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IV,12
Heiter-ausgelassenes Feiern beim Frühlingsbeginn
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Iam veris comites, quae mare temperant, impellunt animae lintea Thraciae, iam nec prata rigent, nec fluvii strepunt hiberna nive turgidi |
temperare: mäßigen, mildern, lindern, mäßigen; im-pello, puli, pulsum, ere: etw. od. an etw. anschlagen, anstoßen, in Bewegung setzen, antreiben, forttreiben, die Segel schwellen (v. Winde), Hor.; linteum: Leinwand, Segel; rigeo, rigui: steif, starr sein, starren; strepo: lärmen, tosen; turgidus: geschwollen, schwülstig |
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Schon schwellen die thrakischen Lüfte, die Begleiter des Frühlings, die das Meer besänftigen, die Segel; nicht mehr sind die Wiesen starr und nicht mehr tosen die Flüsse, angeschwollen vom Winterschnee.
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Nidum ponit, Ityn flebiliter gemens, infelix avis et Cecropiae domus aeternum obprobrium, quod male barbaras regum est ulta libidines. |
Itys, yos, Dat. y, Akk. yn u. ym, Abl. y, m.: Sohn des Tereus u. der Prokne, von der eigenen Mutter u. deren Schwester Philomela, an der sich Tereus vergangen hatte, getötet u. dem Vater zum Mahle vorgesetzt (s. Ovid Metamorphosen VI); Prokne wurde in eine Schwalbe verwandelt, Philomela in eine Nachtigall; sie sind Nachkommen des Cecrops, also Cecropiden. In der griech. Mythologie sind die Vögel umgekehrt zugeordnet; gemere, o: seufzen, betrauern; Cecrops, opis, m.: der älteste König in Attika, Gründer der Burg von Athen; obprobrium: Schande, Schimpf, Beschimpfung |
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Der unglückliche Vogel (eine Schwalbe) baut sein Nest, kläglich Ityn betrauernd, ewige Schande des Cecropischen Hauses, weil er schlecht die barbarischen Begierden der Könige gerächt hat (den eigenen Sohn zu töten, war der falsche Weg, sich zu rächen).
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Dicunt in tenero gramine pinguium custodes ovium carmina fistula delectantque deum, cui pecus et nigri colles Arcadiae placent. |
pinguis, e: fett, feist |
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Im zarten Gras singen die Hüter der fetten Schafe bei der Flöte ihre Lieder und erfreuen den Gott, dem das Vieh und die dunklen Hügel Arkadiens gefallen.
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Adduxere sitim tempora, Vergili; sed pressum Calibus ducere Liberum si gestis, iuvenum nobilium cliens, nardo vina merebere. |
gestire mit Inf.: heftig verlangen; Cales, ium f.: Ort in Kalabrien; mereo, ui, itum, ere, u. mereor, itus sum, eri: verdienen, erwerben; |
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Die Zeiten haben den Durst herbeigeführt, Vergilius; aber wenn du begehrst, Wein zu schlürfen, der in Cales gekeltert wurde , du Gefolgsmann adliger junger Männer, wirst du den Wein mit Nardenöl (ein Salböl, von dem er Horaz etwas abgeben soll) verdienen müssen (Futur im Sinne einer Aufforderung - Kiessling/Heinze).
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Nardi parvus onyx eliciet cadum, qui nunc Sulpiciis accubat horreis, spes donare novas largus amaraque curarum eluere efficax. |
onyx, ychis: Salbbüchschen aus Onyx; cadus, i: großer irdener Krug; largus: freigebig, reichlich |
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Ein kleines Büchschen von Salböl lockt den großen Weinkrug hervor, der jetzt in den Sulpicischen Speichern lagert, bereit, neue Hoffnungen zu schenken und wirksam, das Bittere der Sorgen zu lösen.
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Ad quae si properas gaudia, cum tua velox merce veni; non ego te meis inmunem meditor tinguere poculis, plena dives ut in domo. |
meditari: nachdenken, auf etwas sinnen; immunis, e: frei von Verpflichtungen, nichts leistend; tinguo, tinxi, tinctus: tränken, benetzen, eintauchen; |
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Wenn du diesen Freuden entgegendrängst, komm schnell mit deiner Ware; ich denke nicht daran, dich, wenn du keine Leistung erbringst, wie ein Reicher in vollem Haus mit meinen Bechern zu tränken.
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Verum pone moras et studium lucri, nigrorumque memor, dum licet, ignium misce stultitiam consiliis brevem: dulce est desipere in loco. |
mora, ae, f.: der Verzug, die Verzögerung, der Aufschub, der Aufenthalt; lucrum: Gewinn; desipio 3: unsinnig sein |
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Nun aber lege beiseite das Zögern und das Streben nach Gewinn, sei, solange es möglich ist, eingedenk der schwarzen Flammen (des Scheiterhaufens bei der Bestattung) und mische kurze Torheit mit dem verständigen Sinn; süß ist es, bei der passenden Gelegenheit sich der Torheit zu überlassen.
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IV,11 Tröstung für Phyllis und Geburtstagsfest für / IV,13 Mitleidloses Betrachten eines würdelosen Alt
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