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2. Klassenarbeit 10a am 28.04.97

Gedichtinterpretation

Heinrich Heine
(1797 - 1856)

Anno 1839

O Deutschland, meine ferne Liebe,
Gedenk ich deiner 1), wein ich fast!
Das muntre Frankreich scheint mir trübe,
Das leichte Volk wird mir zur Last.

Nur der Verstand, so kalt und trocken,
Herrscht in dem witzigen 2) Paris. -
O Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken, 3)
Wie klingelt ihr daheim so süß!

Höfliche Männer! Doch verdrossen
Geb ich den artgen Gruß zurück. -
Die Grobheit, die ich einst genossen
Im Vaterland, das war mein Glück!

Lächelnde Weiber! Plappern immer,
Wie Mühlenräder stets bewegt!
Da lob ich Deutschlands Frauenzimmer,
Das schweigend sich zu Bette legt.

Und alles dreht sich hier im Kreise
Mit Ungestüm, wie’n toller Traum!
Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise,
wie angenagelt, rührt sich kaum.

Mir ist, als hört ich fern erklingen
Nachtwächterhörner, sanft und traut;
Nachtwächterlieder hör ich singen,
Dazwischen Nachtigallenlaut.

Dem Dichter war so wohl daheime,
In Schildas 4) teurem Eichenhain! 5)
Dort wob ich meine zarten Reime
aus Veilchenduft und Mondenschein.

Erläuterungen:
1) ‘Gedenk ich deiner’ entspricht dem heutigen ‘ Denk ich an dich’.
2) ‘witzig’ meint so viel wie ‘geistreich’.
3) Die ‘Glaubensglocken’ weisen auf das kirchlich-religiöse Eingebundensein der Deutschen hin.
4) Schilda: Stadt der Schildbürger (repräsentieren spießbürgerliches, kleinliches, engstirniges, dümmliches Verhalten)
5) Eichenhain; ein Hain (besonders schön angeordnete Baumgruppe) von Eichen, die als Sinnbild für das ‘echte Deutsche’ gelten

A. Einleitung
Autor,
Gattung, Titel, Aussageabsicht (Intention)

B. Hauptteil
I. Darstellung der Gedichtform und einzelner Gestaltungsmittel
1. Schreibe zwei Verse heraus und teile einen der Verse nach Takten, einen nach Versfüßen ein!

2. Welcher Versfuß ist bestimmend für das ganze Gedicht?

3. Benenne und beschreibe die vom üblichen Versmaß dieses Gedichts abweichende Erscheinung in V. 22!

4. Welches Reimschema liegt dem Gedicht zugrunde?

5. Schreibe ein Beispiel für eine Zäsur heraus!

6. Schreibe ein Beispiel für Enjambement heraus!

7. Benenne und beschreibe klanglich Auffälliges in V. 4!

II. Zusammenfassung des Inhalts mit Hinweisen auf Aufbau und Sinnabschnitt

III .Erläuterung des Gedichts als Beispiel für das Schwanken Heines zwischen romantischer Sehnsucht nach der Heimat und Kritik an dieser Heimat!
Achte darauf, wie in diesem Zusammenhang die Äußerungen über Frankreich zu verstehen sind!


skizzierter Lösungsvorschlag

zu A. Einleitung
Autor, Gattung, Titel, Aussageabsicht (Intention)
Heinrich Heine charakterisiert in seinem Gedicht ‘Anno 1839’ in satirischer Weise das Beschränkte, Dümmliche, Schlafmützige und Grobe der Deutschen und weist doch - wenn auch sehr distanziert - auch auf seine Liebe zu diesem Deutschland als seiner Heimat hin. Diese unvernünftige Liebe, die Ursache ist für sein Heimweh, führt dazu, dass er auch die von ihm sonst geschätzten Eigenschaften Frankreichs - Vernünftigkeit, Aufgeklärtheit, auch die der Frauen, Munterkeit, Leichtigkeit, Lebendigkeit - nur in karikierender Form darstellt.

B. Hauptteil
I. Darstellung der Gedichtform und einzelner Gestaltungsmittel

1. Schreibe zwei Verse heraus und teile einen der Verse nach Takten, einen nach Versfüßen ein!

2. Welcher Versfuß ist bestimmend für das ganze Gedicht?
Jambus (steigend-alternierend)

3. Benenne und beschreibe die vom üblichen Versmaß dieses Gedichts abweichende Erscheinung in V.22!
Wenn man von dem bestimmenden Versfuß, nämlich dem Jambus, ausgeht, wäre die erste Silbe des Verses unbetont; das widerspricht aber der natürlichen Betonung; ‘Nacht-’ muss also auch betont werden, so dass zwei betonte Silben nebeneinander stehen; es liegt also schwebende Betonung vor.
Denkbar ist auch die Einteilung nach Daktylus und Trochäen.

4. Welches Reimschema liegt dem Gedicht zugrunde?
Kreuzreim, abwechselnd weiblich/männlich

5. Schreibe ein Beispiel für eine Zäsur heraus!
V.9: Höfliche Männer! Doch verdrossen

6. Schreibe ein Beispiel für Enjambement heraus!
V.9f.: ....Doch verdrossen/Geb ich den artgen Gruß zurück.

7. Benenne und beschreibe klanglich Auffälliges in V. 2!
Alliteration: Gedenk ich deiner - betonte Silben beginnen mit demselben Konsonanten;

II. Zusammenfassung des Inhalts mit Hinweisen auf Aufbau und Sinnabschnitte
In den ersten fünf Strophen stellt Heine in je zwei Versen Deutschland und Frankreich gegenüber.
In der ersten Strophe spricht er von seinem Heimweh nach Deutschland und davon, dass ihm die Munterkeit und Leichtigkeit der Franzosen lästig wird.
In den Strophen 2 - 5 nennt er jeweils in den beiden ersten Versen, was ihn zur Zeit an Frankreich stört, nämlich den kalten Verstand, die Höflichkeit, die immer lächelnden und plappernden Frauen und die ungestüme Bewegtheit. In den beiden letzten Versen dieser Strophen charakterisiert er das, wonach er sich sehnt: die naive Frömmigkeit der Deutschen, ihre Grobheit, das Sich-Unterordnen der Frauen und die Unbeweglichkeit im Denken und politischen Handeln der Deutschen.
Die beiden letzten Strophen des Gedichts sind ausschließlich Deutschland gewidmet, und zwar dem durch Nachtwächterhörner und Nachtwächterlieder, Nachtigallenlaut und Eichenhain als romantisch, durch Schilda aber auch wieder als beschränkt charakterisierten Deutschland, nach dem er sich sehnt und in dem er ein romantischer Dichter sein konnte.

III. Erläuterung des Gedichts als Beispiel für das Schwanken Heines zwischen romantischer Sehnsucht nach der Heimat und Kritik an dieser Heimat!
Achte darauf, wie in diesem Zusammenhang die Äußerungen über Frankreich zu verstehen sind!
Es muss im einzelnen nachgewiesen werden, was in der Einleitung oben angedeutet ist: was ironisch gemeint ist (wenn das Positive Frankreichs - sozusagen aus der Sicht der typischen Deutschen - getadelt und das Negative Deutschlands gelobt wird), was Heine mit der Ironie verdeutlichen will, ob tatsächlich alles ausschließlich Ironie ist, also alles umgekehrt gesehen werden muss oder ob nicht trotz des ironisch gelobten negativen Deutschlandbilds auch ein echtes Heimwehgefühl den Text bestimmt.



Frauenbild Vergleich mit Krechel

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