesteckt, obwohl er ihn verabscheut,
wird aufgrund der ‘aetas imbecilla’ angesteckt durch den Sittenverfall,
Kann sich dem schlechten Einfluss nicht entziehen, weil er zu sehr nach Geltung strebt
Als er sich dann besinnt, zieht er sich aus dem offiziellen Leben zurück, wird Schriftsteller
Caesar als einziger, der den Staat weiterbringen kann, von dem Sallust eine Erneuerung erwartet, wird getötet, deshalb zieht Sallust sich auf die Schriftstellerei zurück; wird Mahner

Vorbereitung
Grammatik: hic, haec, hoc; qui, quae, quod; is statt es bei Akk. Pl.; in mit Abl. (bei Personen) bei, unter (in his militibus); is, ea id; atque; sed; quam nach Komparativ; ut mit Konj. konsekutiv; Abl. causae; Abl. limitationis; Infinitivus historicus; Indirekter Fragesatz, Doppelfrage ‘(Utrum) vera sententia an falsa sit, disputamus.’
Potentialis: man könnte sagen; Potentialis der Vergangenheit: man hätte sagen können; u-Deklination; Dativ und Abl. aller Deklinationen, Nomen und Pronomen; Neutrum Pl. von alleinstehenden Adjektiven und Pronomen; Steigerung von parvus, magnus; Plusquamperfekt-Formen;
Über Sallusts Stil:
Gegen die Strömung seiner Zeit; sein Vorbild: Thukydides; Satzbau spröde, gedrängt, inkonzinn (unsymmetrisch); seine Sprache charakterisiert durch Kürze (brevitas), Überraschung und Abwechslung (variatio), sentenzartige (spruchartige) Knappheit.
Ex Sallusti sententia nihil demi sine detrimento sensus (Gen.) potest.
Archaismen zum Zeichen der Verehrung der ‘guten, alten Zeit’: altertümlicher Wortschatz (verba antiqua), altertümliche Lautgebung, altertümlicher Formengebrauch
Rhetorische Figuren wie Umstellung (Transmutatio), Sperrung (Hyperbaton), Ellipse



Catos Rede im Senat / Aus dem Brief II an Caesar

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