Torheit des Völkerhasses Erasmus von Rotterdam ‘Querela pacis’
Klassenarbeit 10c Zeit 2 Unterrichtsstunden; Anzahl der Wörter: 88 Verhältnis ‘Übersetzung - Zusatzaufgaben: 3 zu 1
I. Übersetzung
1 Ubi nihil subest causae, dissidiorum causas sibi fingunt, regionum vocabulis 2 ad alimoniam odii abutentes. 3 Anglus hostis est Gallo, nec ob aliud, nisi quod Gallus est. Germanus cum Franco dissidet. 4 Disiungit inane vocabulum loci, cur non potius tot res conciliant? 5 Male vult Britannus Gallo. Cur non potius bene vult homo homini, Christianus Christiano? 6 Locus corpora dirimit, non animos. 7 Separabat olim Rhenus Gallum a Germano; at Rhenus non separat Christianum a Christiano. 8 Mare dirimit Anglos a Gallis; at non dirimit religionis societatem. 9 Potius cogitate hunc mundum communem patriam omnium esse! -------------------------------------------------------------------------------------------------- zu 1: subesse - verborgen sein, vorhanden sein; mit dem Subjekt (im Prädikat) sind die Herrscher gemeint; dissidium - Feindschaft, Krieg; ‘vocabulum’ hier: Name; zu 2: alimonia - die Nahrung; das Nähren, bei Feuer bzw. im übertragenen Sinn: Schüren; abuti, or - mit Abl. missbrauchen; zu 3: Anglus - der Engländer; Gallus - der Franzose; ob aliud = aus einem anderen Grund; ‘nisi quod’ hier: als dass; Germanus - der Deutsche; Francus - der Franzose; dissidere, eo - verschiedener Meinung sein, in Feindschaft leben; zu 4: disiungere, o - trennen; potius - eher, lieber; tot (undekl.) hier: so viele andere; conciliare - verbinden; zu 5: male velle - übel wollen; Britannus - der Engländer; bene velle - Gutes wollen; Christianus - der Christ; zu 6: ‘locus’ hier: Raum; dirimere, o - trennen; zu 7: separare - trennen;
Übersetzung Wo nichts an Ursache vorhanden ist, erfinden sie sich Gründe für Kriege, indem sie die Namen von Ländern zum Schüren von Hass mißbrauchen. Der Engländer ist dem Franzosen ein Feind, und nicht aus einem anderen Grund, als dass er Franzose ist. Der Deutsche lebt in Feindschaft mit dem Franzosen. Der nichtige Name eines Ortes trennt - warum verbinden nicht eher so viele (andere) Dinge? Der Brite will dem Franzosen übel. Warum will nicht lieber der Mensch dem Menschen Gutes, der Christ dem Christen? Der Raum trennt die Körper, nicht die Geister. Einst trennte der Rhein den Franzosen von dem Deutschen; aber der Rhein trennt nicht den Christen vom Christen. Das Meer trennt die Engländer von den Franzosen; aber es trennt nicht die Gemeinschaft der Religion. Bedenkt eher, dass diese Welt das gemeinsame Vaterland aller ist!
II. Interpretationsaufgaben
1 Wie heißt der Genitiv ‘causae’ in Z. 1? 2 Wie heißt der Genitiv in Z. 2? 3 Wie heißt der Dativ ‘Gallo’ in Z. 3 und 5? 4 Was versteht man unter ‘Humanismus’? 5 Welche Sprache ist für den Humanismus die gemeinsame Sprache Europas? 6 Nenne einen Humanisten, mit dem Erasmus befreundet war! 7 Was bedeutet ‘Personifizierung’ in der ‘Querela’ des Erasmus? 8 An welchem Wort im vorliegenden Text wird das Besondere der Darstellungsform (Personifizierung) deutlich? 9 Was war der Anlass für die Verfassung der ‘Querela pacis’? 10 Wer ist nach dem vorliegenden Text Verursacher von Kriegen? 11 Wodurch könnten nach dem vorliegenden Text die Grenzen der Staaten überwunden und der Friede gewonnen werden?
1 Genitivus partitivus 2 Genitivus objectivus 3 Dativus incommodi 4 Eine Haltung, die das Mittelalter beendet und den Menschen in den Mittelpunkt stellt, vor allem die Würde des Menschen (Humanität) 5 Latein 6 Thomas Morus 7 Der Friede wird als sprechende Person dargestellt. 8 Mit dem Imperativ ‘cogitate’ (Z.9) wird der Leser angesprochen. 9 Friedensverhandlungen zwischen dem Habsburger Karl V.(auch König von Spanien, seit 1519 Kaiser des Deutschen Reichs) und Frankreich (Franz I.) zwischen 1520 und 1550 in Cambrai 10 die Herrscher 11 durch Religionsgemeinschaft, durch echtes Christentum
Hinweis auf grammatische Besonderheiten Genitivus subjectivus, objectivus; Dativus (in)commodi; Genitivus partitivus; Part. Präs.; AcI; cur; at; nec; ubi; nihil; nisi; ad; cum mit Abl.; a, ab; velle; uti mit Abl.; posse; olim; Rhenus; esse hic, haec, hoc; sibi, se; e-Deklination
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