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1. Klausur 13.1 LK
25. September 1997

Thema: ‘Faust I’ 3025 - 3072 (Straße II)

Aufgaben
und Lösungsvorschläge: (angelehnt an Klett CD ROM)

1. Ordnen Sie - möglichst kurz! - die Szene in ‘Der Tragödie erster Teil’ ein und fassen Sie den Inhalt dieser Szene zusammen!

Einordnung
Als Faust, ein Gelehrter, der die Fülle und Tiefe der Welt erfassen will, erkennt, dass er dies mit seiner Wissenschaft nicht erreichen kann, versucht er durch Magie, durch die Beschwörung des Erdgeistes und schließlich durch Selbstmord in das Geheimnis der Welt einzudringen. Als seine Versuche fehlschlagen, verbindet er sich dem Teufel (Mephisto), um auf diesem Weg wenigstens einen Teil seines Ziels zu erreichen.
Mephisto zeigt ihm das Bild einer schönen Frau, und Faust entbrennt in sinnlicher Leidenschaft, die er, als Mephisto ihm Gretchen zuführt, zunächst auf diese überträgt. Näherer Kontakt zu Gretchen ist über deren Nachbarin, Frau Marthe Schwertlein, möglich, und Mephisto knüpft eine Verbindung mit ihr an, indem er so tut, als bringe er Nachricht vom Tod ihres Mannes. Faust soll diesen Tod bezeugen und so Gelegenheit bekommen, Gretchen zu treffen. An dieser Stelle beginnt die Szene ‘Straße 2’.

Zusammenfassung
Als Mephisto von Faust ein gültig Zeugnis, nämlich dass Herr Schwerdtlein in Padua an heil'ger Stätte ruhe (3055), verlangt, wehrt sich Faust empört, als falscher Zeuge aufzutreten, d.h. den Tod des Herrn Schwerdtlein zu bestätigen, ohne viel zu wissen (3038). Mephisto bezeichnet dagegen die Definition, die Faust als akademischer Lehrer von Gott, der Welt und was sich drin bewegt (3043), gegeben hat. ebenfalls als falsch Zeugnis. Von den Dingen, über die er als Professor gesprochen, habe er doch auch nicht mehr gewusst als von Herrn Schwerdtleins Tod (3049).
Als ihm Faust vorwirft, ein Lügner, ein Sophiste zu sein, nimmt Mephisto sein zweites Beispiel nicht mehr aus der Vergangenheit, sondern aus der Zukunft, um ihm zu zeigen, dass er nichts Unbilliges von ihm verlange. Morgen werde er das arme Gretchen … betören (3053); seine Liebesschwüre würden genauso falsch sein wie das Zeugnis über den Tod von Frau Marthes Mann.
Mephisto will Faust zeigen, dass dieser sich in das Lügenspiel (3066) schon so weit eingelassen hat, dass er nicht mehr zurück kann: Er hat als Universitätslehrer große Worte gemacht, er wird als Liebhaber große Worte machen, um zum Ziel zu gelangen. Er hat deshalb auch keinen Anlass, ein falsch Zeugnis in Sachen Schwerdtlein abzulehnen.
Die Szene endet damit, dass Faust dem Plan Mephistos zustimmt, weil er unbedingt Gretchen sehen will.

2.Lügt Mephisto wirklich? (vgl. V. 3050) Beantworten Sie diese Frage, indem Sie zurückgreifen auf Textstellen der Gelehrtentragödie!
Nach Mephistos Meinung hat Faust schon als Universitätslehrer und Arzt falsches Zeugnis abgelegt. Mephisto verweist mit Recht darauf, dass Faust seinen Studenten und seinen Patienten die Erkenntnis, dass wir nichts wissen können (364), dass sich Natur des Schleiers nicht berauben lässt (673), dass er nicht weiß, was die Welt/im Innersten zusammenhält (382f.), vorenthalten hat.
Hinzu kommt, dass er dem Pöbel auch nicht die Ahnung der Wahrheit mitteilen will, dass er nicht die Dinge beim rechten Namen nennen will (589), weil er fürchtet, nicht verstanden, sondern gekreuzigt und verbrannt zu werden.
So lehrt er über Dinge, die er nicht weiß (381) bzw. er lehrt etwas, von dem er weiß, dass es nicht die Wahrheit ist (wie auch Galilei viele Jahre lang seinen Studenten das Ptolemäische Weltbild beigebracht hat, obwohl er wusste - es aber nicht beweisen konnte - dass es falsch war.).Er führt seine Schüler an der Nase herum (363); und auch das einfachen Volk klärt er nicht darüber auf, dass seine Medikamente mehr getötet als geheilt haben.

