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3. Klassenarbeit 8d am 18. Dez. 2000
1 Unterrichtsstunde
Thema: Gedichtinterpretation (Gedichtvergleich)

Heinrich Heine
(1797 - 1856)

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten ...

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Mährchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldnes Haar.

Sie kämmt es mit goldnem Kamme,
Und singt ein Lied dabey;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodey.

Den Schiffer, im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh'.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley gethan.

Ursula Krechel
*1947

Umsturz
(1977)
Von heut an stell ich meine alten Schuhe
nicht mehr ordentlich neben die Fußnoten 1)
häng den Kopf beim Denken
nicht mehr an den Haken 2)
freß keine Kreide. Hier die Fußstapfen
im Schnee von gestern, vergeßt sie
ich hust nicht mehr mit Schalldämpfer
hab keinen Bock
meine Tinte mit Magermilch zu verwässern
ich hock nicht mehr im Nest, versteck
die Flatterflügel, damit ihr glauben könnt
ihr habt sie mir gestutzt. Den leeren Käfig
stellt mal ins historische Museum
Abteilung Mensch weiblich.

1) ‘Fußnoten’ sind Anmerkungen unter einem Text.
2) wie man Kleider aufhängt?

I. Was fällt dir beim Vergleich des Gedichts von Heine auf der einen und dem Gedicht von Krechel auf der anderen Seite an der äußeren Form unmittelbar auf? Beschreibe diesen auffallenden Unterschied und nenne den Fachbegriff für die äußere Gestalt von Krechels Gedicht!

II. Untersuche Folgendes an dem Gedicht Heines!
1. Schreibe die zweite Strophe ab und skandiere sie, indem du Silben, Akzente und Takte kennzeichnest!

2. Charakterisiere das Metrum des von dir skandierten zweiten Verses der Strophe (also Vers 6) mit Fachbegriffen!

3. Schreibe diesen Vers ab und skandiere ihn nach der traditionellen Methode!

4. Charakterisiere das Metrum des von dir nach der traditionellen Methode skandierten Verses mit Fachbegriffen!

5. Wenn man Vers 2 nicht nur nach dem Metrum, sondern nach der natürlichen Betonung liest, muss auch das ‚Dass‘ betont werden.
a) Welche rhythmische Besonderheit ergibt sich dadurch?
b) Nenne den Fachausdruck für diese Besonderheit!

6. Schreibe für die zweite Strophe das Reimschema auf!

7. Wie nennt man dieses Reimschema?

8. Bezeichne die Kadenzen dieser Strophe! Vers 5: ... Vers 6: ... Vers 7: ... Vers 8: ...

9. Untersuche die Vokale und Konsonanten von Vers 11 und beschreibe ihre Wirkung! (Wieso kann man sagen, diese Wirkung würde der eines Geschmeides entsprechen?)

10. Wo gibt es Alliteration? (Schreibe aus dem gesamten Gedicht Heines die Wörter heraus, die durch Alliteration verbunden sind!)

11. Wo gibt es Zeilensprung? (Untersuche das gesamte Gedicht! Schreibe die Verszahlen der beiden entsprechenden Verse hin!)

III. Stelle dar, worin sich das Frauenbild der beiden Gedichte unterscheidet! Charakterisiere zunächst das Frauenbild jedes einzelnen Gedichts und vergleiche dann! Belege immer sorgfältig, indem du auf Einzelheiten der Gedichte eingehst!

Skizze der Lösung

zu I.

1. Reim/kein Reim
2. Verse ungefähr gleich lang/unterschiedlich lang
3. geregeltes Metrum/kein geregeltes Metrum
4. Stropheneinteilung/einstrophisch
5. Fachbegriff: Freie Rhythmen

zu II.
2.
alternierender Vers mit drei Hebungen und Auftakt/steigend
4. drei Jamben/dreihebiger Jambus
5. Zwei betonte Silben nebeneinander (ein Takt mit nur einer Silbe) - sie werden langsamer und betonter gesprochen - Schwebende Betonungen
8. Vers 5: w Vers 6: m Vers 7:w Vers 8: m
9. Die dunklen Vokale des Verses 11 klingen im Zusammenhang mit den weichen Konsonanten geheimnisvoll; das ‘blitzet’ malt mit dem hellen ‘i’ und dem scharfen ‘tz’ das glitzernde Funkeln des Geschmeides; die Worte ‘goldnes Geschmeide’ klingen durch den weichen Klang des g, des ld, des schm, des d und des b und durch ‘o’ und ‘ei’ weich und einschmeichelnd.

zu III.
Stelle dar, worin sich das Frauenbild der beiden Gedichte unterscheidet! Charakterisiere zunächst das Frauenbild jedes einzelnen Gedichts und vergleiche dann! Belege immer sorgfältig, indem du auf Einzelheiten der Gedichte eingehst!
Die Belege für das Frauenbild Heines sind zunächst der 3. und 4. Strophe zu entnehmen: die Schönheit, die Adjektive ‚wunderbar‘, ‚wundersam‘ und ‚gewaltig‘, das Singen und das Kämmen des Haares, der Schmuck des goldenen Geschmeides und des goldenen Haares. Sinnvoll wäre es auch, auf die Sehnsucht und das Verzaubertsein des Schiffers einzugehen. Entsprechende Belege müssen auch zum Gedicht ‚Umsturz‘ gebracht werden.



Klassenarbeit: 'Anno 1839' / Frauenbild Vgl. mit Krechel, Wondratschek

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