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IV,05
Preis des Augustus
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Divis orte bonis, optime Romulae custos gentis, abes iam nimium diu; maturum reditum pollicitus patrum sancto consilio redi. |
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Gütigen Göttern entstammt, du herrlicher Hüter des Romulusvolkes, schon allzu lange weilst du fern; der du der heiligen Versammlung der Väter zeitige Rückkehr versprochen hast, kehre zurück.
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Lucem redde tuae, dux bone, patriae; instar veris enim voltus ubi tuus adfulsit populo, gratior it dies et soles melius nitent. |
instar c. Genit.:gleich wie; affulgeo, fulsi: aufleuchten; |
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Gib deinem Vaterland das Licht zurück, guter Führer; sobald nämlich gleich dem Frühling dein Anblick dem Volk aufgeleuchtet ist, kommt der Tag lieblicher und die Tage strahlen heller.
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Ut mater iuvenem, quem Notus invido flatu Carpathii trans maris aequora cunctantem spatio longius annuo dulci distinet a domo,
votis ominibusque et precibus vocat, curvo nec faciem litore dimovet, sic desideriis icta fidelibus quaerit patria Caesarem. |
notus i, m.: der Südwind, stürmisch u. Regen bringend, übtr., übh. der Wind, auch Sturm; flatus, us: Blasen, Hauch, Schnauben; Notus, i: Südwind, auch Sturm; distineo: auseinanderhalten, trennen; icio, ici, ictus: treffen, schlagen, stoßen, desideriis icta: tief durchdrungen von Sehnsuchtsschmerzen, |
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Wie eine Mutter den Sohn, den, der wegen der Entfernung länger als ein Jahr zögert, der Sturm mit neidischem Blasen jenseits der Fläche des karpathischen Meers vom freundlichen Haus fernhält,
mit Gelübden und feierlichen Bräuchen und Gebeten ruft und den Blick nicht vom geschwungenen Gestade losreißt, so sucht das Vaterland, von treuer Sehnsucht tief berührt, den Cäsar.
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Tutus bos etenim rura perambulat, nutrit rura Ceres almaque Faustitas, pacatum volitant per mare navitae, culpari metuit fides,
nullis polluitur casta domus stupris, mos et lex maculosum edomuit nefas, laudantur simili prole puerperae, culpam poena premit comes. |
faustus: günstig, gesegnet; Faustitas: Göttin der Flursegens; culpare: beschuldigen, tadeln: polluere, o: besudeln, beflecken, entehren; stuprum: Schande, Hurerei; maculosus: gefleckt, befleckt; edomare: völlig bezwingen; puerpera: Wöchnerin |
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Sicher nämlich geht der Ochse über das Feld, Ceres und die segenspendende Faustitas nähren das Land, die Schiffer fliegen über das befriedete Meer, Treu und Glauben vermeiden getadelt zu werden,
das züchtige Haus wird durch keine Schande befleckt, Sitte und Gesetz bezwingen endgültig den befleckten Frevel, die Wöchnerinnen werden gelobt wegen der (dem Gatten) ähnlichen Nachkommenschaft, die Strafe setzt als Begleiterin der Schuld zu.
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Quis Parthum paveat, quis gelidum Scythen, quis Germania quos horrida parturit fetus incolumi Caesare? Quis ferae bellum curet Hiberiae?
Condit quisque diem collibus in suis et vitem viduas ducit ad arbores; hinc ad vina redit laetus et alteris te mensis adhibet deum;
te multa prece, te prosequitur mero defuso pateris et Laribus tuum miscet numen, uti Graecia Castoris et magni memor Herculis. |
paveo alquod: sich ängstigen vor; fetus, us: Fortpflanzung, Frucht, Spross; parturire mit Akk.: schwanger gehen, gebären; curo, avi, atum, are:, etw. sich angelegen sein lassen, sich um etw. od. jmd. bekümmern, für etw. od. jmd. Sorge (Fürsorge) tragen, sorgen, etw. besorgen (Ggstz. neglegere), a) m. Acc., u. zwar teils m. Acc. einer Sache; condere,o: u.a. verbringen; viduus: verwitwet, alleinstehend; mensa: Tisch, auch: Gericht; ad-hibeo, bui, bitum, ere: hinhalten, hinwenden, hinrichten, hinzuziehen, zuziehen, einladen; pro-sequor, secutus sum, sequi: hinterherfolgen, begleiten, geleiten, das Geleit geben, erweisen, spenden, widmen, weihen, |
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Wer könnte den Parther fürchten, wer den eiskalten Skythen, wer die, die als Spross das schreckliche Germanien gebiert, solange Cäsar unverletzt ist? Wer könnte sich um den Krieg des wilden Spaniens bekümmern?
Jeder verbringt den Tag auf seinen Hügeln (in seinen Weinbergen) und zieht die Rebe an den verwaisten Bäumen hoch „bindet die Reben empor an die noch freien Bäume“ W. Richter); von hier kehrt er froh zum Wein zurück und lädt zum zweiten Gericht (Kiessling/Heinze: Nachtisch) dich als den Gott ein;
dich weiht er mit ständigem Gebet, dich mit Wein aus der Schale gegossen, und deine Gottheit gesellt er den Laren bei, wie Griechenland eingedenk war des Kastor und des großen Herkules.
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'Longas o utinam, dux bone, ferias praestes Hesperiae!' dicimus integro sicci mane die, dicimus uvidi, cum sol Oceano subest. |
feriae auch: Ruhe, Friede, Hor. carm. 4, 5, 37.; praestare: überlegen sein, erweisen, verleihe; mane, subst. indecl. neutr. (zu altlat. manus, gut), der Morgen, die Frühzeit, die Frühe, adv. früh, morgens; uvidus, a, um: feucht, naß, weinbetaut = berausch; subsum: darunter- dahintersein |
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„Oh verleihe doch, guter Führer, Hesperien langen Frieden!“ singen wir am unberührten Tag nüchtern in der Frühe, trunken, wenn die Sonne hinter dem Meer versinkt.
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IV,04 Preis der Neronen / IV,06 Vorbereitung des 'Carmen Saeculare'
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