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1. Klassenarbeit 9c
03. März 1998

Jeremias Gotthelf ‘Die schwarze Spinne’ Reclam S. 66 Z. 24 - S. 70 Z. 30)

Interpretiere den Auszug aus Jeremias Gotthelfs 'Die schwarze Spinne'!
1. Fasse den vorgelegten Text zusammen!
2. Untersuche den Text vornehmlich im Hinblick
a) auf die Haltung der Dorfbewohner, b) auf den Charakter von Hans und c) auf gestalterische Mittel!

Erläuterung: 'ihns' (S.68; Z.32) = 'es'

zu 1. Zusammenfassung
Als es den meisten ...schon ...aufgedämmert (war), dass die Spinnen eine Plage des Bösen seien, verlangen die Angesehensten Aufklärung von Christine, die wieder unter der Spinne leidet; und Christine gibt genaue Auskunft, wie der Grüne sie schnell beim Wort genommen und ihr zum Pfande einen Kuss gegeben (S.67), und wie an der Stelle, wo der Grüne sie geküsst habe, eine Spinne gewachsen sei, die bei der Taufe des zweiten Kindes eine Unzahl kleiner Spinnen geboren habe. Und sie warnt davor, das dritte Kind nicht dem Teufel zu überlassen, so wisse niemand, wie grässlich die einbrechende Plage sei...(67). Die Männer meinen, ohne es deutlich zu sagen, dasselbe, was Christine meint.
Jemand schlägt vor, Christine zu erschlagen. Christine will gerne sterben, aber der Grüne, so sagt sie, wolle nicht sie, sondern ein ungetauftes Kind.
Man kommt überein (wo keiner alles sagte, sondern jeder nur etwas), das nächste Kind zu opfern. Da keiner der Männer den Mut hat, das Kind dem Teufel zu übergeben, bietet Christine sich an, dies zu tun.
Verdächtiges Schweigen umgibt die nächste Wöchnerin, die Schwägerin Christines, die sich einsam und verlassen fühlte (69).
Wenn das Tiersterben nachlässt und der eine oder andere bedenkt, das Kind nicht zu opfern, wird gerade dessen Vieh verstärkt von den Spinnen getötet.
Den Mann der Wöchnerin überredet Christine, nicht zu eilen, wenn er den Priester holt. So tut er auch.

zu 2. a): die Haltung der Dorfbewohner
Das wesentliche Thema des Ausschnitts ist die Darstellung, wie der Mensch sich schuldig macht, versteckt in der Anonymität der Masse (eine wilde Menge S.69).
Gotthelf zeigt massenpsychologisch sehr klarsichtig auf, wie der Einzelne, aufgehend in dieser Anonymität, glaubt, nicht die Verantwortung übernehmen zu müssen, zu der ihn sein Gewissen drängt.
Folgende Textstellen müssen im Kontext einer Interpretation mindestens herangezogen werden:
kein einzelner hatte seine Einwilligung gegeben in ihrem Rat (S.67);
wo keiner alles sagte, sondern jeder nur etwas, das wenig bedeuten sollte (S.68);
Verständigt mit und ohne Worte (S.68); die angehende Mutter spürt diese unheimliche Macht um sich (S.69), das verdächtige Schweigen (S.68).
Diskutiert werden könnte auch die Frage, ob Habsucht, Bosheit, Schwäche, Verderbtheit Ursache ist, in der Anonymität und mit dem Standpunkt 'ich bin ja nicht aktiv dabei gewesen' dem Gewissen auszuweichen, oder ob die Ursache ein Zwang der Not ist (Gerade die, die sich an dem Neugeborenen nicht "versündigen" wollen, werden besonders verfolgt; S.69f.).

zu 2. b): der Charakter von Hans
In der Gestalt des Hans wird dieses Problem noch verschärft: der Einzelne glaubt, sich nicht schuldig zu machen, wenn andere Böses tun und er nur im Einverständnis ist, nur zulässt, dass sie es tun bzw. ein wenig nur auch mitmacht. Die Textstellen, die die Interpretation bestimmen müssen:
Dieser jammerte um sein Vieh und gedachte so wenig des armen Weibes Angst. (S.69)
Er wollte um die Sache nicht wissen ... und was in seiner Abwesenheit vorgehe, darnach wolle er nicht fragen; so fand er sich mit seinem Gewissen ab (S.70) und: so hätte er an der ganzen Sache keine Schuld, sobald er nicht mit selbsteigenen Händen dabei tätig sei. (S.70) Steigerung der Schuld: Verrat an der eigenen Frau und am eigenen Kind.

zu 2. c): gestalterische Mittel
emphatische Wortumstellung (hier in Verbindung mit dem Chiasmus): so flammte auf Christines Höllenpein, die Spinne blähte sich hoch auf S.69 Z.32ff.;
Weitere Wortumstellungen: S.67 Z.16f.,S.67 Z.28f., S.67 Z.32, S.69 Z.2, S.70 Z.26f., (In der Klassenarbeit müssen diese Stellen zitiert werden.)
Wortwiederholungen S.66 Z.28ff., S.70 Z.11f. (wollte), S.70 Z.15f. (abfinden), in der Form der
Anapher: S.67 Z.21f. (wie grässlich ...);
Alliteration: S.68 Z.3 (weder Beten noch Beichten) oder S.67 Z.18ff. (wachse - wieder; werde - wisse)
Bild: Wolken vor der Zukunft (70,30); Stoß in sein Herz (70,27); Flammte auf Christines Höllenpein (S. 69f. zusätzlich Wortumstellung)

wenn bis S. 73 bzw. 74:
Vergleiche (72 wie in siedendem Öl) und Metaphern (hüllt sie in schwarzen Schatten die Ohnmacht 73) die Darstellung des Naturgeschehens (Gewitter) als Sinnbild des Aufruhrs im menschlichen Herzen und in der gesamten Heilsordnung.


