Caesar
J. R. Becher
Jakob der Lügner
Gedichte
Gedichte
Leben des Galilei
weitere Stücke
‚Der kaukasische Kreidekreis'
Drei Groschen Roman
Drei Groschen Oper
Brentano
Büchner
Buslau
Die Pest
In Verrem
De officiis
De re publica
Der Besuch der alten Dame
Gedichte
Aus dem Leben eines Taugenichts
Einhard
Erasmus
Faust I
Gotthelf Die schwarze Spinne
Grass Blechtrommel
Gryphius Gedichte
Härtling Kinderbücher
'Ich denke oft an Piroschka'
Haushofer
Hebbel
Gedichte
Heym Georg
Heym Stefan
Die Outsider
Oden Hymnen
Oden Buch I
Oden Buch II
Oden Buch III
Oden Buch IV
carmen saeculare
Epoden
Sermones/Satiren
Keller Gottfried
King Stephan
Kleist
Krechel
Lersch
Nathan der Weise
Liliencron Gedichte
Livius Römische Geschichte

Klassenarbeit 9, 16.12.97
Zeit: zwei Unterrichtsstunden
Thema: Kleist ‘Der zerbrochenen Krug’ (auch im Vergleich mit ‘König Ödipus’ von Sophokles)

Bearbeite folgende vier Aufgaben:

I. Stelle dar, wieso in gleicher Weise ‘König Ödipus’ von Sophokles und Kleists ‘Der zerbrochene Krug’
als analytisches Drama bezeichnet werden können! Achte darauf, dass du nicht Aufgabe II.
vorwegnimmst! (Aufgabe I. muss relativ kurz bearbeitet werden.)

II. Vergleiche die Hauptfiguren der beiden Dramen miteinander (also den König Ödipus und den
Dorfrichter Adam), indem du Ähnliches und Unterschiedliches darlegst!

III. Erläutere, wieso Eve von Ruprecht in den folgenden Versen eigentlich Unmögliches verlangt und
stelle dar, wieso sie aus ihrer Sicht dies trotzdem verlangen kann!
Dass du nicht sagst, gut, ich zerschlug den Krug!
Pfui, Ruprecht, pfui, o schäme dich, dass du
Mir nicht in meiner Tat vertrauen kannst.
(1163ff.)

IV. Verfasse eine kurze Charakterisierung des Schreibers Licht!

Bearbeite die Aufgaben in der angegebenen Reihenfolge!

Hinweise auf eine Lösung
I
Bei beiden Dramen liegt das eigentliche Geschehen in der Vergangenheit. Es wird in einem Gerichtsprozess Stück für Stück vergegenwärtigt und während des Prozesses analysiert.

II.
Die beiden Dramen gleichen sich darin, dass der Prozessführer zugleich der Schuldige ist, sie unterscheiden sich in der Art der Vergegenwärtigung der in der Vergangenheit begangenen Schuld. Dieser Unterschied ergibt sich schon dadurch, dass Ödipus nichts von seiner Schuld weiß, der Dorfrichter aber sich als den Schuldigen kennt. Ein weiterer Unterschied: Bei Kleist wird dieses Vergegenwärtigen vom Prozessführer Adam verzögert, er setzt alles daran, seine Schuld zu vertuschen (während alle anderen von dem eigentlichen Täter nichts wissen und auf die Entlarvung des Täters dringen.); bei Sophokles wird die Aufdeckung einer vergangenen Schuld durch Ödipus energisch vorangetrieben, auch dann, als er schon ahnt, dass er in die Tat, die er verfolgt, verstrickt ist (während die, die von seiner Tat wissen, versuchen, die Aufdeckung zu verhindern).
Ödipus bestraft sich hart, obwohl er unschuldig ist an seiner Schuld (Er wusste nicht, als er den alten Mann in einer Art Notwehr erschlug und die Königin von Theben heiratete, dass jener sein Vater und diese seine Mutter war.). Dorfrichter Adam flieht am Ende, um der Bestrafung zu entgehen.
Dass Ödipus der gute Mensch ist, der von sich aus, also aus freien Stücken sich nicht schuldig machen würde, erkennt man auch daran, dass er voller Fürsorge seinem Volk gegenüber ist, während Adam in vollem Bewusstsein seinen Mitmenschen Böses zufügt.

III.
Ewe erwartet, dass Ruprecht gegen allen Augenschein und gegen alles Begreifen ihr darin vertraut, dass sie nichts Unrechtes getan hat. Der Augenschein ist nämlich der, daß Ruprecht jemanden aus Eves Kammer hat flüchten sehen; und er kann keinen anderen Grund für dessen Anwesenheit in Eves Kammer erkennen, als dass Eve sich mit jenem eingelassen hat. Und er weiß auch nichts von der Ausweglosigkeit der Situation Eves. Darum ist ihm Vertrauen in Eves Verhalten unmöglich.
Eve dagegen erwartet von Ruprecht, dass er entgegen dem äußeren Schein aufgrund seines Gefühls der Liebe für sie ihrem wirklichen Sein, ihrem wirklichen Wert vertraut. Ein solches Gefühl muss in ihren Augen so groß und so tief sein, dass es unmittelbar bereit ist, jede Bedenken, die durch den äußeren Schein zustandekommen könnten, zurückzustellen im Vertrauen auf den Wert des geliebten Menschen. Liebe ohne Vertrauen ist für Eve nicht denkbar; sie erwartet, dass die große Liebe blind vertraut.
Ein weiterer Grund für die Erwartung Eves liegt darin, dass Eve auch größeres Vertrauen Ruprechts in seinen eigenen Wert erwartet: Meinst du, dass du den Flickschuster nicht wert bist? (V. 1168) - 180 Wörter

IV.
Licht ist in seinem Wesen zu charakterisieren als jemand, der voller Falsch ist. Zunächst versichert er Adam, ihm beizustehn; doch dann tut er alles, Licht in die Angelegenheit zu bringen, d. h. Adam zu überführen - soweit sein intrigantes Tun nicht auffällt (Man könnte ja noch einmal von Adam abhängig werden bzw. man möchte vor dem Gerichtsrat nicht als ein Unloyaler dastehen.). Dieses Verhalten mag aus seinem Ehrgeiz, die Stelle Adams einzunehmen, kommen, der auch der Grund für sein schmeichlerisches Verhalten gegenüber dem Gerichtsrat ist.

Klausuraufgaben Für Grundkurs 12
I Stellen Sie dar, wieso in gleicher Weise ‘König Ödipus’ von Sophokles und Kleists ‘Der zerbrochene Krug’ als analytisches Drama bezeichnet werden können; beziehen sie bei der Erklärung, was analytisches Drama ist, auch die Diskussion über die drei Einheiten mit ein!

II. Vergleichen Sie die beiden Hauptfiguren der beiden Dramen miteinander (also den König Ödipus und den Dorfrichter Adam), vor allem unter dem Aspekt, ob und wie sie Furcht und Mitleid (im Lessingschen Sinn) bewirken können!

III. Charakterisieren Sie die Eve und ihr Problem und stellen Sie, indem Sie sich auf den Text beziehen, dar, welche Haltung Eve von Ruprecht erwartet hatte!

Aufgabe I kann relativ kurz bearbeitet werden, bei den umfangreicheren Aufgaben II. und III. können Sie den Schwerpunkt auf eine der beiden Aufgaben legen.



Der zerbrochene Krug Klassenarbeit 1 / Der zerbrochene Krug Klassenarbeit 3

HaftungsausschlussImpressum