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vgl. Fr. Klingner, Römische Geisteswelt S. 377ff.
Descende caelo et dic age tibia regina longum Calliope melos, seu voce nunc mavis acuta seu fidibus citharaque Phoebi. |
age, agite: fast wie eine Partikel des Aufrufs, der Ermunterung (dah. auch age in der Anrede an mehrere), wie unser wohlan! auf! (oft verstärkt durch andere Partikeln, bei dringender Aufforderung u. Ermahnung, wohlan! auf! auf denn! hurtig!; melos, n.: Gesang, Lied, Weise; fides, is f.: Saite, Leier, Laute; acutus: scharf, spitz, gellend; |
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Komm vom Himmel herab und singe, wohlan, zur Schalmei, Herrin Kalliope, ein langes Lied, sei es dass du es lieber mit heller Stimme willst (Gesang ohne Begleitung?) oder auf der Harfe und Kithara Apollos.
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Auditis? An me ludit amabilis insania? Audire et videor pios errare per lucos, amoenae quos et aquae subeunt et aurae. |
insania: Tollheit, Torheit, Wahnsinn; amabilis: liebenswürdig; subire: unter etwas gehen, durchströmen |
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Hört ihr (es)? Oder narrt mich ein holder Wahn? Ich meine zu hören und meine, durch fromme Haine zu schweifen, die liebliche Gewässer und Lüfte durchziehen.
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Me fabulosae Volture in Apulo nutricis extra limina Pulliae ludo fatigatumque somno fronde nova puerum palumbes
texere, mirum quod foret omnibus quicumque celsae nidum Aceruntiae saltusque Bantinos et arvum pingue tenent humilis Forenti,
ut tuto ab atris corpore viperis dormirem et ursis, ut premerer sacra lauroque conlataque myrto, non sine dis animosus infans. |
nutrix: Ziehmutter; limen, inis n.: Schwelle, Eingang Haus; somnus, i: Schlaf, Schläfrigkeit; palumbes, is m. f.: Holztaube; celsus: hoch, erhaben; nidus, i: Nest; pinguis, e: fett, ergiebig; ater, atra, atrum: schwarz, giftig, unheilbringend; vipera, ae, f.: Viper; premere: drücken, bedecken; murtus (myrtus), i u. us, f.: die Myrte, der Myrtenbaum; animosus, a, um: mutvoll, mutig, herzhaft, beherzt; |
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Mich haben als Kind außerhalb der Schwelle meiner Ziehmutter Pullia (Horazens Mutter ist wohl gestorben) auf dem apulischen Voltur von Spiel und Schläfrigkeit ermüdet mit jungem Laub die durch Sagen berühmten Tauben bedeckt, was allen wunderbar sein (vorkommen) sollte, die das Nest der hochgelegenen Aceruntia (eine Stadt), die Bergwälder von Bantia und den ergiebigen Acker des niedrigen Forentum bewohnen, damit ich mit einem vor den giftigen Schlangen und Bären sicheren Leib schlief, damit ich bedeckt wurde von heiligem Efeu und zusammengetragener Myrte, ein nicht ohne die Götter (die Hilfe der Götter) ein mit Geist erfülltes Kind.
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Vester, Camenae, vester in arduos tollor Sabinos, seu mihi frigidum Praeneste seu Tibur supinum seu liquidae placuere Baiae;
vestris amicum fontibus et choris non me Philippis versa acies retro, devota non extinxit arbor nec Sicula Palinurus unda. |
Camena, ae, f.: (v. cano, eig. Carmena, die weissagende Sängerin, die Kamene, gew. Plur., weissagende Quellnymphen u. Geburtsgöttinnen, später mit den griech. Mousai identifiziert, Musen; tollo, sustuli, sublatum, ere: auf-, empor-, in die Höhe richten, - heben, aufrichten, erheben, Passiv tollor: sich von hinnen heben, -davon begeben, in arduos tollor Sabinos; si-ve u. seu: oder wenn, es sei nun, daß... oder daß; mag nun... oder mag; wenn entweder... oder wenn; entweder... oder; supinus, a, um: rücklings, rückwärts gebogen, -liegend, befindlich, hingelehnt, schräg hingestreckt; liquidus, a, um (liqueo): flüssig, fließend, hell, klar, heiter; amicus, a, um: befreundet, freundlich gesinnt, wohlwollend, gewogen, geneigt, günstig; |
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Euch zugehörig, Musen, werde ich auf die steilen Sabinerberge erhoben oder wenn mir das kühle Praeneste oder das sanft ansteigende Tibur oder das hell glänzende Baia gefallen haben; nicht hat mich, euren Quellen und Tänzen verbunden, bei Philippi die rückwärts gewandte Schlachtreihe, der fluchbeladene Baum ausgelöscht, nicht Palinurus auf dem sizilischen Meer.
