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Odi profanum volgus et arceo. Favete linguis: carmina non prius °°audita Musarum sacerdos °°°°virginibus puerisque canto. |
favere: mit dem Munde, mit Herz u. Mund einer Handlung sich hingeben, dah. still sein, schweigen, favere linguis seine Zunge hüten (bei Opfern und anderen religiösen Handlungen); |
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Ich habe nichts zu schaffen mit dem nicht eingeweihten Volk und halte mich fern (von ihm). „Voll Andacht schweigt“ (R. Helm)!/Hört aufmerksam zu! Ich singe als Priester der Musen den Mädchen und Knaben zuvor nicht vernommene Lieder.
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Regum timendorum in proprios greges, reges in ipsos imperium est Iovis, °°clari Giganteo triumpho, °°°°cuncta supercilio moventis. |
supercilium: Augenbraue |
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Die Herrschaft über die ihnen eigenen geknechteten Völker ist Sache der Könige, die gefürchtet werden müssen, die Herrschaft über die Könige ist Sache Juppiters, der berühmt ist durch den Triumph über die Giganten, alles mit seiner Braue bewegend.
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Est ut viro vir latius ordinet arbusta sulcis, hic generosior °°descendat in campum petitor, °°°°moribus hic meliorque fama
contendat, illi turba clientium sit maior: aequa lege Necessitas °°sortitur insignis et imos, °°°°omne capax movet urna nomen. |
est ut (Menge 339,3): Es ist der Fall, es verhält sich so, dass; latius: über weitere Strecken hin (Kiessling-Heinze); arbustum: Baumpflanzung, (Ulmen als Träger der Weinstöcke); sulcus, i m: Furche, Graben; petitor: (Amts)bewerber;
aequus: für alle gleich; sortiri: aus-, erlosen; imus: unterste, niedrigste; capax: viel fassend; urna: Topf, Aschenkrug, Losurne, urnam movere: die Urne schütteln; |
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Es ist so, dass der eine (Mann) über weitere Strecken hin als ein anderer (viro: ablativus comparationis) die Baumpflanzungen durch Furchen ordnet, dass dieser von höherem Adel sich als Bewerber zur Wahl begibt (aufs Marsfeld, wo die Wahlen stattfanden), dass dieser besser an Sitte und Ruf im Wettstreit sich misst/seine Kräfte aufbietet, dass jener eine größere Menge von Klienten hat: mit gleichem Gesetz erlost die Notwendigkeit die Hervorragenden und die Niedrigsten, die vielfassende Urne schüttelt jeden Namen.
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Destrictus ensis cui super impia cervice pendet, non Siculae dapes °°dulcem elaborabunt saporem, °°°°non avium citharaeque cantus |
im-pius: gottlos, pflichtvergessen, gewissenlos, frevelnd, verrucht, cervix, icis, f.: der Nacken, das Genick; daps, dapis f.: (Fest)mahl; elaborare: arbeiten, verschaffen; sapor: Geschmack, Würze |
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Wem über gewissenlosem Nacken das gezückte Schwert hängt, dem verschaffen nicht sizilische Festmähler süßen Geschmack, nicht der Gesang der Vögel und der Leier
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somnum reducent: somnus agrestium lenis uirorum non humilis domos °°fastidit umbrosamque ripam, °°°°non Zephyris agitata tempe. |
lenis, e: lind, gelinde, sanft, mild; fastidire: verschmähen; Tempe indecl. Pl. n.: das durch seine reizende Lage berühmte Tal Tempe in Thessalien, durchströmt vom Flusse Peneus und eingeschlossen von den Bergen Olympus, Ossa u. Pelion; zephyrus: Westwind; agitare: durchwehen; |
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bringen ihm den Schlaf zurück. Der sanfte Schlaf der bäuerlichen Menschen verschmäht nicht die niedrigen Hütten und das schattige Ufer, nicht das vom Zephyr durchwehte Tempe.
