|
|
III,7
Gefährdungen der Treue
|
|
Quid fles, Asterie, quem tibi candidi primo restituent vere Favonii Thyna merce beatum, constantis iuvenem fide
Gygen? Ille Notis actus ad Oricum post insana Caprae sidera frigidas noctes non sine multis insomnis lacrimis agit. |
favonius, ii, m.: der laue Westwind, Zephyr; candidus: auch hell glänzend, heiter strahlend, hell, heiter; Thynos, a, um: thynisch, Hor. carm. 3, 7; fides, ei f. Genitiv auch fide: u. a. Redlichkeit, Ehrlichkeit, Treue, Pflichttreue, Zuverlässigkeit, Gewissenhaftigkeit; notus (-os), i, m.: der Südwind, stürmisch u. Regen bringend; Oricos, i, f. u. Oricum, i, n.: eine Stadt in Epirus, Hor. carm. 3, 7, 5. in-sanus, a, um, ungesund: seelenkrank = vernunftlos, toll, wahnsinnig, tobend; capra: Ziege, auch: ein Stern im Fuhrmann, Hor. carm. 3, 7, 6, er erreicht im Winter seine höchste Position am Nachthimmel. Sein Aufgang etwa 22. Sept.; |
|
Was beweinst du, Asteria, den von beständiger Treue (geprägten) Gyges, den dir Anfang des Frühjahrs gesegnet mit thynischer Ware die heiteren Westwinde zurückbringen?
Jener, vom Südsturm nach Oricum getrieben, bringt nach dem bösen Sternbild der Ziege (nach seinem Aufgang am Sternenhimmel) die kalten Nächte schlaflos nicht ohne viele Tränen zu.
|
Atqui sollicitae nuntius hospitae, suspirare Chloen et miseram tuis dicens ignibus uri, temptat mille vafer modis. |
uri (von urere) = entbrannt sein, brennen, glühen, verzehrt werden; vafer, vafra, vafrum: pfiffig, verschmitzt, |
|
Allerdings versucht es ein Bote von dessen wollüstiger Wirtin pfiffig auf tausend Arten, berichtend, dass Chloe seufze und dass die Elende verbrenne an der Glut, die die deine ist (Gyges glüht für Asteria, die hier vom Dichter angesprochen wird.).
|
Ut Proetum mulier perfida credulum falsis inpulerit criminibus nimis casto Bellerophontae maturare necem, refert;
narrat paene datum Pelea Tartaro, Magnessam Hippolyten dum fugit abstinens, et peccare docentis fallax historias movet. |
Hippolyta: (nicht die Amazonenkönigin) die Gemahlin des Akastus, beschuldigte den Peleus, weil er in ihr unzüchtiges Verlangen nicht willigte, bei ihrem Gemahle unkeuscher Absichten, Magnessa Hippolyte, Hor. carm. 3, 7, 18. movere: erregen, erwecken, verursachen, erzeugen, zur Sprache bringen, anheben, anfangen, |
|
Er berichtet, wie sein treuloses Weib den vertrauensseligen Proetus mit verlogenen Anschuldigungen antrieb, dem allzu keuschen Bellerophon den Tod zu beschleunigen,
er erzählt, dass Peleus beinahe dem Tartarus übergeben worden sei, während er, sich enthaltend, die Magnesierin Hippolyte floh. Und er beginnt täuschend Geschichten, die zu sündigen lehren.
|
Frustra: nam scopulis surdior Icari vocis audit adhuc integer. At tibi ne vicinus Enipeus plus iusto placeat cave;
quamvis non alius flectere equum sciens aeque conspicitur gramine Martio, nec quisquam citus aeque Tusco denatat alveo,
prima nocte domum claude neque in vias sub cantu querulae despice tibiae et te saepe vocanti duram difficilis mane. |
surdus, a, um: taub; ad-huc, Adv.: bis hierher, immer noch; alveus: Flußbett, |
|
Vergeblich: Denn tauber als die Felsen des Ikarus hört er die Stimmen, immer noch ohne Schuld. Aber hüte du dich, dass dir der Nachbar Enipeus nicht mehr als billig gefällt;
Obgleich kein anderer gleich (ihm) erblickt wird, kundig auf dem Rasen des Mars das Pferd zu lenken und keiner gleich schnell im Tuskischen Flussbett abwärts schwimmt;
schließ bei Anbruch der Nacht das Haus und schau nicht herab auf den Weg beim Gesang einer klagenden Flöte und bleibe dem dich oft Grausame Nennenden (gegenüber) spröde.
|
III,06 Verfall der Sitten / III,08 Aufforderung zur Muße
|
|
|
|
|