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Utcumque mecum vos eritis, libens insanientem navita Bosphorum temptabo et urentis harenas litoris Assyrii viator,
visam Britannos hospitibus feros et laetum equino sanguine Concanum, visam pharetratos Gelonos et Scythicum inviolatus amnem. |
insanire: rasend, toll, außer sich sein; tempto, avi, atum, are: betasten, befühlen, berühren, angreifen; assyrisch: oft poet. für medisch, phönizisch, phrygisch, palästinisch, indisch; viso, visi, ere: ansehen, besichtigen, besuchen, aufsuchen; hospes, pitis, m., selten f.: der Fremde, Fremdling; Concanus, i, m., der Konkaner, Plur. Concani, orum, m., die Konkaner, eine wilde, der Sage nach von den Massageten abstammende Völkerschaft in Kantabrien, die das Pferdeblut aus den Fußadern mit Pferdekäse vermischt genoss; pharetratus: köchertragend |
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Wann immer ihr mit mir seid, gerne erprobe ich als Seemann den rasenden Bosporus und als Wanderer den brennenden Sand der syrischen Küste; ich werde aufsuchen die den Fremden feindlichen Britannen und den Concaner, der sich über Pferdeblut freut, ich werde aufsuchen die köchertragenden Gelonen und den Skythenstrom unverletzt.
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Vos Caesarem altum, militia simul fessas cohortes abdidit oppidis, finire quaerentem labores Pierio recreatis antro;
vos lene consilium et datis et dato gaudetis, almae. Scimus ut impios Titanas immanemque turmam fulmine sustulerit caduco,
qui terram inertem, qui mare temperat ventosum et urbes regnaque tristia divosque mortalisque turbas imperio regit unus aequo. |
simul: mit Ind. Perf. und Futur II: sobald (als); militia: Kriegs-, Felddienst; fessus, a, um: mürbe, müde, matt, erschöpft, entkräftet; cohors, tis, f.: die Kohorte, der 10. Teil einer Legion; Pierius, a, um: piërisch, thessalisch, domus, Musenpalast, dah. zu den Musen gehörig, dichterisch, via, Poesie, Studium der Dichtkunst; antrum, i, n.: die Höhle, Grotte; almus: nährend, Segen spendend; Titan, anis, Akk. anem u. ana, Akk. Plur. anes u. anas, m., gew. Plur. Titanes u. Titani, ein früheres Göttergeschlecht, Söhne des Uranus und der Gäa (lat. Tellus), u. zwar Oceanus, Cöus, Krius, Hyperion, Japetus, Kronos (Saturnus). Sie stürzten unter Anführung des Saturnus ihren Vater Uranus vom Throne u. beherrschten vereint mit ihrem Bruder den Himmel. Bald aber stürzte Saturnus seine Söhne, die Hekatoncheiren Briareos, Kottus u. Gyes u. die Zyklopen Arges, Steropes, Brontes in den Tartatus; hierüber zornig wiegelte Tellus den Sohn des Saturnus, den Jupiter, auf, der im Verein mit seinen Geschwistern den Vater entthronte und in den Tartarus stürzte. Auch die Titanen, die seiner Herrschaft nicht gehorchen wollten, schloss er nach einem harten Kampfe in den Tartarus; im-manis, e: ungeheuer, ungeschlacht, unmenschlich, furchtbar, graus, wild, schrecklich, entsetzlich; turma, ae, f. (verwandt m. turba), I) ein Abteilung der römischen Reiterei, dreißig Mann stark, der zehnte Teil einer ala, die Turme, der Zug, die Schwadron; die Schar, der Haufe, Schwarm, Trupp, die Gruppe; au-fero, abstuli, ablatum, auferre: hinweg-, forttragen, hinweg-, forttun, davontragen, wegschaffen, entfernen, vernichtend hinweg-, dahinraffen, zerstören, vernichten; caducus, a, um: fallend, gefallen, fulmen, herabgeschleudert; in-ers, ertis (in u. ars), I) ohne Kennen u. Können, ungeschickt, einfältig, ohne regsame Tätigkeit u. Kraft, untätig, schlaff, träge, unkräftig, untüchtig, unwirksam, wirkungslos; ventosus, a, um: voll Wind, windig; temperare hier: regieren; tristis hier: finster |
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Ihr erquickt in der pierischen Grotte den hohen Cäsar, wenn er die vom Kriegsdienst erschöpften Kohorten in ihren Städten geborgen hat (Ansiedlung von 120.000 Veteranen nach der Besiegung des Antonius), suchend die Mühen zu beenden; ihr gebt milden Rat und freut euch über das Gegebene, ihr Segen Spendenden. Wir wissen, wie er die ruchlosen Titanen und die furchtbare Schar mit seinem herabgeschleuderten Blitz vernichtet hat, er, der die ruhige Erde, der das windige Meer, die Städte und finsteren Reiche, die göttlichen und menschlichen Scharen allein mit gerechter Herrschaft regiert.