Aufgabenstellung für Oberstufe (Abitur 1994)
Interpretieren Sie den Ausschnitt aus Jeremias Gotthelfs 'Die schwarze Spinne'!

1. Ordnen Sie den Ausschnitt in den Zusammenhang der Erzählung ein, indem Sie eine kurze Zusammenfassung der Binnenerzählung bis zu dem vorgelegten Text schreiben!

2. Fassen Sie den vorgelegten Text zusammen!

3. Untersuchen Sie den Text vornehmlich im Hinblick auf die Haltung der Dorfbewohner, auf die Charakterisierung von Hans und im Hinblick auf gestalterische Mittel!

Erläuterung
Ich hatte die Schüler der 13 zur Auseinandersetzung mit Gotthelfs Erzählung vornehmlich der großartigen Darstellung wegen angeregt; die Schüler waren eher an dem 'Fantasy-Stoff' interessiert.
Bei der inhaltlichen Auseinandersetzung wurde oft auch der historische Aspekt angesprochen, z. B. die theologische Position, die Gotthelf, der Theologe, ziemlich unreflektiert vertritt und darum besonders ehrlich; das heißt: er hebt nicht Widersprüche in einem theologischen System auf, sondern lässt sie naiv nebeneinander stehen, eine Theologie, wie er sie den Emmentaler Bauern von der Kanzel wohl auch dargestellt hat.
Interessant war für die Schüler auch, mit welcher Naivität das Fremde als das Böse dargestellt wird und Gotthelf wohl ganz dahintersteht, obwohl er die Enge dieses Horizonts auch erkennt (Bodensee sei größer als der eigene Teich, wird nicht geglaubt).
In diesen Horizont passt auch die Verurteilung von emanzipatorischen Zügen bei Frauen; der heutige Leser wird für die Hauptgestalt der Erzählung, Christine, mehr Sympathie aufbringen, als Gotthelf sie hatte und von seinen Lesern erwartete.
Das bedeutet aber nicht, dass Gotthelf nicht die Probleme klar gesehen hätte, wenn er sie auch von seinem gesellschaftlichen und theologischen Standpunkt aus anders beurteilt als wir es tun, dass er nicht einen klaren, realistischen und psychologisch differenzierten Blick auf die Wirklichkeit hatte, was auch der ausgewählten Stelle eine über das Historische hinausgehende Bedeutung gibt.

Erwartungen an die Schüler(innen)

Das wesentliche Thema des Ausschnitts ist die Darstellung, wie der Mensch sich in der Masse ("eine wilde Menge"), in der Anonymität schuldig macht. Gotthelf antwortet massenpsychologisch sehr klarsichtig; er stellt dar, wie der Einzelne sich in der Anonymität versteckt und dadurch glaubt, nicht die Verantwortung übernehmen zu müssen, zu der ihn sein Gewissen drängt. F 1 de Textstellen müssen mindestens herangezogen werden:

Folgende Textstellen müssen mindestens herangezogen werden:
„So meinten sie gerade, was Christine meinte, aber kein einzelner hatte seine Einwilligung gegeben in ihrem Rat“;
„wo keiner alles sagte, sondern jeder nur etwas, das wenig bedeuten sollte";
"Verständigt mit und ohne Worte"; die angehende Mutter spürt diese "unheimliche Macht um sich", das "verdächtige Schweigen".

In der Gestalt des Hans wird dieses Problem dann noch verschärft: der Einzelne glaubt, sich nicht schuldig zu machen, wenn er nur zulässt. Dieser "jammerte um sein Vieh und gedachte so wenig des armen Weibes Angst." "Er wollte um die Sache nicht wissen ... und was in seiner Abwesenheit vorgehe, darnach wolle er nicht fragen; so fand er sich mit seinem Gewissen ab" und: "so hätte er an der ganzen Sache keine Schuld, sobald er nicht mit selbsteigenen Händen dabei tätig sei." Steigerung der Schuld: Verrat an der eigenen Frau

Diskutiert werden könnte auch die Frage, ob Habsucht, Bosheit, Schwäche, Verderbtheit Ursache ist, in der Anonymität und mit dem Standpunkt 'ich bin ja nicht aktiv dabei gewesen' dem Gewissen auszuweichen, oder ob die Ursache ein Zwang der Not ist (Gerade die, die sich an dem Neugeborenen nicht "versündigen" wollen, werden besonders verfolgt; Z.91ff.).

Besonders reizvoll ist bei Gotthelf die Untersuchung der gestalterischen Mittel. Aus dem vielfältigen Reichtum dieser Mittel erwarte ich nur die Darstellung der auffälligsten. Das häufigste ist die emphatische Wortumstellung, die Gotthelf virtuos einsetzt, z. B. in Verbindung mit dem Chiasmus Z. 91f.; dem ungewöhnlichen Chiasmus begegnet man bei Gotthelf auch sonst: Z.104; 198f.; Wortumstellungen sind noch zu finden in Z. 22f., 33, 36, 66, 76, 114f., 134, 150, 153; Wortwiederholungen 5f., 100, 104f.; in der Form der Anapher 26f., 147f., 171; ebenso fallen auf das Hendiadyoin (58f.) und die Dreigliedrigkeit mit Klimax (12f., 15ff.. Dreigliedrigkeit der 'wie-Sätze'). Bemerkenswert sind weiterhin die Vergleiche 174f. und 181f. und die Metaphern Z.183 und Z. 187f., ebenso wie die Darstellung des Naturgeschehens (Gewitter) als Sinnbild des Aufruhrs im menschlichen Herzen und in der gesamten Heilsordnung.



Klassenarbeit Reclam S.47ff.

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