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non verberatae grandine vineae fundusque mendax, arbore nunc aquas °°culpante, nunc torrentia agros °°°°sidera, nunc hiemes iniquas. |
verberare: (mit Ruten) schlagen; grando, inis f.: Hagel; vinea: Weinstock, Weinberg; fundus, i m.: Grund, Boden, Grundstück; mendax: der Boden versprach mehr, als er gab; culpare: beschuldigen, tadeln; torrere, eo, ui, tortus: dörren, sengen; sidus: Gestirn, Jahreszeit, Klima, Gegend, Witterung; iniquus: uneben, ungünstig, gefährlich, feindlich |
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nicht die durch Hagel zerschlagenen Weinberge und der trügerische Boden, während der Ölbaum jetzt die Wasser, dann die die Äcker dörrenden Jahreszeiten, dann den feindlichen Winter beschuldigt.
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Contracta pisces aequora sentiunt iactis in altum molibus: huc frequens °°caementa demittit redemptor °°°°cum famulis dominusque terrae
fastidiosus: sed Timor et Minae scandunt eodem quo dominus, neque °°decedit aerata triremi et °°°°post equitem sedet atra Cura. |
contrahere, o: zusammenziehen, Passiv contrahi medial, sich zusammenziehen, sich verengern; iacere, iacio, ieci, iactus: werden; moles, is f.: Masse, Steinmasse; huc: hierher, hier hinein; frequens: zahlreich, in Menge anwesend; caementum: Bruchstein; demittere, o: herabschicken, hinabsenken; redemptor: Unternehmer; famulus: Sklave, Diener; fastidiosus: überdrüssig, wählerisch, verwöhnt, hochmütig; minae: Drohungen, Gewissensbisse; scandere,o: steigen, emporsteigen, = transcendere (hinübergehen, Kiessling-Heinze); triremis, e (tres u. remus), drei Reihen Ruderbänke habend, dreiruderig, navis, dreiruderige Galeere, dass. subst. bl. triremis, is, Abl. e u. i, |
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Die Fische spüren das Meer verengt, nachdem die Steinmassen in die Tiefe geworfen wurden/durch in die Tiefe geworfene Steinmassen; hier hinein senkt der Unternehmer zahlreich (vermehrt durch seine Knechte) mit seinen Knechten Bruchsteine und der Herr, des Lands überdrüssig; aber die Furcht und die Angst kommen hinüber dorthin, wohin der Herr (geht). Und nicht weicht vom erzbeschlagenen Dreiruderer und hinter dem Reiter sitzt die schwarze Sorge.
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Quod si dolentem nec Phrygius lapis nec purpurarum sidere clarior °°delenit usus nec Falerna °°°°vitis Achaemeniumque costum, |
purpura: Purpur, -kleid, -decke; de-lenio, ivi u. ii, itum, ire,: lindern, besänftigen, beschwichtigen, gewinnen, einnehmen, günstig stimmen, kirren, ködern, locken; vitis, is f.: Weinrebe, Weinstock; Achaemenius: persisch, parthisch (Achaemenes: Ahnherr der altpersischen Könige); costum: Kostwurz(salbe) |
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Wenn aber weder der phrygischer Stein (Marmor) noch der Gebrauch von Purpurgeweben, strahlender als ein Gestirn (‚clarior‘ von ‚purpurarum‘ verschoben zu ‚usus‘ - Enallage - zur Vermeidung zweier Genitive) dem/den, der Schmerz trägt, Linderung verschafft/besänftigt und nicht Falernerwein und persische Salbe,
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cur invidendis postibus et novo sublime ritu moliar atrium? °°Cur valle permutem Sabina °°°°divitias operosiores? |
postis, is, m.: der Pfosten, Türpfosten, Plur. postes meton., die Tür; sublimis, e: schwebend, hoch, erhaben; moliri: etwas Schweres mit Anstrengung bewegen, etwas Großes, Schwieriges ins Werk setzen, bauen usw.; atrium: Halle (eigentlich rauchgeschwärzter Raum); permutare: völlig verändern, mit Abl.: tauschen; operosus: geschäftig, mühselig |
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warum soll ich (mühevoll) mit Türen, die man beneiden muss/beneidenswerten, und im neuen Stil einen hohen Saal erbauen? Warum soll ich recht mühseligen Reichtum gegen das sabinische Tal eintauschen?
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Oden Buch III / III,02 Römertugend
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