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Magnum illa terrorem intulerat Iovi fidens iuventus horrida bracchiis fratresque tendentes opaco Pelion imposuisse Olympo. |
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Großen Schrecken hatte dem Juppiter jene entsetzliche junge Schar, auf ihre Arme vertrauend, gebracht und die Brüder (die Aloiden Otos und Ephialtes), sich mühend, dem waldigen Olymp den Pelion aufzutürmen.
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Sed quid Typhoeus et validus Mimas aut quid minaci Porphyrion statu, quid Rhoetus evolsisque truncis Enceladus iaculator audax
contra sonantem Palladis aegida possent ruentes? Hinc avidus stetit Volcanus, hinc matrona Iuno et nunquam umeris positurus arcum,
qui rore puro Castaliae lavit crinis solutos, qui Lyciae tenet dumeta natalemque silvam, Delius et Patareus Apollo. |
Nach der ältesten Überlieferung, der Theogonie des Hesiod, entstanden die Giganten ebenso wie die Erinyen und die Meliaden aus den Blutstropfen, die zur Erde fielen, als Kronos seinen Vater Uranos entmannte.[1] Die Mutter der Giganten ist die Göttin Gaia; status, us: u. a. Wuchs, die Größe, Lebensgröße; aegis, idis, Akk. gew. ida, f. (aigis), die Ägis od. Ägide, nach der homer. Sage der Schild Jupiters, den er in der Linken schwingt, um: mit der Rechten Blitze schleudernd, Waffe der Minerva, zuw. als Schild an ihrem linken Arm, gew. als schuppiger Panzer; hinc: u. a. von (auf) dieser Seite, hinc illincque od. hinc atque illinc, auf der und jener Seite, auf beiden Seiten; ros, roris m.: Tau; Castalia, ae, f. (Kastalia), eine dem Apollo u. den Musen geheiligte Quelle am Parnass, deren Wasser man bei den Libationen in Delphi gebrauchte; dumetum: Dickicht; natalis: Geburts… |
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Was aber vermöchten, wütend, Typhoeus und der starke Mimas und was Porphyrion mit drohender Größe und was Rhoetus und mit ausgerissenen Baumstämmen der kühne Schleuderer Enceladus gegen den dröhnenden Panzer der Pallas? Auf dieser Seite stand der verzehrende Volcanus, hier die Herrin Juno und Apollo von Delos und Patara, der niemals den Bogen von der Schulter nehmen will, der im reinen Tau Kastaliens die gelösten Haare gewaschen hat und der das Dickicht Lyciens und den Geburtshain bewohnt.
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Vis consili expers mole ruit sua; vim temperatam di quoque provehunt in maius; idem odere vires omne nefas animo moventis. |
moles, is f.: Masse, Mühe, Schwere; |
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Kraft ohne besonnene Klugheit stürzt durch eigene Wucht; gezügelte Kraft führen ins Größere auch wirklich die Götter; eben die hassen die Kräfte, die jeden Frevel im Herzen tragen.
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Testis mearum centimanus Gyges sententiarum, notus et integrae temptator Orion Dianae, virginea domitus sagitta. |
Gyas, ae, Akk. an, m. u. Gyes, ae, Akk. en, m.: ein hundertarmiger Riese (centimanus), Gyges, is u. ae, Akk. en, m. ein Günstling des Königs Kandaules in Lydien, und nachdem er diesen ermordet, selbst König, - Das y ist überall lang; in den Stellen, wo es kurz gemessen werden müßte, liest man jetzt richtiger Gyes; Orion ist ein riesenhafter, unter die Sterne versetzter Jäger; |
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Zeuge meines Spruchs ist der hundertarmige Gyges und der bekannte Versucher Orion, bezwungen vom jungfräulichen Pfeil der Diana.
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Iniecta monstris Terra dolet suis maeretque partus fulmine luridum missos ad Orcum; nec peredit impositam celer ignis Aetnen,
incontinentis nec Tityi iecur reliquit ales, nequitiae additus custos; amatorem trecentae Pirithoum cohibent catenae. |
inicio, ieci, iectum, ere: auf etwas werfen, legen; maereo, ui, ere: intr. wehmütig-, tief betrübt- traurig gestimmt sein, in Wehmut-, in Ergebung trauern, betrauern; partus, us m.: Geburt, Leibesfrucht, Kind; luridus: fahl; Aetna, ae, f.; peredo, edi, esus: verzehren; iecur, iecoris n.: Leber; in-continens, entis: nicht bei sich behaltend, sich nicht in den gehörigen Schranken haltend, unenthaltsam, ungenügsam, Tityos: lüstern; amator, oris, m.: Liebhaber, attribut., deus amator, der verliebte Gott; Pirithous, i, m.: des Ixion Sohn, König der Lapithen, Gemahl der Hippodame od. Hippodamia, Freund des Theseus, ging nach dem Tode der Hippodamia mit Theseus in die Unterwelt, um die Proserpina zu entführen, wurde aber gefesselt u. zurückgehalten; cohibeo: umschließen, fest-, aufhalten |
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III,03 Weltherrschaft / III,05 Regulus als Vorbild gegen den Sittenverfall
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