1. Klassenarbeit 8a am 08.10.97
Irene Rodrian ‘Der Tod hat hitzefrei’
Bearbeite entweder Aufgabe I. oder Aufgabe II.!
I. Bearbeite die beiden folgenden Aufgaben:
1. Auf S.112 Mitte spricht Ulrike Voit von ‘mörderisch’ und Harlander spricht von ‘Mörder’. Erläutere ausführlich, was die beiden meinen, welches Missverständnis vorliegt und welche unterschiedlichen Einstellungen der beiden durch diese Aussagen deutlich werden.
Lösungsvorschlag Ulrike Voit meint, dass das Schulsystem ‘mörderisch’ sei, der Schulleiter Dr. Harlander missversteht sie und interpretiert das ‘mörderisch’ in dem Sinne, dass Zauner der Mörder von Ulrich Eschlbeck sei. Dass Dr. Harlander in so krasser Weise Ulrike Voit missversteht, erklärt sich dadurch, dass er fixiert ist auf den guten Ruf der Schule - von diesem guten Ruf der Schule hängt auch sein Renommee ab; deshalb kann er nicht mitmenschlich denken und handeln und ist lediglich darauf aus, dass Zauner von der Schule verwiesen wird - so hatte er es ihm schon selbst angedeutet (S. 45) und so sagt er es Ulrike Voit, als diese Loyalität für Zauner einfordert. Solange den Schulleiter nichts stört und der Schulbetrieb zu seiner Zufriedenheit läuft, ist er der joviale ältere freundliche Herr (S. 43); wenn es aber um sein und der Schule Renommee geht, ist er mitleidlos hart, d. h. er hat kein Verständnis für die Probleme derer, die unter dem Schulsystem leiden, weil sie selber nicht so hart sind (S. 46). Wenn es um den Ruf der Schule geht, nimmt Dr. Harlander es sogar in Kauf, dass eine Verweisung von der Schule Zauner umbringen würde, wie Ulrike Voit vermutet.
Ganz anders wird Ulrike Voit dargestellt. Sie ist voller Verständnis und hat darum Einblick in die Schwierigkeiten ihrer Umwelt, vor allem der Schüler und Kollegen. Sie bemüht sich, dass ihre Einsichten auch ihr Handeln bestimmen, und ist darum hilfsbereit, solange ihre Kraft reicht. Sie durchschaut das Mörderische des Schulsystems, den oft unerträglichen Druck, der auf Schülern und auf manchen Lehrern lastet, ein Druck, an dem alle kaputtgehen, die - wie Ulrich und Zauner - nicht hart genug für dieses System sind.
2. Erläutere an der Gestalt des Oberinspektors, inwiefern man diesen Roman in die Tradition der realistischen Kriminalromane einordnen kann!
Lösungsvorschlag Die Personen des Romans sind keine Kunstfiguren, sondern lebendige Gestalten mit Vorzügen und Schwächen. Der Oberinspektor Lugeder z. B. reiht sich insofern in die Kommissare und Detektive der realistischen Kriminalromane ein, als nicht nur seine berufliche Tätigkeit dargestellt wird, sondern es wird auch deutlich, dass er ein Mensch ist, der mitfühlt, der auch Sorgen und Schwächen hat. Er ist so sehr engagiert, dass er Erich Randak am liebsten eine scheuern möchte, als der Fall aufgeklärt und die Mitschuld Randaks erwiesen ist. Seine Schwächen: er muss sich mit seiner Midlife-crisis herumschlagen, er hat Sorgen um seine Potenz, er kümmert sich nicht um seine Töchter, er hat Angst vor einer Frau als möglicherweise überlegene Mitarbeiterin. Er ist also ein Mensch, der gut in die Wirklichkeit, so wie Irene Rodrian sie sieht, hineinpasst.
II. Stelle dir vor, dass Erich Randak doch vor ein Gericht gestellt wird! Schreibe die Schlussrede (das Plädoyer) des Anklägers (Staatsanwalts) und des Verteidigers! Du musst beide Reden schreiben; du kannst aber auf eine den Schwerpunkt legen.
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