|
|
I,27
Ermahnung zum Maßhalten beim Feiern und in der Liebe
|
|
Natis in usum laetitiae scyphis pugnare Thracum est; tollite barbarum morem verecundumque Bacchum sanguineis prohibete rixis. |
natus: geboren, zu etw. geschaffen, von Natur zu etw. bestimmt, dah. geschickt, geeignet; scyphus, i, m.: der Becher, Pokal; tollere: u. a. aufheben, beseitigen, tilgen, vertilgen, vernichten; verecundus: sittsam, bescheiden, genügsam, achtunggebietend, achtungswert, ehrwürdig; |
|
Es ist Art der Thraker, mit Pokalen zu kämpfen, die eigentlich bestimmt sind zum Umgang (mit) der Freude; vertreibt die barbarische Sitte und bewahrt den ehrwürdigen Bacchus vor blutigem Zank.
|
Vino et lucernis Medus acinaces immane quantum discrepat; impium lenite clamorem, sodales, et cubito remanete presso. |
acinaces, is, m.: der kurze, krumme Säbel der Perser, Meder u. Szythen; im-mane Adv. (immanis): ungeheuer, unmäßig, furchtbar, wild, schrecklich; dis-crepo, avi, are: nicht übereinstimmen disharmonieren, im Widerspruche stehen, abweichen, auch mit Dativ möglich; cubitus, us, m.: das Liegen, das Lager, die Lagerstatt; re-maneo, mansi, mansum, ere: zurückbleiben, verbleiben; |
|
Wie furchtbar steht das medische Kurzschwert im Widerspruch zu Wein und Beleuchtung; besänftigt das wüste Geschrei, Gefährten, bleibt liegen auf dem eingedrückten Lager.
|
Voltis severi me quoque sumere partem Falerni? Dicat Opuntiae frater Megyllae quo beatus volnere, qua pereat sagitta. |
sumo, sumpsi, sumptum, ere: zu sich nehmen, an sich nehmen, nehmen; severus hier: Falernum (vinum), herber, strenger; Opus, untis, f.: Stadt in Lokris in Griechenland, Opuntius, a, um, opuntisch; |
|
Ihr wollt, dass auch an mich nehme einen Teil des herben Falerners? Der Bruder der Megilla aus Opus möge gestehen, durch welche Wunde er so selig, durch welchen Pfeil er zugrunde geht.
|
Cessat voluntas? Non alia bibam mercede. Quae te cumque domat Venus non erubescendis adurit ignibus ingenuoque semper
amore peccas. Quicquid habes, age, depone tutis auribus. A! miser, quanta laborabas Charybdi, digne puer meliore flamma. |
cesso, avi, atum, are: zurückbleiben, säumen, sich säumig zeigen, länger dableiben od. gew. länger-, über die Zeit ausbleiben; ad-uro, ussi, ustum, ere: anbrennen, sengen, versengen, verletzen, beschädigen e-rubesco, rubui, ere: rot werden, sich rot färben, erubescendus, a, um worüber man zu erröten, wessen man sich zu schämen hat, non er. ignes, Hor.; in-genuus, a, um: einheimisch, nicht fremd, edel, anständig, aufrichtig, offenherzig, edelmütig, schwächlich pecco, avi, atum, are: etwas versehen, einen Fehler machen, fehlen, sündigen Kiesslin/Heinze: „‘fehlen‘ kann man ebensowohl gegen die Gebote der Sittlichkeit wie der Vernunft, das letztere ist hier gemeint, da jeder amor ein error ist.“ Imperat. age, agite, fast wie eine Partikel des Aufrufs, der Ermunterung (dah. auch age in der Anrede an mehrere), wie unser wohlan! auf!; Charybdis, dis, Akk. dim u. din (selten dem), Abl. di, f.: auch Bezeichnung einer unersättlichen Dirne; |
|
Bleibt die Bereitschaft aus? Um keinen anderen Preis werde ich trinken. Welche Venus auch immer dich bezwingt. Sie verletzt dich mit Feuer, dessen du dich nicht schämen musst, und du fehlst/machst einen Fehler immer mit einer edlen Liebe. Was auch immer du hast, wohlan, vertraue es sicheren Ohren an. Ach, du Armer, mit welchem besitzergreifenden (für: großen) Vamp mühtest du dich ab, würdig einer besseren Flamme.
|
Quae saga, quis te solvere Thessalis magus venenis, quis poterit deus? vix inligatum te triformi Pegasus expediet Chimaera. |
saga, ae, f.: die kluge Frau, Wahrsagerin, Zauberin; magus: Zauberer; Thessalus, a, um: in od. aus Thessalien, thessalisch; potisse = potuisse; |
|
Welche Zauberin, welcher Zauberer, welcher Gott könnte dich von thessalischen Giften erlösen? Kaum wird ein Pegasus dich, umschlungen von der dreigestaltigen Chimäre, befreien. (wie Pegasus den Bellerophon)
|
I,26 Preis für Lamia / I,28 Alle müssen sterben
|
|
|
|
|