3.Mephisto ist bei aller Überlegenheit am Ende und im Kern doch der Verlierer; er muss sowohl die Wette mit dem Herrn als auch die mit Faust verlieren.
Erläutern und belegen Sie - ausgehend von der angegebenen Szene! - diese These (oder widerlegen Sie sie)!
Gehen Sie dabei kurz auf den Inhalt der beiden Wetten ein und erläutern Sie, warum Mephisto die Erfüllung von Fausts Streben in der Liebe zu Gretchen verhindern muss und wieso dieses Verhindern dazu führt, dass er die Wette mit Faust verliert.
Ausgangspunkt der Überlegung ist in der angegebenen Szene Fausts Äußerung im Gespräch mit Mephisto, mit der er die Wahrhaftigkeit seines Verlangens nach Gretchen so erklärt:
Und diese Glut, von der ich brenne,
Unendlich, ewig, ewig nenne
(3064f.).
Dieses Bekenntnis könnte zunächst als die äußerste Gefährdung Fausts verstanden werden. Denn in dem Pakt, den Faust und Mephisto schließen, versichert Faust, er gebe die Wette verloren, wenn er jemals durch die Erfüllung seiner Wünsche befriedigt werden könne, so dass er zum Augenblicke sagen möchte: Verweile doch! du bist so schön! (1699-1700), also einem Augenblick Ewigkeitswert beimessen würde (der Augenblick ist nicht schön, sondern er würde als schön deklariert). Dann möge die Totenglocke schallen, und Mephisto soll seines Dienstes ledig sein. (Mephistos Beitrag zur Wette: dass er auf Erden ganz zu Fausts Diensten stehe. Dafür erhebt Mephisto Anspruch auf Faust, wenn sie sich »drüben« wiederfinden.)
Die Gefährdung wäre das Verweilen in dem Gefühl für Gretchen; und bei der Liebeserklärung wird diese Gefährdung, dass Faust beim Schönen verweilt, vollends deutlich: Sich hinzugeben ganz und eine Wonne / Zu fühlen, die ewig sein muss! Ewig ... Nein, kein Ende! kein Ende! (3191-3194)
Da aber Mephisto diese Erfüllung der Liebe zu Gretchen mit aller Gewalt verhindert, ist zu vermuten, dass diese Art von Verweilen beim schönen Augenblick nicht Inhalt der Wette war, so dass sich die Frage stellt, wie haben Mephisto und Faust diese Formel verstanden.
Fausts ureigenstes Streben war auf das Erreichen, das Erfahren des Absoluten angelegt: zu erfahren, was die Welt im Innersten zusammenhält, das hohe Streben (1676), das nicht Mephistos Welt ist, zu dem er nicht den geringsten Zugang hat. Die Kraft, die diesem Absoluten am nächsten kommt, ist die Liebe; sie ist es, die das Absolute erfahren lässt.
Wenn Fausts Liebe eine solche reine, heilige Liebe ist, wie sie durch Gretchen repräsentiert wird, also das reine Streben im Sinne der verheißenen Erlösung des Herrn, dann ist Faust nicht gefährdet, wohl aber, wenn es eine ‘Liebe’ im Sinne Mephistos ist, in deren Genuss er verbleiben möchte. Der Begriff ‘Glut’ legt zunächst diese Interpretation nahe.
Aber gerade die angegebene Szene zeigt, dass Faust - zunächst jedenfalls - reinen Herzens Gretchen entgegengeht; er will kein falsches Zeugnis ablegen, um an Gretchen heranzukommen: Wenn Er nichts Besseres hat, so ist der Plan zerrissen. (3039) Fausts Gewissen herrscht über seine Begierden. Darum bezeichnet Mephisto Faust - wenn auch etwas ironisch - als heil'ger Mann (3040).
In der erfüllten, aufrichtigen Liebe als Abglanz des Absoluten hat Faust teil an der Vollkommenheit des Göttlichen. Diese Teilhabe ist die Erlösung dessen, der immer strebend sich bemüht.
Und wenn Mephisto Faust nicht von diesem Weg auf seinen Weg herabziehen kann, verliert er die Wette mit Gott.
Wenn aber Mephisto möchte, dass Faust Erfüllung findet auf der platten Ebene z. B. der Sinnlichkeit, des Animalischen, wird ihm dies nicht gelingen, weil Faust nach absoluter Erfüllung strebt und die Genüsse dieser Welt von diesem Ziel her gesehen immer schal bleiben. Vom Symbolischen (Herr und Satan als Symbole von Gut und Bös) ins Realistische gewendet heißt das: Der Mensch, der teilhat am Bösen, ist nicht fähig, das Absolute, auch nicht dessen Abglanz zu erreichen; er bleibt im Bereich des Bedingten und wird deshalb durch die Genüsse dieser Welt eilen ohne endgültige Befriedigung.
Sofern er teilhat am Guten, hat er zumindest eine Ahnung von einem absoluten Ziel, und diese Ahnung von Vollkommenheit lässt ihn immer weitersuchen. Und also muss Mephisto die Wette mit Faust verlieren. Fausts Begegnung mit Gretchen ist vor allem eine Station zur Wahrhaftigkeit, zur Klarheit, zur Vollkommenheit hin; die Ahnung von Vollkommenheit, die er auf dieser Station erlangt hat, wird Faust weiterhin darin bestärken, bei keinem Irdisch-Bedingten zu verweilen.

Erläuterung
Santa Simplicitas:
heilige Einfalt
Sophist: Griechisch sophistes, das unserem Fremdwort zugrunde liegt, bezeichnete ursprünglich entsprechend seiner Zugehörigkeit zu griechisch sophós ‘geschickt; klug, weise’ einen Menschen, der im Besitz einer besonderen Geschicklichkeit oder Kunst ist. Dieser positive Sinn des Wortes ging verloren, als in Athen jene berühmten Sophisten (wie Gorgias, Hippias u.a.) auftraten, die das Volk gegen gute Bezahlung öffentlich in praktischer Philosophie und vor allem in der Rednerkunst unterrichteten. Ihr Wollen wurde von Sokrates als vordergründig entlarvt. Ihre Mittel waren in der Hauptsache Trugschlüsse und rednerische Gaukeltricks. So entwickelte das Wort sophistes seit Sokrates und Platon den verächtlichen Nebensinn ‘Großprahler, geschwätziger Scheingelehrter, spitzfindiger Wortverdreher’. (c) Dudenverlag



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